News: Virus in der Falle
Vielleicht ist die Arbeitsgruppe um Stephan Ludwig von der Universität Würzburg nun aber doch auf einen Weg gestoßen, den Erreger zu kontrollieren. Sie packen ihn dafür an einer seiner empfindlichsten Stellen: seiner eigenen Vervielfältigung. Dafür ist er auf die Zellmaschinerie der Wirtszelle angewiesen, die er so umprogrammiert, dass sie seine Bestandteile herstellt und neue Viruspartikel zusammenbaut.
Unter anderem bedient sich das Virus dafür auch der so genannten Raf/MEK/ERK-Kinase-Kaskade, eines wichtigen Signalwegs in der Zelle, der deren Wachstum, Differenzierung und Tod steuert. Wofür genau es diese Enzyme verwendet, ist nicht ganz klar. Die Folgen aber, wenn ihm dieser Weg verwehrt ist, sind für den Erreger fatal – er kann sich nicht mehr vervielfältigen.
Die Forscher infizierten Zellkulturen mit dem Influenza-Virus und hemmten dann den Signalweg mit der Substanz UO126, die das Enzym MEK-Kinase blockiert. Nach mehreren Vermehrungsstadien der Viren enthielten die behandelten Zellkulturen nur ein Fünftel der Menge an Virenpartikeln wie die Kontrollkulturen. In weiteren Versuchen konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass die viralen Ribonucleoproteine – aus RNA und Proteinen zusammengesetzte Komplexe, die das Virengenom enthalten – im Zellkern gefangen blieben.
Die Hoffnung auf ein wirksames Medikament gegen das tückische Virus, das alljährlich Tausende von Menschen tötet, ist aber nicht ungetrübt. Denn der Signalweg spielt in der Zelle eine ganz entscheidende Rolle. Substanzen, die ihn blockieren, könnten deshalb schwere Nebenwirkungen auslösen. Bevor es in den Apotheken Grippemittel zu kaufen gibt, müssen die Forscher also erst sicherstellen, dass diese wirklich nur in den Virus-infizierten Zellen angreifen.
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