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News: Wässrige Gardinen

Hohe Energiepreise regen die Phantasie der Ingenieure an. Um den Heiz- und Klimatisierungskosten ein Schnippchen zu schlagen, ist fast jedes Mittel recht. Jetzt präsentiert ein englischer Tüftler einen neuen Vorschlag für Bürohochhäuser: Wassergefüllte Fenster.
"Die höchsten Kosten verursacht die Klimaanlage zur Kühlung der Büros im Sommer", sagt der englische Ingenieur Frederick McKee. Recht hat er. Ein 30 Meter hohes zehnstöckiges Bürogebäude frisst im Jahr schätzungsweise eine halbe Million Mark für Heizung und Klimatisierung – ein teures Vergnügen.

Schwachpunkt der Häuser sind die Fenster: Im Sommer lassen sie munter die Sonnenstrahlen hinein und heizen so die Räume kräftig ein – im Winter geben sie kostbare Wärme spendabel nach draußen. Energetisch sinnvoll wäre es also, ganz auf Fenster zu verzichten. Auch wenn manche Universitätshörsäle dieses Prinzip erfolgreich umsetzten, ist es nicht jedermanns Sache, ständig bei Kunstlicht oder im Finstern zu sitzen.

McKee schlägt einen anderen Weg vor. Der findige Tüftler baute normale Doppelglasfenster zu Aquarien um. Statt Luft befindet sich Wasser zwischen den Glasscheiben – ständig erneuert über eine Pumpe. Das Wasser ist angereichert mit einer Chemikalie, welche die Infrarotstrahlung der Sonne absorbiert, aber sichtbares Licht durchlässt. Von der Sonne erwärmt, fließt das wässrige Innenleben in einen Wärmetauscher, wird hier abgekühlt und schließlich wieder zurückgepumpt. Zusätzlich, so die pfiffige Idee, kann kühleres Wasser aus beschatteten Fenstern auf der Nordseite des Gebäudes zur Sonnenseite gepumpt werden. Im Winter verhindern die wässrigen Gardinen die Abstrahlung der Raumwärme nach außen (New Scientist vom 28. Oktober 2000).

McKee ist von seiner Idee überzeugt: "Das System erlaubt uns grundsätzlich, Gebäude zu errichten, die keine Kühlung im Sommer und keine Beheizung im Winter brauchen." Seiner Meinung nach würde das eingangs erwähnte Hochhaus dann statt der halben Million weniger als 10 000 Mark an Energiekosten verbrauchen. Unterstützt wird er von Peter Worburton vom Londoner Ingenieurbüro Arup: "Die Idee ist brillant – aber die Leute davon zu überzeugen, dass das kein Blödsinn ist, braucht seine Zeit." Der Londoner Konstrukteur Tim MacFarlane äußert sich ebenfalls etwas skeptisch über die Akzeptanz der Wasserfenster: "Die Leute haben bei der Vorstellung von Wasser, das durch ihre Fenster gepumpt wird, ein Problem. Sie befürchten, das Ganze leckt oder zerbricht."

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