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News: Zu begehrte Medizin

Viele Menschen greifen lieber zu Naturheilmitteln als zu den von Schulmedizinern verordneten Pillen. Manchen Verbindungen werden dabei nahezu Wunderkräfte zugesprochen, obwohl die Wirksamkeit der alternativen Medizin nicht immer bewiesen ist. Der Wunsch nach pflanzlichen Präparaten kann sogar richtig gefährlich werden - für den eigentlichen Lieferanten zumindest. Denn die Nachfrage für ein Mittel gegen Prostatabeschwerden, das aus der Rinde eines Baumes gewonnen wird, bringt diesen jetzt in arge Bedrängnis: Wissenschaftler befürchten, dass er in den nächsten Jahren aussterben könnte, weil zuviele abgetötet oder gefällt werden, um den Bedarf zu decken.
"Haben Sie nicht etwas Pflanzliches?" Viele Apotheker kennen diese Frage. Immer mehr Menschen sind die synthetischen Medikamente suspekt, sie greifen lieber auf etwas Natürliches zurück, in der Hoffnung, ihrem Körper damit etwas Gutes zu tun. Über die Wirkungsweise ist oft nicht viel bekannt, und manchmal ist sie auch in klinischen Untersuchungen nicht zu belegen. Das aber tut der Beliebtheit keinen Abbruch.

Die gesteigerte Nachfrage kann jedoch negative Folgen haben. Nicht unbedingt für die Patienten, ganz und gar nicht für die Apotheker – aber für die Pflanzen, von denen die Substanzen stammen. In einem Fall haben Waldexperten des International Centre for Research in Agroforestry (ICRAF) in Nairobi jetzt Alarm geschlagen: Sie befürchten, dass der afrikanische immergrüne Baum Prunus africana in den nächsten fünf bis zehn Jahren ausstirbt, wenn er weiterhin so unkontrolliert ausgebeutet wird. Ein Rindenextrakt namens Pygeum könnte der Art zum Verhängnis werden, denn ihm wird nachgesagt, dass es gegen Vergrößerungen der Prostatadrüse wirkt. Eindeutige Nachweise für diese Wirkung sind bisher allerdings dünn gesät.

Jedes Jahr exportieren die afrikanischen Länder etwa 3500 Tonnen Rinde von Prunus africana, um damit den jährlichen Markt von 220 Millionen Dollar zu befriedigen. Das Extrakt wird vor allem in Europa, zunehmend aber auch in den Vereinigten Staaten gekauft. Pygeum kann direkt an lebenden Bäumen gewonnen werden, indem Rindenstreifen abgeschält werden. Manche Wilderer sind jedoch dazu übergegangen, die Bäume gänzlich zu entrinden, was ein sicheres Todesurteil für die Pflanzen bedeutet, oder fällen sie sogar.

Darum bemühen sich Wissenschaftler nun darum, den Baum zu kultivieren. Das aber ist nicht so einfach. Es dauert 15 bis 20 Jahre, bis die Bäume fruchten, und die Samen überleben nicht sehr lang. Wenn sie jedoch im richtigen Entwicklungsstadium getrocknet und sorgfältig aufbewahrt werden, sind sie bis zu zwei Jahre lang keimfähig. Außerdem entdeckten die Forscher, dass sie den Baum über Stecklinge von ausgewachsenen Artgenossen vermehren und sie so die Zeit bis zur Samenbildung auf drei Jahre verkürzen können. Nun versuchen sie, die Keimlinge in Baumschulen aufzuziehen und die ansässigen Bauern davon zu überzeugen, mehr Bäume zu pflanzen. Hoffentlich hilft`s.

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