Kolonialzeitalter: Welthandel mit Schmuckperlen
Kobaltblaue Glasperlen aus Frankreich und China, Schichtglas aus den Niederlanden und Kugeln aus honigfarbenem baltischem Bernstein – auf jene wertvollen Grabbeigaben stießen Archäologen in einem der entlegensten Außenposten des Spanischen Imperiums: Der Insel Santa Catalina de Guale. Auf dem Friedhof der alten Mission schlummerten etwa 70.000 der Edelsteine im Erdreich und zeugen von einer wichtigen Handelsroute im 17. Jahrhundert.
"Obwohl dies der nördlichste Außenposten des Imperiums war, können wir hier einen Nachweis über die alte Seestraße von China nach Mexiko erkennen", berichtet Lorran Pendleton vom American Museum of Natural History auf St. Catherines Island, wie die Insel heute heißt. So brachten chinesische Händler ihre Waren in die spanische Kolonie Manila – und von dort aus wurden sie mit Galeonen nach Acapulco verschifft. Die Wissenschaftler vermuten, dass Santa Catalina de Guale die gläsernen Kostbarkeiten dann im Austausch gegen Getreide erstand – denn die Region war äußerst fruchtbar und fungierte als Brotkorb für die amerikanische Ostküste des Spanischen Imperiums.
Besonders viele Glaskugeln enthielten die Gräber vom Beginn des 17. Jahrhunderts. Der Schmuck symbolisierte die hohe soziale Stellung jener Verstorbenen, die zudem meist in der Nähe des Altars begraben waren. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts dienten die Perlen den Toten hingegen eher als religiöse Medaillons und Rosenkränze.
Tabea Rueß
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben