Hemmes mathematische Rätsel: Die Mondglaslinse
Professor Münchhausen von der Universität Bodenwerder ist es gelungen, ein durchsichtiges Material mit extrem hoher Dispersion zu entwickeln, das er Mondglas nennt. Es hat für blaues Licht eine Brechzahl von 1,70 und für rotes von 1,49. Aus diesem Mondglas hat er die in den Abbildungen gezeigte Zylinderlinse hergestellt.
Sie hat durch die große Dispersion für blaues Licht eine deutlich kleinere Brennweite als für rotes. Die Linse ist in einer Messinghalterung gefasst, die man auf einen Tisch stellen kann und die dafür sorgt, dass die Linse einen ganz bestimmten Abstand zur Tischplatte hat. Er ist gerade so gewählt worden, dass die Brennlinie der Linse für blaues Licht oberhalb und die für rotes Licht unterhalb der Tischfläche liegt. Dadurch sieht man durch die Linse rote Bilder richtig herum und blaue Bilder auf dem Kopf stehend. Das kann man deutlich an dem Wort »Deichgraf« erkennen, bei dem die erste Silbe rot und die zweite blau gedruckt ist: »Deich« steht richtig und »graf« verkehrt herum, wenn man es durch die Mondglaslinse betrachtet. Der Effekt ist verblüffend. Aber ist die Erklärung auch richtig oder gibt es noch eine andere und viel einfachere?
Die Erklärung der Mondglaslinse klingt sehr wissenschaftlich und noch niemand, dem ich sie gegeben habe, hat sie jemals angezweifelt. Selbst Physiker und Optiker haben sie geglaubt. Trotzdem ist sie barer Unsinn. Münchhausens Mondglas gibt es gar nicht, und die geheimnisvolle Zylinderlinse ist einfach nur ein Stück einer Gardinenstange aus Plexiglas. Dass das Wort DEICHGRAF nur teilweise durch die Zylinderlinse auf den Kopf gestellt erscheint, hat eine ganz andere Ursache. Die Linse stellt jeden Buchstaben auf den Kopf, jedoch bemerkt man dies bei den roten Buchstaben D, E, I, C und H nicht, weil sie eine horizontale Spiegelachse haben. Bei den blauen Buchstaben G, R, A und F hingegen fehlt diese Spiegelsymmetrie.
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