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News: Vom Saulus zum Paulus

Das Bakterium Salmonella besitzt einen denkbar schlechten Ruf. Es ist der Grund dafür, daß jährlich Tausende von Menschen mit Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus landen. Doch vielleicht werden Mediziner sie bald sehr nützlich finden: Diese Organismen lassen sich anscheinend als Boten für Impfstoffe einsetzen.
Um Virusinfektionen bekämpfen zu können, muß im menschlichen Körper eine Immunreaktion der Klasse I erfolgen, durch welche die T-Zellen aktiviert werden, welche die infizierten Wirtszellen abtöten, bevor sich das Virus mit ihrer Hilfe weiter verbreiten kann. Anfang 1998 berichtete ein Forscherteam der State University of New York in Stony Brook unter Leitung des Mikrobiologen Jorge Galen, daß Salmonellen eine ungewöhnliche biochemische "Spritze" benutzen, um schädliche Proteine in die fremden Zellen zu injizieren. Aufgrund dieser Entdeckung untersuchten Galan und seine Kollegen, ob es nicht möglich sei, den Mechanismus für die Einbringung von Impfstoffen zu nutzen.

Die Wissenschaftler veränderten einen Stamm von Salmonella so, daß sie das Protein eines Grippevirus in die Wirtszellen einbrachten. Diese Moleküle veranlassen dann eine Immunreaktion. Zusätzlich behandelten die Biologen die Bakterien so, daß sie keine Erkrankungen mehr hervorrufen konnten. Als die Forscher im Labor kultivierte Zellen von Menschen und Mäusen mit den Salmonellen infizierten, die das Grippeprotein abgaben, produzierten die Säugerzellen Moleküle, die typisch für eine Klasse I-Immunreaktion waren.

In einem weiteren Versuch wurden Mäuse mit einem anderen Salmonellenstamm geimpft, der Proteine eines für die Nager tödlichen Virus übertrug. Als die Versuchstiere später mit dem entsprechenden Virus in Berührung gebracht wurden, erkrankte keine der behandelten Mäuse (Science vom 24. Juli 1998).

"Dies ist ein sehr interessanter Nachweis eines Prinzips", sagt Michael Starnbach, Immunologe an der Harvard Medical School in Boston. Seiner Meinung nach sind auf Salmonella basierende Impfstoffe besonders vielversprechend, da sie oral verabreicht werden können und zudem billig zu produzieren sind.

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