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Nützlich, aber umständlich

Wer an Krebs leidet, möchte womöglich nicht nur behandelt werden, sondern zusätzlich auch selbst etwas tun, um die Heilung zu fördern. Für solche Patienten hat der Münchner Medizinprofessor Michael H. Schoenberg das Konzept der "optimierten Krebstherapie" entwickelt. Basierend auf den drei Säulen Sport, Ernährung und Psychoonkologie soll es Betroffenen helfen, ihre Lebensqualität soweit wie möglich zu erhalten und ihre Prognose zu verbessern.

Mit Unterstützung seitens einer Psychoonkologin und einer Ernährungsberaterin hat Schoenberg das vorliegende Buch verfasst. Wissenschaftlich solide belegt, bündelt es etliche Empfehlungen zu jeder der drei Säulen und räumt dabei mit Mythen auf, etwa zu speziellen Krebsdiäten. Stets weist Schoenberg darauf hin, dass seine Vorschläge eine leitliniengerechte Therapie lediglich ergänzen, auf keinen Fall aber Operation, Chemo- oder Strahlentherapie ersetzen können.

Übereinstimmend mit einschlägigen Fachgesellschaften empfiehlt der Mediziner eine ausgewogene Ernährung und ein moderates Sportprogramm. Seine Anregungen nützen auch Menschen, die noch nie gern Sport getrieben haben. So können Spaziergänge und Gartenarbeit ein gesundes Maß an körperlicher Aktivität gewährleisten, schreibt Schoenberg.

Fachpublikationen im Fokus

Leider orientiert sich der Band eher an der aktuellen Studienlage als an Fragen der Leser. Detailliert beschreibt der Autor die Ergebnisse zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen und ordnet sie nach Aussagekraft ein. Nur selten gelingt es ihm, über die Spezifika der einzelnen Publikationen hinauszukommen und einen Gesamtüberblick zu vermitteln. Deshalb wirken viele Passagen langwierig und redundant.

Zudem hätte Schoenberg die Zielgruppe des Buchs klarer adressieren können. Er betont zwar regelmäßig, der Band richte sich in erster Linie an Patienten, die nach der Krebsdiagnose wissen möchten, wie sie ihre Prognose aktiv verbessern können. Doch statt dies zügig zu beantworten, geht der Autor zunächst seitenlang auf Präventionsmöglichkeiten ein. Unter anderem nennt er diverse Studienergebnisse dazu, um wie viel Prozent man das Risiko für diese oder jene Krebsart durch Sport senken kann. Abgesehen davon, dass das auf bereits Erkrankte wie Hohn wirkt, hat es auch einen geringen Nutzwert: Die relative Risikoreduktion ist zwar prozentgenau angegeben, doch da man das absolute Erkrankungsrisiko nicht erfährt, kann man die Zahlen nicht einordnen.

Gut vorbereitet ins Arztgespräch

Erst am Ende des Buchs bringt Schoenberg die einzelnen Ratschläge auf den Punkt. Unterteilt nach Krebsarten geht er hier auf spezifische Fragen bestimmter Patientengruppen ein: Ist Sport trotz eines reduzierten Lungenvolumens möglich? Kann man mit einem künstlichen Darmausgang schwimmen gehen? Auch wenn von Fall zu Fall eine individuelle Abwägung nötig ist, zeigt das Buch zumindest Möglichkeiten auf, die sich im Gespräch mit dem Arzt ausloten lassen.

Um einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu vermitteln und Ideen für die Praxis zu liefern, ist das Buch durchaus geeignet und lässt sich Ärzten wie Angehörigen empfehlen. Die an sich guten Ratschläge hätte der Autor allerdings deutlich besser präsentieren können.

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