News: Zu begehrte Medizin
Die gesteigerte Nachfrage kann jedoch negative Folgen haben. Nicht unbedingt für die Patienten, ganz und gar nicht für die Apotheker – aber für die Pflanzen, von denen die Substanzen stammen. In einem Fall haben Waldexperten des International Centre for Research in Agroforestry (ICRAF) in Nairobi jetzt Alarm geschlagen: Sie befürchten, dass der afrikanische immergrüne Baum Prunus africana in den nächsten fünf bis zehn Jahren ausstirbt, wenn er weiterhin so unkontrolliert ausgebeutet wird. Ein Rindenextrakt namens Pygeum könnte der Art zum Verhängnis werden, denn ihm wird nachgesagt, dass es gegen Vergrößerungen der Prostatadrüse wirkt. Eindeutige Nachweise für diese Wirkung sind bisher allerdings dünn gesät.
Jedes Jahr exportieren die afrikanischen Länder etwa 3500 Tonnen Rinde von Prunus africana, um damit den jährlichen Markt von 220 Millionen Dollar zu befriedigen. Das Extrakt wird vor allem in Europa, zunehmend aber auch in den Vereinigten Staaten gekauft. Pygeum kann direkt an lebenden Bäumen gewonnen werden, indem Rindenstreifen abgeschält werden. Manche Wilderer sind jedoch dazu übergegangen, die Bäume gänzlich zu entrinden, was ein sicheres Todesurteil für die Pflanzen bedeutet, oder fällen sie sogar.
Darum bemühen sich Wissenschaftler nun darum, den Baum zu kultivieren. Das aber ist nicht so einfach. Es dauert 15 bis 20 Jahre, bis die Bäume fruchten, und die Samen überleben nicht sehr lang. Wenn sie jedoch im richtigen Entwicklungsstadium getrocknet und sorgfältig aufbewahrt werden, sind sie bis zu zwei Jahre lang keimfähig. Außerdem entdeckten die Forscher, dass sie den Baum über Stecklinge von ausgewachsenen Artgenossen vermehren und sie so die Zeit bis zur Samenbildung auf drei Jahre verkürzen können. Nun versuchen sie, die Keimlinge in Baumschulen aufzuziehen und die ansässigen Bauern davon zu überzeugen, mehr Bäume zu pflanzen. Hoffentlich hilft`s.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 29.7.1999
"Aus Frust ein Auge riskieren"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 22.7.1999
"Andere Länder, andere Sitten"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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