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Vogelflug: Wer im Schwarm fliegt, spart Energie

Lange wurde es vermutet, aber nicht bewiesen. Doch nun ist klar: Vögel, die allein unterwegs sind, müssen mehr Kraft aufwenden.
Zahlreiche Stare fliegen im Schwarm am hellen Himmel. Die Vögel wirken überwiegend braun mit dunklem Punktemuster. Details sind kaum zu erkennen.
Stare im Flug: Ein Schwarm bietet nicht nur mehr Schutz vor Fressfeinden, sondern spart auch Energie.

Viele Vogelarten ziehen in Schwärmen über den Himmel: manchmal in für das menschliche Auge chaotisch anmutenden Massen, manchmal in geordneter V-Formation. Daten aus Sensoren, die den Vögeln umgeschnallt wurden, und Computermodelle legen in verschiedenen Studien nahe, dass dieses Verhalten einen energiesparenderen Flug ermöglicht. Allerdings fehlten bislang direkte Messungen zum Stoffwechsel. Eine Arbeit von Sonja Friman von der University of North Carolina in Chapel Hill und ihrem Team schließt diese Lücke. Die Arbeitsgruppe zeigt, dass der Flug im Schwarm tatsächlich weniger kräftezehrend für die Tiere ist.

Friman und Co ließen dazu einen, zwei oder drei Stare in einem Windkanal fliegen. Die Vögel trugen Geolokatoren auf dem Rücken; gleichzeitig wurde der Windkanal mit mehreren Kameras überwacht und die Bewegungen der Tiere aufgezeichnet. Um herauszufinden, wie viel Energie die Stare beim Fliegen aufwenden mussten, maßen die Wissenschaftler den sich ändernden Kohlendioxidgehalt in der Luft. Den Vögeln wurde dafür zuvor eine Natriumbikarbonat-Lösung verabreicht, in der sich das Kohlenstoffisotop 13 befand. Bei Dreierflügen erhielt immer nur ein Star diese Zufuhr, um spezifisch analysieren zu können.

Waren mehrere Stare im Windkanal, flogen die nachfolgenden Vögel etwa eine Flügellänge hinter dem führenden Tier und mit 0,8 Flügellänge Abstand seitlich zu diesem versetzt. Die Anführer waren in der Regel die größten Tiere der jeweiligen Gruppe. Sie schlugen auch seltener mit den Flügeln als ihre kleineren, ihnen folgenden Artgenossen. Letzteres traf auch zu, wenn sie allein flogen.

Die Stoffwechselanalyse ergab, dass ein Star im Formationsflug im Vergleich zu einem Alleinflug prinzipiell Energie spart. Dieser Vorteil schrumpft jedoch, wenn das Tier häufig seine Position innerhalb des Schwarms verändert. Dann benötigte es sogar mehr Energie als im Alleinflug. Stare, die am konsequentesten in ihrer Flugposition hinter dem Leitvogel blieben, brauchten hingegen ein Viertel weniger Energie als bei einer Solotour.

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  • Quellen
PNAS 10.1073/pnas.2319971121, 2024

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