News: Verminderte Schmerzen
Die Cannabinoide scheinen als Filter zu dienen, die bestimmen, ob ein Schmerzsignal ausgegeben werden soll oder nicht. Damit ist dieser Mechanismus ein ideales Ziel für schmerzlindernde Behandlungen. Bei den freigesetzten Substanzen handelt es sich um Anandamide und Palmitylethanolamide (PEA). Beide haben ihr eigenes spezifisches Ziel an der Zelle. Für Anandamide sind es die CB1-Rezeptoren. Das sind Andockstellen an den sensorischen Nervenenden – und zudem dieselben Rezeptoren, die in den schmerzverarbeitenden Bereichen des Gehirns und Rückenmarks gefunden wurden. PEA hat ein anderes Ziel: die CB2-Rezeptoren, deren natürliche Rolle bisher nicht bekannt war.
Zumindest bei Tieren scheinen Anandamide die unmittelbare Schmerzempfindung zu lindern, während die PEA-Wirkungen länger andauern. Werden beide zusammen verabreicht, wirken sie synergistisch, wobei sie gemeinsam Schmerzreaktionen um mehr als das Hundertfache wirkungsvoller verringern als jede der Chemikalien für sich alleine.
Normalerweise werden die Substanzen beständig in geringen Mengen im Körper freigesetzt. Durch Veränderung der Konzentration nach oben oder unten können Schmerzsignale gemildert oder durchgelassen werden. Daher scheinen diese Chemikalien den Beginn der Schmerzwahrnehmung zu steuern.
Nach Ansicht der Forscher könnten Medikamente, die Anandamide und PEA nachahmen, oder lokal wirkende Substanzen, die am CB2-Rezeptor oder sowohl auf den CB1- als auch den CB2-Rezeptor wirken, die Vorteile der Cannabinoide nutzbar machen, ohne deren psychoaktive Nebenwirkungen mit sich zu bringen.
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