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News: Wie man einen Tiger im Dschungel findet

Ein Tiger ist gestreift, und sein asiatischer Lebensraum ist ebenfalls voll heller und dunkler Striche. Das Spiel von Licht und Schatten läßt die farbigen Flächen zufällig durcheinander wirbeln und tanzen, wodurch die Bewegungen der Großkatze weniger auffallen. Dennoch ist es möglich, den Tiger inmitten des ganzen Tanzes von Streifen zu entdecken. Unser Gehirn erkennt die gleichzeitige Bewegung einer größeren Anzahl von Bildelementen und verbindet sie zu einer Figur - selbst wenn in Wirklichkeit keine da ist.
Randolph Blake und Sang-Hun Lee von der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, wollten wissen, was notwendig ist, damit unser Gehirn ein Objekt als solches erkennt. Die Bedeutung von Farben, Kontinuität und Textur sind bereits erkannt, doch wie steht es mit der Synchronität von Bewegungen? Mittels einiger einfacher Experimente überprüften die beiden Wissenschaftler, ob einzelne Bildelemente, die sich auf einem Computermonitor gleichzeitig ein Stückchen verschieben, von unserem Gehirn zu einer Figur zusammengefaßt werden (Science vom 14. Mai 1999).

Die Testbilder erinnern stark an das Rauschen eines Fernsehers, auf dem kein Sender eingestellt ist. Und wie dieser "Schnee" so vollführten auch die sogenannten Gabor-Figuren in dem Versuch zufällige Bewegungen. Allerdings zeichnete sich ein Teil von ihnen dadurch aus, daß die Elemente sich synchronisiert verschoben – also zu den gleichen Zeitpunkten. Die Richtungen waren dabei durchaus unterschiedlich. Im Gegensatz dazu gab es keine Übereinstimmung der übrigen Figürchen.

Die Forscher stellten fest, daß die zeitliche Synchronisation miteinander korrelierter Teilchen als ein Objekt wahrgenommen wurden, obwohl weder Helligkeit, Kontrast, Bewegungsrichtung, noch Orientierung eine Struktur vorgaben. Die Probanden konnten stets korrekt angeben, ob die "Figur" sich mehr horizontal oder vertikal erstreckte. Ähnliche Ergebnisse erzielten sie auch mit rotierenden Gabor-Mustern. Wer möchte, kann auf der WWW-Seite der Wissenschaftler kleine Demonstrationen der Testbilder selbst betrachten.

Nach Ansicht von Neurowissenschaftlern wie Anthony Movshon von der New York University macht diese Fähigkeit des Gehirns aus evolutiver Sicht durchaus Sinn. In einem Wald, dessen Blätter vom Wind bewegt werden, kann eine gleichzeitig erfolgende Bewegung einiger Blätter mitunter der einzige Hinweis auf einen anschleichenden Räuber sein. Muster anhand rein zeitlicher Synchronisation zu erkennen kann dann durchaus überlebenswichtig sein.

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