Seuche in Südamerika: Zika-Virus verursacht Geburtsfehler bei Mäusen
Brasilianische Forscher haben einen wichtigen Meilenstein bei der Erforschung des nach wie vor mysteriösen Zika-Virus erreicht: Wie ein Team um Patricia Beltrão Braga von der Universität São Paulo berichtet, erzeugt der Erreger bei Mäusenachwuchs Hirnschäden, die mit Mikrozephalie beim Menschen vergleichbar sind. Damit liefert die Arbeitsgruppe den ersten experimentellen Beleg für die bisher nur anhand von Indizien erschlossene Verbindung von Zika und Hirnschäden bei Neugeborenen. Die Forscherin infizierte schwangere Mäuse nach der Hälfte der Tragezeit mit dem aus einem brasilianischen Patienten isolierten Virenstamm. Beim Nachwuchs zeigten sich anschließend neben allgemeinen Wachstumsstörungen auch spezifische Fehlbildungen am Gehirn. Die Versuche bestätigten außerdem frühere Resultate, nach denen Zika spezifisch neuronale Vorläuferzellen im Gehirn angreift und so auch die Gehirne Erwachsener schädigen kann.
Doch die Experimente brachten Überraschungen. Die Forscherin verwendete für ihre Tierversuche zwei unterschiedliche Mäusestämme – und einer von ihnen erwies sich als völlig immun, weil der Erreger dort nicht durch die Plazenta zum Embryo vordrang. Warum das so ist und welche genaue Rolle die Plazenta spielt, weiß bisher niemand. Fachleute spekulieren nun, dass der Befund erklären könnte, weshalb Mikrozephalie in manchen betroffenen Regionen seltener ist als in anderen.
Auch nach den Ergebnissen einer anderen Arbeitsgruppe spielt die Plazenta für Zika eine wichtige Rolle. US-Forscher kommen nach eigenen Versuchen mit genetisch immununterdrückten Mäusen zu dem Schluss, dass sich der Erreger in der Plazenta sogar bevorzugt fortpflanzt. Möglicherweise geben genetische Untersuchungen bald die entscheidenden Hinweise, wie Zika durch die Plazenta kommt: Ein afrikanisches Zika-Virus aus Uganda, das möglicherweise keine Fehlbildungen verursacht, ähnelt dem gefährlichen brasilianischen Erreger zu etwa 90 Prozent. Die für die Aggressivität des südamerikanischen Virus entscheidenden Eigenschaften finden sich möglicherweise in den verbleibenden 10 Prozent.
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