Direkt zum Inhalt

News: Von der Senke zur Quelle?

Noch gelten die ausgedehnten Wälder und die Weltmeere als Senke für Kohlendioxid, die uns vor einem viel heftigeren Treibhauseffekt bewahren. Doch vielleicht geht uns dieser Schutz bald verloren. Denn Simulationen haben erbracht, dass sich die Kohlenstoffsenke der Landvegetation bald in eine Quelle verwandeln könnte. Und auch die Speicherkraft der Ozeane wird eventuell deutlich geringer sein als bisher vermutet.
Angesichts der drohenden Klimaerwärmung gibt es immer neue Simulationen, wie sich denn die Verhältnisse in den kommenden Jahren verändern werden. Je nachdem, welche Faktoren die Wissenschaftler dabei in welchem Ausmaß berücksichtigen, unterscheiden sich die Szenarien grundlegend voneinander.

Peter M. Cox und seine Kollegen vom Hadley Centre for Climate Prediction and Research in Berkshire stellen nun eine neue Simulation vor, in der sie die Rückkopplung des vermuteten Temperaturanstiegs auf den Kohlenstoffkreislauf berücksichtigen. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis, dass die terrestrische Biosphäre, in der vor allem Pflanzen als Kohlenstoffsenke wirken, ab etwa 2050 netto mehr Kohlenstoff abgeben wird, als sie aufnimmt. Und auch die Ozeane werden dem Modell zufolge deutlich weniger Kohlenstoff speichern, als bisherige Berechnungen ergaben (Nature vom 9. November 2000).

Die Wissenschaftler verglichen für verschiedene Szenarien, um wieviel Grad die Temperatur ansteigen würde und welche Menge Kohlenstoff die Landpflanzen und Ozeane aufnehmen könnten. Ließen sie dabei den Einfluss des Klimas auf den Kohlenstoffkreislauf unberücksichtigt, ergab sich für das 21. Jahrhundert ein Temperaturanstieg von 5,5 Grad Celsius an Land und 750 Milliarden Tonnen gespeicherten Kohlenstoffs in der Biosphäre und den Weltmeeren. Verknüpften sie jedoch das Modell für die Klimaveränderung mit dem des Kohlenstoffhaushaltes, dann kehrten sich die Werte fast ins Gegenteil: Die Kohlenstoffsenke der Ozeane erwies sich als weit weniger ergiebig, und die Landpflanzen wurde sogar zu einer Quelle. Und die Temperaturen würden sich bis 2100 sogar um acht Grad Celsius erhöhen.

Wie kommt es dazu? Laut Cox werden durch die wärmeren Temperaturen zum Beispiel die tropischen Wälder zurückgehen. Zusätzlich müssten sich die Stoffwechselraten von Bodenbakterien erhöhen, wodurch mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen. Und außerdem gehen die Forscher davon aus, dass sich durch die größeren Temperaturunterschiede Oberflächen- und Tiefenwasser nicht mehr so gründlich mischen können, wodurch weniger Kohlendioxid in den Ozeanen gelöst werden kann.

Doch genau hier setzt auch die Kritik von Kollegen an. Viel zu wenig ist bisher darüber bekannt, wie beispielsweise die Lebensgemeinschaften von Mikroorganismen auf die Klimaerwärmung reagieren werden. Auch ist ungeklärt, wie sich die Zirkulation in den Weltmeeren verhalten wird – zu viele Faktoren sind dafür zu berücksichtigen. Ob die Ergebnisse also nun richtig oder falsch, vielleicht auch nur näher dran oder weiter weg sind – das wird demnach erst die Zukunft beantworten.

Siehe auch

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.