News: Wale mit Kultur
Whitehead schloß daraus, daß die Wale ihre Rufe und vermutlich auch anderes Verhalten innerhalb der Familiengruppen weitergeben. Beim Durcharbeiten bereits veröffentlichter genetischer Analysen anderer Wale entdeckte er, daß Pott-, Pilot- und Schwertwale eine sehr geringe mtDNA-Vielfalt aufweisen. Bei diesen Walarten verbringt der Nachwuchs sein Leben mit den Müttern und der mütterlichen Verwandtschaft. Whitehead glaubt, daß sich die mtDNA-Vielfalt im Verlauf der Walevolution eingeengt hat, bedingt durch die Überlieferung erfolgreicher Verhaltensweisen – sozusagen durch kulturelle Selektion. Verhalten wie zum Beispiel Fütterungstechniken, Babysitting und Verteidigungsmethoden gegen Raubtiere wurde von den älteren Weibchen an die Kälber weitergegeben. In einem Computermodell fand Whitehead heraus, daß ein theoretisches kulturelles Verhalten, das einen zehnprozentigen Vorteil bei der Fortpflanzung verleiht und an 95 Prozent der Töchter weitergegeben wird, die mtDNA-Vielfalt in 300 Generationen auf nahezu Null reduziert.
"Es ist schwierig, eine derart radikale These stichhaltig zu untermauern," sagt Bernd Wursig, Meeresbiologe der Texas A&M University in Galveston, "weil wir so wenig über Walverhalten und Walgenetik wissen." Whitehead selbst gibt zu, daß seine Theorie noch lange nicht bewiesen ist, aber "sie paßt besser zu allen verfügbaren Daten als jede andere Erklärung."
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