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News: Vier auf einen Streich

Krebs lässt sich auf verschiedene Weisen bekämpfen, beispielsweise mittels Chirurgie, Chemotherapie, Bestrahlung oder Hormontherapie. Auch radioaktive Stoffe werden eingesetzt, etwa um Schilddrüsenkrebs zu behandeln. Eine neue Methode befördert radioaktive Elemente gezielt ins Zentrum auch anderer Krebszellen, wo sie zerfallen und die Zellen so von innen zerstören.
Radioaktivität verbindet man meist mit etwas Negativem wie Atombomben oder unsichtbarer Strahlung, die jahrtausendelang von in Salzminen versenkten Fässern ausgeht. Allerdings gibt es auch gute Seiten der Radioaktivität. Beispielsweise breiten sich in der Nuklearmedizin verwendete radioaktive Elemente im Körper aus und können von außen mit geeigneten Kameras nachgewiesen werden. Auf diese Weise gelingt es, die Funktion von Organen oder die Lage von Tumoren zu bestimmen. Einige radioaktive Stoffe zerstören sogar diese Tumoren. So lagert sich radioaktives Iod in der Schilddrüse an und beseitigt dort sitzende Krebszellen.

Eine besonders raffinierte Form der Krebszellenzerstörung entwickelten nun Wissenschaftler um David Scheinberg vom Memorial Sloan-Kettering Cancer Center. Ihr so genannter Nanogenerator besteht aus einem radioaktiven Actinium-225-Isotop, das in einem "Käfig" gefangen an einen Antikörper gebunden ist. Der Antikörper sucht im Körper nach bestimmten Krebszellen und dockt an diese an. Sodann dringt der aus Kohlenstoff- und Stickstoffatomen bestehende Käfig in die Zelle ein und mit ihm das Actiniumisotop.

Nach einer Weile – Actinium-225 hat eine Halbwertszeit von zehn Tagen – zerfällt das Element unter Aussendung eines Alphateilchens. Dieses äußerst kurzlebige und energiereiche Teilchen zerstört die DNA und Proteine und somit die gesamte Krebszelle. Außerdem bildet sich bei dem Zerfall ein radioaktiver Tochterkern, der nach kurzer Zeit ein zusätzliches Alphateilchen aussendet. Insgesamt entstehen aus dem Actinium und seinen Tochterkernen vier Alphateilchen, die benachbarte Krebszellen zerstören können.

Die Wissenschaftler erprobten ihre Erfindung an Zellkulturen diverser Krebsarten, wie Leukämie, Brust- oder Prostatakrebs. Die Nanogeneratoren zerstörten alle diese Arten erfolgreich, und zwar in extrem niedrigen Konzentrationen. Auch Tests mit lebenden Mäusen waren erfolgreich. So genügte schon eine einzige gering dosierte Behandlung, um das Leben der Tiere zu verlängern, während eine längere Therapie sogar zur Heilung führte.

Die Forscher wollen nun die Wirksamkeit der Nanogeneratoren beim Menschen untersuchen und insbesondere ihre Nebenwirkungen bestimmen. Denn die Antikörper, welche das Actinium zu den Zellen befördern, sind nicht unfehlbar und docken mitunter auch an gesunde Zellen an.

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