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News: Verborgene Geheimnisse

Gab es nun einen riesigen Ozean auf dem Mars, oder ist das alles nur ein Märchen? Über diese Frage streiten sich die Wissenschaftler schon lange, und Nachrichten über Hinweise dafür und dagegen wechseln sich munter ab. Der Laser-Höhenmesser an Bord des Mars Global Surveyor hat nun einige neue Daten geliefert, welche die Existenz eines frühen Ozeans unterstützen. Kombinierte Messungen der Oberflächenstruktur und der Gravitation weisen auf riesige, mittlerweile verschüttete Gräben hin, die früher den mutmaßlichen Ozean gespeist haben könnten.
Es ist ein recht holpriger Flug für den Mars Global Surveyor rund um den roten Planeten. Die Schwerkraft unseres Nachbarn ist in Abhängigkeit von der Dicke der Kruste recht unterschiedlich, weshalb die Raumsonde mehr oder weniger auf und ab "hüpft". Doch selbst, wenn oberflächlich erkennbare Massenanhäufungen wie zum Beispiel Vulkankegel abgezogen werden, bleiben noch einige Schlängellinien übrig, für die Dichteunterschiede in der Kruste verantwortlich sein müssen.

Maria Zuber und ihre Mitarbeiter vom Massachusetts Institute of Technology vermuten, dass es sich dabei um Gräben unter der Oberfläche handelt. Einst sollen sie Wasser geführt und damit den Ozean gespeist haben, doch heute sind sie mit Sedimenten verfüllt (Science vom 10. März 2000). Die Arbeitsgruppe ermittelte Größenordnungen, die schon einem ordentlichen Fluss entsprechen: Breiten von 200 Kilometern, 1600 Kilometer Länge und Tiefen von mindestens ein bis drei Kilometern.

Die Messungen mit dem Mars Orbiter Laser Altimeter (MOLA) ergaben weiterhin, dass die Kruste des Mars – wie auf der Erde – zwei verschiedene Großregionen aufweist. Unter den bergigen südlichen Hochländern und der vulkanischen Tharsis-Region dünnt die sonst auf 80 Kilometer Dicke geschätzte Kruste von Süden nach Norden kontinuierlich aus. Im Gegensatz dazu weist sie in den nördlichen Tiefländern und in der Arabia Terra-Region der südlichen Hochländer eine mehr oder weniger gleich bleibende Dicke von etwa 35 Kilometern auf.

Die Struktur der Kruste ist auch für die geringe Höhe der nördlichen Tiefländer verantwortlich, weshalb die Entwässerung auf dem jungen Mars nordwärts verlief. Zahlreiche Täler und Abflussrinnen deuten heute noch darauf hin. Den neuen Daten zufolge floss das Wasser vom Valles Marineris und den Chryse und Kasei Valles bis weit in die nördlichen Ebenen hinein.

"Die Beobachtungen lassen vermuten, dass die nördlichen Tiefländer in der Frühgeschichte des Mars eine Region mit sehr großen Wärmeverlusten aus dem Planeteninneren waren, wahrscheinlich durch eine Periode kräftiger Konvektion und vielleicht auch auf Grund von Aufschmelzungsvorgängen von Platten im Innern des Mars", erläutert Sean Solomon vom Department of Terrestrial Magnetism an der Carnegie Institution in Washington. Diese Zone hohen Wärmeverlusts stimmt genau mit dem vermuteten Ozean überein. Der schnelle Transport der Hitze an die Oberfläche würde Gase und Wasser oder Eis aus dem Marsinneren an der Oberfläche freisetzen. Vielleicht war das zur selben Zeit, als der Mars noch ein wärmeres, feuchteres Klima aufwies, auf seiner Oberfläche flüssiges Wasser plätscherte und die Oberfläche durch ein starkes Magnetfeld vor dem Sonnenwind geschützt war.

Doch nicht jeder ist überzeugt. "Die Erklärung, die sie bieten, ist absolut vernünftig", meint David Stevenson vom California Institute of Technology in Pasadena, aber "das Problem mit der Schwerkraft ist, dass es immer auch andere Erklärungen gibt", wie zum Beispiel eine Verdickung der Kruste. Aber falls die Gräben tatsächlich vorhanden sind, steigern sie nach Ansicht von Norman Sleep von der Stanford University die Wahrscheinlichkeit für einen Ozean auf dem frühen Mars ganz beträchtlich.

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