Das aktuelle Stichwort: Vogelgrippe und Haustiere
Die Vogelgrippe hat Deutschland erreicht; das heimische Geflügel ist zum Hausarrest verdonnert. Für Vögel endet eine Infektion mit dem gefürchteten Erreger H5N1 fast immer tödlich. Doch wie sieht es mit Katzen, Hunden und anderen Haustieren aus?
Um es gleich vorwegzunehmen: Die Gefahr ist da – aber gering.
Tatsächlich nehmen es Grippeviren mit der Wirtsspezifität nicht besonders genau. Sie fühlen sich sowohl in Vögeln als auch in Säugetieren wohl, wobei besonders Schweine als "Mischgefäße" gefürchtet sind, in denen verschiedene Virenstämme ihr genetisches Sortiment untereinander austauschen, um dann neue Wirtsarten – wie beispielsweise den Menschen – zu attackieren.
Für die Erreger der Vogelgrippe – wozu auch H5N1 gehört – galt jedoch lange Zeit, dass sie sich auf Vögel und Schweine beschränken. Als jedoch H5N1 im Jahr 1997 zum ersten Mal beim Menschen nachgewiesen wurde, war diese Ansicht auf traurige Weise widerlegt.
Im Laufe der Zeit scheint das Virus sein Wirtsspektrum erweitert zu haben: Während es bis zum Jahr 2000 Mäusen noch nichts anhaben konnte, gelang es einzelnen Varianten ab 2001, sich auch in Nagern zu vermehren. Im Februar 2004 tauchte schließlich der Verdacht auf, dass auch Katzen von der Vogelgrippe infiziert werden können. Dies galt als äußerst ungewöhnlich, da die Raubtiere normalerweise gegen Grippe immun sind. Doch im Oktober desselben Jahres mussten in einem thailändischen Zoo 30 Tiger eingeschläfert werden, nachdem bereits 29 Artgenossen dem Erreger erlegen waren.
Die Großkatzen waren offensichtlich mit infiziertem Geflügel gefüttert worden und hatten dadurch große Mengen des Erregers aufgenommen. Die Arbeitsgruppe des Viren-Experten Albert Osterhaus vom Erasmus Medical Center in Rotterdam wollte daraufhin wissen, ob auch unser heimischer Stubentiger gefährdet ist und machte 2004 die Probe aufs Exempel [1].
Jetzt konnten die Wissenschaftler ihr Ergebnis erweitern [2]: Sie steckten drei Katzen direkt mit H5N1 an, drei Tiere bekamen infiziertes Hühnerfleisch zu fressen, und zwei weitere hielten sich mit angesteckten Artgenossen auf. Alle sieben Katzen erkrankten.
Und nicht nur das: Der Erreger beschränkte sich nicht nur auf Atemwege und Lunge, sondern fand sich auch in verschiedensten Geweben wie Darm, Leber, Nieren, Herz und Gehirn. Die angesteckten Tiere verbreiteten die Viren offensichtlich sowohl über die Atemluft als auch über den Kot.
"Würden wir das beim Menschen beobachten, hätten wir ein echtes Problem", mahnt Osterhaus und ergänzt: "Es gibt offenbar die Möglichkeit, dass ein reines Vogel-Influenza-Virus sich immer mehr an den Menschen anpasst, die Artgrenze überschreitet und direkt auf diesen überspringt."
Auch Hunde scheinen nicht gänzlich gegen das Virus gefeit zu sein: Thailändische Wissenschaftler des Staatlichen Instituts für Tiergesundheit in Bangkok hatten 629 Hunde und 111 Katzen nach Antikörpern gegen H5N1 untersucht. Bei 160 Hunden und acht Katzen wurden sie fündig [3].
Kuiken bestätigt nach Anfrage von spektrumdirekt diese Auffassung: "Verglichen mit dem Risiko, sich über Geflügel mit H5N1 zu infizieren, ist das Infektionsrisiko über Katzen sehr gering, weil viel mehr Vögel als Katzen in den betroffenen Gebieten infiziert sind, und weil Geflügel mehr Viren ausscheidet als Katzen. Dennoch muss man sich bewusst machen, dass Katzen infiziert sein und das Virus ausscheiden können."
Tatsächlich nehmen es Grippeviren mit der Wirtsspezifität nicht besonders genau. Sie fühlen sich sowohl in Vögeln als auch in Säugetieren wohl, wobei besonders Schweine als "Mischgefäße" gefürchtet sind, in denen verschiedene Virenstämme ihr genetisches Sortiment untereinander austauschen, um dann neue Wirtsarten – wie beispielsweise den Menschen – zu attackieren.
