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Anthropologie: Zweifel an neuer Menschenart

<i>Homo floresiensis</i>
Der indonesische Paläoanthropologe Teuku Jacob von der Gadjah-Mada-Universität in Jakarta hat den Schädel an sich genommen, mit dem im Oktober die angeblich neue Menschenart Homo floresiensis beschrieben worden ist. Jacob bezweifelt, dass die auf der Insel Flores entdeckten Fossilien tatsächlich zu einer neuen Spezies gehören, und will die Knochen deshalb neu untersuchen. Auch andere Wissenschaftler, wie der australische Paläopathologe Maciej Henneberg von der Universität Adelaide, vermuten, dass es sich vielmehr um Exemplare des modernen Menschen Homo sapiens handelt, die einen krankhaften Zwergenwuchs aufwiesen.

Reine Kopfsache | Der Schädel des Typusexemplars LB1 (links), mit dem die Forscher die neue Art Homo floresiensis beschrieben haben, ist deutlich kleiner als der Schädel eines heutigen Homo sapiens (rechts).
Die Forscher um Peter Brown von der Universität von New England, die den Aufsehen erregenden Fund beschrieben haben, betonen jedoch, sie hätten mehrere nur etwa ein Meter große Individuen mit erstaunlich kleinen Gehirnen entdeckt. Wie sie annehmen, sind die Flores-Menschen unmittelbare Abkömmlinge von Homo erectus gewesen und haben sich auf der abgeschiedenen Insel zu Zwergen entwickelt. Insbesondere das geschätzte Alter des Fundes von nur 18 000 Jahren gilt als archäologische Sensation – bedeutete dies doch, dass bis in jüngster Vergangenheit mehrere Menschenarten gleichzeitig existiert hätten.

Andere Forscher, die ebenfalls die Fossilien überprüfen wollen, zeigen sich indessen besorgt über Jacobs Schritt. Damit ständen die umstrittenen Überreste anderen Wissenschaftlern nicht mehr zur Verfügung, meint der Paläoanthropologe Chris Stringer vom Naturhistorischen Museum in London. Radien Soejono vom Indonesischen Zentrum für Archäologie, der zu den Entdeckern von Homo floresiensis gehört und seinem Kollegen Jacob den Schädel zur Untersuchung überlassen hat, geht jedoch davon aus, dass Jacob den wertvollen Fund zurückgeben wird. Jacob selbst meint, seine Studien wären bis Ende des Jahres abgeschlossen. Was dann mit den Fossilien geschieht, hätte Soejono zu entscheiden – in seinem eigenen Labor wären sie jedoch "wesentlich sicherer".

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