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News: Witwenmord bei den Hunnen

Die Hunnen waren ein kriegerisches Nomadenvolk. Besonders in der Zeit des Hunnensturmes im vierten und fünften Jahrhundert vor Christus machten sie sich mit ihren Raubzügen bis nach Nord-Europa sehr unbeliebt. Doch anscheinend verhielten sich die Hunnen auch gegen ihresgleichen nicht den heutigen Vorstellungen von Menschenrechten gemäß. Antike Dokumente behaupten nämlich, dass die Ehefrauen verstorbener Hunnen ihren Männern ins Grab nachfolgen mussten. Nun gibt es hierfür auch archäologische Hinweise.
Die Hunnen sind ein Nomadenvolk aus der zentralen Mongolei. Der Name "Hsiung-nu" oder "Xiongnu" wird im dritten vorchristlichen Jahrhundert erstmals mit ihnen in Verbindung gebracht, als sie in den Steppen nördlich der chinesischen Grenze auftraten. Unter ihrem Anführer Mao-tun (209 bis 174 v.Chr.) gründeten sie ihr erstes Reich, mit dem Zentrum am Fluß Orchon. Von dort unternahmen die angriffslustigen Nomaden mit einer starken Reiterei immer wieder Raubzüge in die chinesischen Gebiete, die damals von der Han-Dynastie (202 v.Chr. bis 9 n.Chr.) beherrscht wurden. Auch der Versuch der Chinesen sich schließlich mit der "Großen Mauer" gegen die "wilden Horden" zu schützen, hielt die frühen Hunnen nur wenig auf.

Antike Quellen belegen die Geschichte der Hunnen recht gut. Auch Archäologen trugen in den letzten Jahren dazu bei, dass man über die materielle Kultur der Hunnen inzwischen ziemlich genau Bescheid weiß. Gewisse "Gerüchte" in den antiken Aufzeichnungen, ließen sich aber bisher auf archäologischem Wege nicht belegen. So steht seit langem die Behauptung im Raum, dass bei den Hunnen die Witwen ihren Männern ins Grab folgen mussten. Für diese Eigenheit sprechen nun neue Ausgrabungen von einem französischen Archäologenteam um P. Murail und D. Erdenebaatar in der Mongolei (Antiquity vom September 2000).

Die Franzosen stießen bei ihrer Ausgrabung nahe des Flusses Egyin Gol auf einen seltenen Fund: Ein Doppelgrab mit Mann und Frau aus dem ersten Jahrhundert vor Christus. Wie es üblich ist bei den Hsiung-nu, waren die beiden in Erdgruben bestattet, die mit einem Grabhügel überdeckt wurden. Neben wertvollen Grabbeigaben, wie einem Bogen aus Knochen in der Grube des Mannes und Haarnadeln und Bronzespiegeln bei der Frau, machten die Archäologen noch eine andere Entdeckung. Am Kopf des Mannes fanden sie ein kleine Kiste, die ein menschliches Zungenbein enthielt. Das kleine Hufeisen-förmige Knöchlein sitzt normalerweise an der Basis der Zunge. Obwohl das Grab des Mannes von Grabräubern geöffnet worden war, fanden die Franzosen noch alle seine Knochen, samt dem Zungenbein. Im Sarg der Frau fehlte hingegen das Zungenbein.

Wenn sich also nachweisen ließe, dass das zweite Zungenbein im Sarg des Mannes von der Frau stammt, dann wäre dies ein guter Hinweis darauf, dass die antiken Quellen nicht über die Hunnen gelogen haben und die Witwen tatsächlich mit ihren Männern ins Grab mussten. Die französischen Forscher wollen das nun über DNA-Analysen nachprüfen.

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