Beobachtungstipps: Wachablösung am Nachthimmel
Merkur steht im September östlich der Sonne; er nähert sich seiner größten östlichen Elongation, die er am 1. Oktober erreichen wird. Die flach stehende Ekliptik am Abendhimmel lässt keine Sichtbarkeit zu.
Venus ist der »Morgenstern«: Sie wandert vom Sternbild Zwillinge über den Krebs in den Löwen und leuchtet mit –4,1 mag unübersehbar hell. Ihre Aufgangszeiten verspäten sich im Monatslauf von 2:38 Uhr MESZ (1. September) auf 3:35 Uhr MESZ am Monatsletzten. Bei Beginn der bürgerlichen Dämmerung, (Sonnenstand –6 Grad, gegen 6 Uhr am Monatsanfang, 6:45 Uhr Ende September) steht sie rund 30 Grad über dem Osthorizont. Das Venusscheibchen schrumpft bis zum Monatsende von 19,5 auf 15,7 Bogensekunden, der Beleuchtungsgrad steigt von 60 auf 71 Prozent. Um den 13. September passiert die Venus den offenen Sternhaufen Messier 44 im Krebs südlich. Der Minimalabstand zum Haufenzentrum beträgt am Morgen des 13. etwa 2,1 Grad. Am Morgen des 14. September steht der abnehmende Mond seinerseits 1,4 Grad nördlich von Messier 44 beziehungsweise 3,6 Grad nördlich der Venus (siehe Grafik unten). Es kommt zu einer Bedeckung des 4,7 mag hellen Sterns Gamma Cancri. Am Morgen des 23. September steht Venus etwa zwei Grad südwestlich des 8,4 mag hellen Asteroiden (4) Vesta.
Mars setzt am 9. September im Sternbild Fische zu seiner Oppositionsschleife an: Er steht an diesem Tag vor dem Hintergrund der Fixsterne praktisch still und wird für die kommenden Wochen rückläufig, wandert an der Himmelssphäre also Richtung Westen. Dieser Effekt kommt durch das »Überholmanöver« der Erde auf der Innenbahn um die Sonne zu Stande – in Wirklichkeit setzt der Mars seine normale Umlaufbewegung natürlich fort. Am 1. September geht der Rote Planet, dessen Farbe auffällig ist, um 21:48 Uhr MESZ auf und kulminiert um 4:26 Uhr. Bis zum 30. September verfrühen sich diese Zeiten auf 19:45 Uhr MESZ beziehungsweise 2:22 Uhr. Mars wird zum Beobachtungsobjekt für die ganze Nacht, und seine scheinbare Helligkeit erreicht zum Monatsende stolze –2,5 mag. Mars wird damit heller als Jupiter und nach Mond und Venus zur Nummer drei des Nachthimmels. Das Marsscheibchen wächst im Monatslauf von 19,0 auf 22,4 Bogensekunden. Damit hat die beste Zeit zur Beobachtung des Planeten begonnen, zumal er mit einer Kulminationshöhe von fast 47 Grad weit besser positioniert ist als bei seiner letzten Opposition im Jahr 2018. Am Morgen des 6. September steht der zu 87 Prozent beleuchtete, abnehmende Mond etwa 1 Grad südwestlich des Mars (siehe SuW 8/2020, S. 55).
Jupiter birgt Entdeckungspotenzial nicht nur für Profis. So entdeckte ein Amateurastronom ein neues Sturmgebiet auf dem Giganten, einen »Kleinen Weißen Fleck« (siehe Bild oben). Der Gasriese beendet am 14. September seine Oppositionsschleife. Er gerät an diesem Tag im Sternbild Schütze in Stillstand und wird rechtläufig, wandert also wieder Richtung Osten. Mit der Jupiterbeobachtung sollte man früh beginnen: Der Planet lässt sich nach Ende der Dämmerung etwa 18 Grad hoch im Süden finden. Schon im Lauf der ersten Nachthälfte sinkt er sehr bald tief an den Südwesthorizont. Seine Kulmination verfrüht sich von 21:51 Uhr MESZ am 1. September auf 19:58 Uhr am Monatsletzten; sein Untergang entsprechend von 1:59 auf 0:06 Uhr. Jupiters scheinbare Helligkeit fällt im Monatslauf von –2,6 auf –2,4 mag. Das Planetenscheibchen, gemessen über den Äquator, schrumpft in dieser Zeit von 44,3 auf 40,7 Bogensekunden. Jupiters beste Beobachtungszeit nähert sich ihrem Ende.
Saturn gerät am 29. September in Stillstand, wie Jupiter kurz zuvor im Sternbild Schütze. Fast acht Grad östlich von Jupiter positioniert, kulminiert Saturn etwa eine halbe Stunde später als dieser, am 1. September um 22:26 Uhr MESZ und am 30. um 20:30 Uhr. Seine Untergangszeiten verfrühen sich im gleichen Zeitraum von 2:43 Uhr auf 0:46 Uhr. Der 0,4 mag helle Planet erscheint im Teleskop als etwa 17,5 Bogensekunden großes Scheibchen, dessen Ringsystem knapp 23 Grad geöffnet ist. Wie Jupiter sinkt auch Saturn im Lauf der Nacht recht bald an den tiefen Südwesthorizont. Der Mond passiert Saturn am Abend des 25. September etwa drei Grad südlich (siehe Grafik unten).
Uranus wandert rückläufig, also westwärts, durch das Sternbild Widder. Er ist in der zweiten Nachthälfte am besten zu sehen: Die Kulminationszeiten des Gasriesen verschieben sich im Monatslauf von 5:10 auf 3:14 Uhr MESZ. Seine scheinbare Helligkeit liegt bei 5,7 mag. In klaren mondfreien Nächten sieht man ihn bereits mit bloßem Auge als schwaches Sternchen etwa 10 Grad südlich der Sterne Alpha und Beta Arietis. Im Fernrohr erscheint der große Gasplanet ab 200-facher Vergrößerung als 3,7 Bogensekunden großes blassgrünes Scheibchen.
Neptun steht am 11. September im Sternbild Wassermann in Opposition. Mit seiner scheinbaren Helligkeit von 7,8 mag ist er nur mit optischen Hilfsmitteln zu sehen: Im Teleskop erscheint er ab einer Vergrößerung von 250- bis 300-fach als 2,4 Bogensekunden großes Scheibchen. Bei klarem Himmel lässt sich außerdem sein größter Mond namens Triton erkennen: Er erscheint als 13,5 mag heller »Stern«, der sich nie weiter als etwa 18 Bogensekunden von Neptun entfernt befindet, bei umlaufenden Positionswinkeln. Um Neptun zu finden, orientiert man sich am besten an dem 4,2 mag hellen Stern Phi Aquarii. Der Gasplanet befindet sich nordöstlich von ihm, wobei sein Abstand im Lauf des Monats von knapp 2,5 auf etwa 1,7 Grad schrumpft.
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