Hemmes mathematische Rätsel: Der Mann und die Schüler
Im 9. Jahrhundert entstand im Frankenreich ein Manuskript mit dem Titel »Propositiones ad acuendos iuvenes« (Aufgaben zur Schärfung des Geistes der Jugend). Es ist die älteste mathematische Aufgabensammlung in lateinischer Sprache. Der Autor dieses Manuskripts ist unbekannt, aber es spricht vieles dafür, dass es von Alkuin von York (ca. 732–804) geschrieben wurde, einem englischen Gelehrten, der von 781 bis 796 am Hof Karls des Großen in Aachen lebte und die letzten acht Jahre seines Lebens Abt des berühmten Klosters St. Martin in Tours in Frankreich war. Die »Propositiones« bestehen aus 56 Aufgaben, von denen die meisten zur Unterhaltungsmathematik gehören. Sie waren im Mittelalter in ganz Europa verbreitet und sind in dreizehn Manuskripten aus dem 9. bis 15. Jahrhundert erhalten geblieben. Eine der Aufgaben lautet:
Ein Mann begegnet einer Gruppe Schüler und fragt sie: »Wie viele seid ihr in der Schule?« Einer von ihnen antwortet: »Ich werde es dir nicht verraten. Aber zähle uns zweimal, multipliziere dann mit drei und teile die in vier Teile. Dieser vierte Teil ergibt dann, wenn du mich noch hinzuzählst, hundert.« Wie viele Schüler sind es?
Bezeichnet man die Anzahl der Schüler mit N, so kann man die Antwort des Schülers durch die Gleichung N · 2 · 3 / 4 + 1 = 100 wiedergeben. Löst man sie auf, erhält man N = 66. Die Schule hat also 66 Schüler.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.