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News: Von einem Saurier, dem kalt war

Nun ist es wohl doch bewiesen: Schon bevor es Vögel gab, trugen Saurier ein Federkleid. Und die jüngst geborgenen fossilen Reste eines Raubsauriers sind so einzigartig gut erhalten, dass sie selbst feinste Strukturen erkennen lassen. Eines konnte der Dromaeosaurus allerdings nicht: fliegen. Doch dazu waren die Federn auch nicht gedacht, vielmehr war dem womöglich bereits warmblütigen Tier einfach nur kalt.
Es fällt nicht schwer, sich beim Anblick einer Krähe einen kleinen Flugsaurier vorzustellen. Die schuppigen Beine, die Krallen und der Skleralring der Augen erinnern stark an die reptile Herkunft. Nur wenige Forscher zweifeln dann auch an der Theorie, nach der die Vögel einst aus den Sauriern hervorgingen, bewiesen ist sie jedoch nicht. Immerhin haben ihre Gegner seit 1995 in der Regel das Nachsehen, denn in jenem Jahr tauchte der erste fossile Saurier mit einem primitiven Federkleid auf.

Dennoch gab es weiterhin begründete Zweifel an dem vermeintlichen Federkleid prähistorischer Reptilien. Die wenigen Funde waren schwer zu deuten, die Feder-ähnlichen Strukturen nur schwer mit dem Körper in Verbindung zu bringen, und überhaupt war unklar, ob hier nicht fossile Überreste von Vögeln und Echsen durcheinander gerieten.

Nun stellen Ji Qiang von der Chinese Academy of Geological Sciences und Mark Norell vom American Museum of Natural History den ersten, überaus bemerkenswerten Fund eines vollständigen Dinosauriers vor, der von Kopf bis Fuß befedert ist. Bauern hatten den fossilen Dromaeosaurus in den berühmten, jura- und kreidezeitlichen Ablagerungen der Liaoning-Provinz im Nordosten Chinas entdeckt.

Die Dromaeosaurier waren kleine und flinke Raubtiere und gehörten zu den Theropoden, zweibeinigen Fleischfressern, zu denen auch der Hauptdarsteller von Jurassic Park zählte: Tyrannosaurus rex. Sie verfügten über scharfe Zähne und ein Knochengerüst, das dem der Vögel überaus ähnlich ist.

Der jetzt geborgene Dromaeosaurus hat zudem auch noch ausgeschaut wie ein Vogel - ein seltsamer zwar, aber immerhin. Für Norell glich das Tier einer Ente mit langem Schwanz und einem zu groß geratenem Kopf. Letzteres könne ein Hinweis darauf sein, dass es sich um die Überreste eines Jungtiers handelt. Kopf und Schwanz waren von Daunen-artigen Federn besetzt, während aus dem Körper Büschel von verästelten Filamenten sprossen: primitive Federn. An den Armen finden sich gar Strukturen, die den feinen Widerhaken moderner Vogelfedern gleichen.

"Das Fossil verändert in radikaler Weise unsere bisherigen Vorstellungen von diesen ausgestorbenen Tieren", meint Norell. Die Details sind so fein, dass die Forscher genau sehen können, wie die Federn mit dem Körper verbunden waren. "Es steht [damit] außer Zweifel, dass es Feder-ähnliche Strukturen schon vor der Zeit der Vögel gab", freut sich Qiang. "Dies ist der Fund, auf den wir gewartet haben."

Dennoch war dieser Dromaeosaurus - von dem noch niemand weiß, ob er eine neue Art darstellt - wohl mehr Saurier als Vogel. An Fliegen war jedenfalls nicht zu denken, das Federkleid diente vielmehr dem Schutz vor der Kälte. Das Tier könnte also auch ein Relikt aus jener Zeit sein, als die Reptilien anfingen, warmblütig zu werden. So wie die heutigen Vögel.

  • Quellen
Nature 410: 1084–1088 (2001)

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