Tagebuch des Schreckens
872 Tage dauerte das Grauen. Von September 1941 bis Januar 1944 belagerten deutsche und finnische Streitkräfte Leningrad. Leiden mussten vor allem die in der Stadt verbliebenen 2,5 Millionen Zivilisten – fast ein Viertel davon Kinder. Bereits im bitterkalten Winter 1941/42 rafften Kälte und Hunger rund 500 000 Menschen dahin. Bis zum Ende der Belagerung sollte über ein Drittel der Leningrader der Blockade zum Opfer fallen. Dennoch geriet das Elend der Bevölkerung im alten St. Petersburg, das mittlerweile wieder so heißt, nahezu in Vergessenheit.
Stalingrad oder Dresden stehen bis heute als Chiffren für das Elend des Kriegs. Fällt in Deutschland das Wort von der Blockade, findet sich die Mehrheit in Gedanken schnell bei der sowjetischen gegen Westberlin und amerikanischen Rosinenbombern. Doch die "tödlichste Blockade einer Stadt seit Menschengedenken" fand am östlichen Ende des Finnischen Meerbusens statt – und sie war von Anfang an zur Vernichtung der Zivilbevölkerung angelegt. Hitler erläuterte zu Beginn des Feldzugs gegen die Sowjetunion in der Wolfsschanze, einem der Führerhauptquartiere, seinem Generalstabschef Martin Halder, er sei fest entschlossen, Moskau und Leningrad dem Erdboden gleichzumachen, um zu verhindern, "dass Menschen darin bleiben, die wir dann im Winter ernähren müssen". Die Wehrmacht hielt sich an die Vorgaben ihres "Führers" – so gut sie konnte.
Die Londoner Historikerin und Osteuropa- Expertin Anna Reid hat nun eine bewegende Schilderung des Lebens und Leidens im belagerten Leningrad vorgelegt. Aus bislang teilweise unbekannten Tagebuchaufzeichnungen, den Erinnerungen Überlebender und offiziellen Dokumenten zeichnet die Autorin ein differenziertes Bild jener grauenvollen Blockade. Es sind diese Zeugnisse aus dem Alltag der umzingelten Stadt, die zutiefst erschüttern und bewegen. Wir erfahren von einer Mutter, die ihr jüngstes Kind tötete, um die drei älteren zu ernähren. Wir lesen im Tagebuch eines Mädchens, das mitansehen musste, wie ihre Familienmitglieder der Reihe nach verhungerten. Reid berichtet aber auch von Musikern und Schauspielern, die – selbst völlig ausgezehrt – weiterhin in den Konzerthäusern und Theatern der Stadt spielten, um sich und ihren Mitbürgern ein Stück Normalität und Moral zu bewahren.
"Blokada" ist ein Tagebuch des Schreckens aus einer entmenschlichten Zeit – und dabei zutiefst menschlich.
Stalingrad oder Dresden stehen bis heute als Chiffren für das Elend des Kriegs. Fällt in Deutschland das Wort von der Blockade, findet sich die Mehrheit in Gedanken schnell bei der sowjetischen gegen Westberlin und amerikanischen Rosinenbombern. Doch die "tödlichste Blockade einer Stadt seit Menschengedenken" fand am östlichen Ende des Finnischen Meerbusens statt – und sie war von Anfang an zur Vernichtung der Zivilbevölkerung angelegt. Hitler erläuterte zu Beginn des Feldzugs gegen die Sowjetunion in der Wolfsschanze, einem der Führerhauptquartiere, seinem Generalstabschef Martin Halder, er sei fest entschlossen, Moskau und Leningrad dem Erdboden gleichzumachen, um zu verhindern, "dass Menschen darin bleiben, die wir dann im Winter ernähren müssen". Die Wehrmacht hielt sich an die Vorgaben ihres "Führers" – so gut sie konnte.
Die Londoner Historikerin und Osteuropa- Expertin Anna Reid hat nun eine bewegende Schilderung des Lebens und Leidens im belagerten Leningrad vorgelegt. Aus bislang teilweise unbekannten Tagebuchaufzeichnungen, den Erinnerungen Überlebender und offiziellen Dokumenten zeichnet die Autorin ein differenziertes Bild jener grauenvollen Blockade. Es sind diese Zeugnisse aus dem Alltag der umzingelten Stadt, die zutiefst erschüttern und bewegen. Wir erfahren von einer Mutter, die ihr jüngstes Kind tötete, um die drei älteren zu ernähren. Wir lesen im Tagebuch eines Mädchens, das mitansehen musste, wie ihre Familienmitglieder der Reihe nach verhungerten. Reid berichtet aber auch von Musikern und Schauspielern, die – selbst völlig ausgezehrt – weiterhin in den Konzerthäusern und Theatern der Stadt spielten, um sich und ihren Mitbürgern ein Stück Normalität und Moral zu bewahren.
"Blokada" ist ein Tagebuch des Schreckens aus einer entmenschlichten Zeit – und dabei zutiefst menschlich.
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