Flott, fassbar, fundiert
Unbestritten: Corona hat die Welt im Griff – nicht nur sprichwörtlich, sondern auch faktisch. Zahlreiche Staaten weltweit haben ihr öffentliches Leben auf ein Minimum heruntergefahren, gut 2,5 Millionen Menschen sind infiziert, fast 180 000 verstorben, und praktisch alle Länder sind von der Krankheit betroffen (Stand 20. April 2020). Die Pandemie beansprucht mehr oder weniger unsere gesamte Aufmerksamkeit. Damit stellt sich die Frage: Wem soll ich glauben? Wer bietet mir korrekte und gesicherte Informationen in dieser aufregenden und aufgeregten Zeit?
Da kommt dieses kleine Büchlein aus der Reihe »33 Fragen, 33 Antworten« des Piper-Verlags gerade recht. Das Werk des Medizinjournalisten Stefan Schweiger ist wohl das erste Sachbuch zur Covid-19-Pandemie, das in Deutschland auf den Markt kommt. »33 Fragen, 33 Antworten« bietet, so Piper in Eigenwerbung, »kurze Bücher zu aktuellen politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Themen, die das Bedürfnis der Leser nach schneller und verlässlicher Information bedienen«. Die Werke sollen schnell auf den Punkt kommen und gut lesbar sein.
Diverse Facetten behandelt
Dass Schweiger dies gelingt, kann man ihm guten Gewissens bescheinigen. Der Autor versteht sein Handwerk, komplizierte medizinische Themen dem Laien verständlich zu machen. In klarer Sprache und ohne akademischen Ballast beantwortet er dem vorgegebenen Schema entsprechend 33 Fragen. Dabei geht es um zahlreiche Themen, etwa den Unterschied zwischen Grippe beziehungsweise Erkältung und Covid-19, die Übertragungswege des Virus und seine Gefährlichkeit, das Zustandekommen von Virusnamen, die Verlässlichkeit von Tests, die Forschung an Impfstoffen, die möglichen wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen der Pandemie und die Aussicht, wie lange uns das Virus beschäftigen wird. Am Ende jedes Kapitels gibt der Autor Tipps für das eigene Verhalten.
Das alles ist in ruhigem, sachlichem Ton geschrieben, die Informationen sind zuverlässig und korrekt ausgebreitet, der Autor ist klar in seinen Urteilen, zugleich wohltuend ehrlich, und er macht seinen Lesern nichts vor. Schweiger betont immer wieder, das Wissen über das Virus und die Erkrankung seien noch sehr vorläufig, die Wissenschaft stehe noch am Anfang und der Band sei wohl schon in wenigen Wochen überholt: »Wenn dieses Buch erscheint, sind vermutlich schon einige Informationen darin nicht mehr aktuell. Und das ist gut so.«
Man könnte hier beckmesserisch diskutieren, ob der Autor die richtigen Fragen gestellt hat und seine Antworten auf wirtschaftliche und soziale Fragen nicht eines tieferen Verständnisses der Lage bedürften. Doch das träfe nicht das Wesentliche. Es gilt eher nach dem »cui bono?« zu fragen: Wem nutzt dieses Buch? Jedenfalls weniger den Lesern, die täglich die wissenschaftliche beziehungsweise wissenschaftsjournalistische Berichterstattung verfolgen, sich auch auf Seiten von Wissenschaftsportalen bewegen, regelmäßig dem Podcast des Virologen Christian Drosten lauschen und sich in einschlägigen Debatten schon eine fundierte Meinung gebildet haben.
Zugreifen sollte vielmehr, wer schnelle, verlässliche Orientierung in kompakter und leicht lesbarer Form braucht. Der Band lässt sich jenen empfehlen, die nicht die Zeit haben, täglich diverse Medien zu scannen und trotzdem einigermaßen informiert sein möchten. Und er nutzt denjenigen, die sich in der unübersichtlichen Debatte verloren fühlen könnten oder sich schwer damit tun, ein eigenes Urteil zu bilden. Auch diese sollten sich beim Lesen aber vergegenwärtigen, dass täglich neue Informationen hinzukommen, die Forschung rasch voranschreitet, die Politik deshalb ständig neue Entscheidungen treffen muss und ein Ende der Krise noch nicht abzusehen ist. Aber das betont der Autor auch immer wieder.
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