Teamwork: Vertrauen steckt an
Tagtäglich müssen Menschen Entscheidungen treffen – und nicht immer können sie das völlig losgelöst von den Meinungen anderer tun. Parteien müssen sich auf ein gemeinsames Programm einigen, Unternehmen auf eine Verkaufsstrategie und Familien auf eine passende Freizeitbeschäftigung am Wochenende. Für manche dieser Entscheidungen ist Erfahrung von Vorteil: Wer jahrelang im Verkauf gearbeitet hat, kann mit besseren Tipps und Tricks aufwarten als ein Berufseinsteiger. Warum das Wort eines Experten bei manchen Gruppenentscheidungen dennoch untergeht, haben Wissenschaftler um Dan Bang von der University of Oxford untersucht. Schuld daran ist vermutlich ein Prozess, der auch als »confidence matching« bezeichnet wird, wie die Forscher im Fachmagazin »Nature Human Behaviour« berichten.
Bang und seine Kollegen rekrutierten für eine Reihe von Experimenten insgesamt 202 Probanden aus dem Iran und Großbritannien, die sie in Paare einteilten. Anschließend mussten die Probanden jeder für sich beurteilen, auf welchem von zwei Bildschirmen ein Objekt schwach erkennbar für kurze Zeit aufleuchtete. Außerdem sollten sie angeben, wie sicher sie sich bei ihrer Wahl waren. Am Ende setzte sich die Entscheidung, die mit der höchsten Überzeugung getroffen worden war, durch – sie galt als »Teamentscheidung« für beide Partner, die daraufhin das Ergebnis ihres Mitspielers sowie das Vertrauen, das dieser in seine Wahl gesetzt hatte, zu sehen bekamen.
Im Laufe der Durchgänge, so beobachteten die Forscher, glich sich das Vertrauen, das die beiden Partner in ihre Entscheidungen setzten, immer weiter an. Das sorgte dafür, dass Paare, in denen ein Partner die Aufgabe deutlich besser meisterte als der andere, besonders schwach abschnitten. Der schlechte Partner war sich seiner Entscheidungen im Anbetracht der schwachen Leistung zu sicher, während der starke Partner seine guten Entscheidungen nicht mehr mit genug Sicherheit vertrat.
Einfluss wird aufgeteilt
Doch wie kommt das confidence matching zu Stande? »Möglicherweise gleichen Personen das Vertrauen in ihre Entscheidungen einander an, um sicherzustellen, dass der Einfluss bei Gruppenentscheidungen gleich verteilt ist«, meint Studienleiter Bang. Das könne einerseits dazu beitragen, Konflikte zu vermeiden, andererseits aber auch dazu dienen, die Verantwortung aufzuteilen. »Alternativ könnten Menschen aber auch Probleme dabei haben, aus ihren vergangenen Fehlern und Erfolgen zu lernen und es deswegen einfacher finden, die Entscheidungssicherheit des anderen zu spiegeln.«
Besonders interessant wurden die Versuche dann, wenn die Forscher die Probanden ohne deren Wissen mit einem computergenerierten Teilnehmer ins Boot setzten. Das Computerprogramm traf entweder ähnlich korrekte Entscheidungen mit ähnlich hoher Sicherheit wie die Probanden oder unterschied sich in diesen Punkten stark von seinem menschlichen Gegenüber. Auch hier glich sich das Vertrauen in die eigene Entscheidungskraft über die Zeit hinweg an: Die Leistung von guten Spielern mit hohem Selbstvertrauen wurde dadurch gedrückt, während schlechte Spieler mit viel Selbstvertrauen von dem Prozess des confidence matching profitierten. Insgesamt lieferten aber jene Paare die beste Performance ab, die gleich viel oder gleich wenig Expertise in der Aufgabe hatten.
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