Fehlstart
Am Samstag, den 15. Mai 2021, landete der chinesische Mars-Rover Zhurong auf unserem Nachbarplaneten. China ist die dritte Nation, nach der ehemaligen Sowjetunion und den USA, der das gelungen ist. Momentan ist der Bereich der Raumfahrt äußerst spannend, denn sie erfährt Aufschwung und Umbruch zugleich: Nach wie vor fördert eine gelungene Mission das nationale Prestige, weshalb viele Staaten sich um Erfolge bemühen. Aber nun sind auch private Raumfahrtunternehmen, allen voran SpaceX und Blue Origin, auf den Plan getreten. Sie beeindrucken durch Leistungen, die man vor zehn Jahren nicht für möglich gehalten hätte, man denke nur an die Landung der wiederverwendbaren Trägerrakete Falcon 9 von SpaceX im Jahr 2015.
Enttäuschendes Ergebnis
Ein Buch mit dem Titel »Die Geschichte der Raumfahrt«, das einem interessierten Publikum einen Überblick über Entwicklungen und Hintergründe geben könnte, kommt daher zur rechten Zeit. Doch leider enttäuscht das vorliegende Werk des Ingenieurs Wolfgang W. Osterhage, der an der Goethe-Universität Frankfurt lehrt.
Osterhage bietet ein Sammelsurium kurzer und kürzester Darstellungen von Personen, Forschungsprojekten und Missionen, ohne einen geschichtlichen Kontext oder übergreifenden Zusammenhang herzustellen. Dabei geht er recht umfassend vor: Sogar das kosmologische Standardmodell stellt er in der Manier eines Abreißkalenders vor.
An vielen Stellen liest sich der Text, als habe man für ein Kurzreferat eine Enzyklopädie exzerpiert. Als Beispiel seien Robert Goddarts Experimente zu Flüssigkeitstriebwerken genannt: »Ein erster Start seines Raketenmodells fand im Jahre 1926 statt. Im Jahre 1929 erfolgte ein Raketenstart mit Nutzlast. An Bord befanden sich ein Barometer und ein Thermometer. Die erreichte Höhe betrug 27m.« Im deutschsprachigen Wikipedia steht über den Wissenschaftler: »Am 17. Juli 1929 startete Goddard die erste flüssigkeitsgetriebene Rakete mit einer wissenschaftlichen Nutzlast. An Bord waren ein Barometer, ein Thermometer und eine Kamera. Die Rakete erreichte eine Höhe von 27 Metern.« (Zugriff am 15. Mai 2021).
Aber auch die Vollständigkeit des Werks lässt zu wünschen übrig. Man erfährt kaum etwas über die Bedeutung von Jules Vernes visionären Romanen für die Pioniere Konstantin Ziolkowski und Hermann Oberth. Kein Wort über die Sonde Mars Climate Orbiter, die 1999 verloren ging. Dabei ist sie ein Lehrstück dafür, wie schlechte Organisation auch bei der NASA in ein Desaster führen kann. Man fragt sich, welcher historischen Fragestellung das Buch folgt. Was die verwendete Literatur angeht, zeigt sich Osterhage ebenfalls sparsam.
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