Für die Erreger der Vogelgrippe – wozu auch H5N1 gehört – galt jedoch lange Zeit, dass sie sich auf Vögel und Schweine beschränken. Als jedoch H5N1 im Jahr 1997 zum ersten Mal beim Menschen nachgewiesen wurde, war diese Ansicht auf traurige Weise widerlegt.
Im Laufe der Zeit scheint das Virus sein Wirtsspektrum erweitert zu haben: Während es bis zum Jahr 2000 Mäusen noch nichts anhaben konnte, gelang es einzelnen Varianten ab 2001, sich auch in Nagern zu vermehren. Im Februar 2004 tauchte schließlich der Verdacht auf, dass auch Katzen von der Vogelgrippe infiziert werden können. Dies galt als äußerst ungewöhnlich, da die Raubtiere normalerweise gegen Grippe immun sind. Doch im Oktober desselben Jahres mussten in einem thailändischen Zoo 30 Tiger eingeschläfert werden, nachdem bereits 29 Artgenossen dem Erreger erlegen waren.
Die Großkatzen waren offensichtlich mit infiziertem Geflügel gefüttert worden und hatten dadurch große Mengen des Erregers aufgenommen. Die Arbeitsgruppe des Viren-Experten Albert Osterhaus vom Erasmus Medical Center in Rotterdam wollte daraufhin wissen, ob auch unser heimischer Stubentiger gefährdet ist und machte 2004 die Probe aufs Exempel [1].
"Würden wir das beim Menschen beobachten, hätten wir ein echtes Problem"
(Albert Osterhaus)
Das Ergebnis der Forscher um Thijs Kuiken bestätigte den Verdacht: Alle drei Katzen, welche die Forscher H5N1 aussetzten, zeigten bereits nach einem Tag typische Symptome wie Fieber und Atemschwierigkeiten; ein Tier starb nach sechs Tagen. Dagegen blieben die Kontrolltiere, die mit dem Stamm H3N2 – einem der häufigsten Influenza-Viren-Stämme des Menschen – infiziert wurden, erwartungsgemäß putzmunter. (Albert Osterhaus)
Jetzt konnten die Wissenschaftler ihr Ergebnis erweitern [2]: Sie steckten drei Katzen direkt mit H5N1 an, drei Tiere bekamen infiziertes Hühnerfleisch zu fressen, und zwei weitere hielten sich mit angesteckten Artgenossen auf. Alle sieben Katzen erkrankten.
Und nicht nur das: Der Erreger beschränkte sich nicht nur auf Atemwege und Lunge, sondern fand sich auch in verschiedensten Geweben wie Darm, Leber, Nieren, Herz und Gehirn. Die angesteckten Tiere verbreiteten die Viren offensichtlich sowohl über die Atemluft als auch über den Kot.
"Würden wir das beim Menschen beobachten, hätten wir ein echtes Problem", mahnt Osterhaus und ergänzt: "Es gibt offenbar die Möglichkeit, dass ein reines Vogel-Influenza-Virus sich immer mehr an den Menschen anpasst, die Artgrenze überschreitet und direkt auf diesen überspringt."
Auch Hunde scheinen nicht gänzlich gegen das Virus gefeit zu sein: Thailändische Wissenschaftler des Staatlichen Instituts für Tiergesundheit in Bangkok hatten 629 Hunde und 111 Katzen nach Antikörpern gegen H5N1 untersucht. Bei 160 Hunden und acht Katzen wurden sie fündig [3].
"Das Infektionsrisiko über Katzen ist sehr gering. Dennoch muss man sich bewusst machen, dass Katzen infiziert sein können"
(Thijs Kuiken)
Müssen wir nun befürchten, dass Bello und Mieze uns die Vogelgrippe ins Haus schleppen? Vermutlich nicht. Das Friedrich-Loeffler-Institut weist darauf hin, dass Säugetiere und Menschen sehr große Virusmengen aufnehmen müssen, um sich anzustecken. Und selbst wenn sie erkranken, scheiden sie nur sehr wenige Viren aus. (Thijs Kuiken)
Kuiken bestätigt nach Anfrage von spektrumdirekt diese Auffassung: "Verglichen mit dem Risiko, sich über Geflügel mit H5N1 zu infizieren, ist das Infektionsrisiko über Katzen sehr gering, weil viel mehr Vögel als Katzen in den betroffenen Gebieten infiziert sind, und weil Geflügel mehr Viren ausscheidet als Katzen. Dennoch muss man sich bewusst machen, dass Katzen infiziert sein und das Virus ausscheiden können."
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