Buchkritik zu »Farben - Natur, Technik, Kunst«
Farbe ist ein wahrhaft multidisziplinäres Thema. Es erschließt sich in seiner ganzen Breite nur dann, wenn es aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet wird.
Norbert Welsch und Claus Chr. Liebmann haben genau das versucht. Die Idee zu diesem Buch entstand wohl im Zusammenhang mit der Entwicklung anderer Multimedia-Produkte in der Firma des Erstautors, die das Thema Farbe aus unterschiedlichen Wissensgebieten heraus berührten. Entstanden ist ein großzügig ausgestattetes Buch mit einer überwältigenden Fülle von Fakten, aus Kunst- und Kulturgeschichte, Psychologie, Physiologie, Biologie, Chemie und Physik.
Das erste von vier Kapiteln umfasst historische und kulturgeschichtliche Aspekte, von der Frage, ab wann im Laufe der Entwicklung des Kosmos von Farbe gesprochen werden kann, über die Höhlenmalerei und die Farbsymbolik in Religion und Kunstgeschichte bis zu den modernen Farbsystemen der Informations- und Drucktechnologie. Rot, Grün, Blau, Gelb, Cyan, Magenta, Orange, Braun, Weiß, Schwarz und Grau werden in ihren physikalisch-chemischen Grundlagen, ihren kulturellen und technischen Bezügen und ihren psychologischen Wirkungen ausführlich beschrieben. Das Kapitel schließt mit einem Überblick über die vielfältigen Versuche, Farben nach unterschiedlichsten Kriterien zu ordnen.
Kapitel 2 ist der Chemie der Farbstoffe und der Technologie des Färbens gewidmet. Die chemischen Grundlagen der Absorption sichtbaren Lichts werden ebenso behandelt wie Herkunft und bevorzugte Verwendungsbereiche zahlreicher natürlicher Farbstoffe. So erfährt man nicht nur etwas über den Blutfarbstoff Hämoglobin, das Chlorophyll oder Carotin, sondern auch über heute eher historisch interessante Farbstoffe wie Krapp, Purpur oder Lapislazuli. Ein Überblick über synthetische Farbstoffe schließt das Kapitel ab. Ergänzt wird es durch so interessante Dinge wie Geheimtinte und Haarfärbemittel.
Kapitel 3 "Farbwahrnehmung" erläutert ausführlich die Anatomie und Physiologie des menschlichen Auges und des Sehvorganges einschließlich der Signalverarbeitungsprozesse in der menschlichen Retina. Auch neuere Erkenntnisse über zentralnervöse Prozesse des Farbensehens werden angesprochen und in ihrer Bedeutung für das Erkennen von Farbe erläutert. Dazu gibt es einen kurzen Exkurs über die Evolution des Farbensehens und die Farbsehleistungen anderer Organismen sowie statistische Angaben über Farbenblindheit beim Menschen.
Die Physik farbigen Lichts und die Anwendungen von Farbe in der Informationstechnologie bilden das vierte und letzte Kapitel des Buches. Der Welle-Teilchen-Dualismus wird ebenso behandelt wie der Zusammenhang zwischen Atombau und Wellenlänge und die von den "Leuchtfarben" bekannte Lumineszenz, bei der ein Stoff mehr Energie abzustrahlen scheint, als er aufnimmt. Auch die Entstehung des Regenbogens und des Himmelsblaus fehlen nicht. Der zweite Teil dieses Kapitels bringt technische Anwendungen, von der Farbfotografie über unterschiedliche Druckverfahren hin zu Bildröhren und LCD-Monitoren der Informationstechnik, ergänzt um LEDs und Laserlichtquellen. Dabei erläutern die Autoren auch die technischen Probleme, die dadurch entstehen, dass verschiedene Ausgabegeräte wie Drucker und Monitore der Darstellbarkeit von Farben unterschiedliche Grenzen setzen.
Ein Anhang enthält eine Zeittafel wichtiger Persönlichkeiten und Ereignisse im Bereich der Farbforschung, eine Tafel kulturgeschichtlicher Epochen, einige Beschreibungen chemischer Schulversuche zu Farbstoffen und zum Färben und ein 40-seitiges Glossar. Die Literaturliste ist gemessen an der inhaltlichen Breite des Buches verhältnismäßig kurz. Die Autoren begründen dies damit, dass viele ihrer Quellen aus dem Internet stammen.
Ist damit der Beweis erbracht, dass es tatsächlich möglich ist, ein Buch zu schreiben, in dem alles über Farbe steht? Welsch und Liebmann haben gewagt, was kein Fachwissenschaftler der im Buch angesprochenen Gebiete riskieren würde. Die Angst, auf fremdem Terrain naive Fehler zu machen, wäre zu groß. Den Autoren ist daher Respekt zu zollen für ihren Mut und ihre Leistung. Die Fülle an sachlicher Information, die das Buch vermittelt, ist beeindruckend und hervorragend aufbereitet. Die Gesamtkonzeption halte ich für sehr gelungen, und die Darstellung gibt weitgehend den aktuellen Stand der Wissenschaft wieder, zumindest soweit er mir bekannt ist.
Norbert Welsch und Claus Chr. Liebmann haben genau das versucht. Die Idee zu diesem Buch entstand wohl im Zusammenhang mit der Entwicklung anderer Multimedia-Produkte in der Firma des Erstautors, die das Thema Farbe aus unterschiedlichen Wissensgebieten heraus berührten. Entstanden ist ein großzügig ausgestattetes Buch mit einer überwältigenden Fülle von Fakten, aus Kunst- und Kulturgeschichte, Psychologie, Physiologie, Biologie, Chemie und Physik.
Das erste von vier Kapiteln umfasst historische und kulturgeschichtliche Aspekte, von der Frage, ab wann im Laufe der Entwicklung des Kosmos von Farbe gesprochen werden kann, über die Höhlenmalerei und die Farbsymbolik in Religion und Kunstgeschichte bis zu den modernen Farbsystemen der Informations- und Drucktechnologie. Rot, Grün, Blau, Gelb, Cyan, Magenta, Orange, Braun, Weiß, Schwarz und Grau werden in ihren physikalisch-chemischen Grundlagen, ihren kulturellen und technischen Bezügen und ihren psychologischen Wirkungen ausführlich beschrieben. Das Kapitel schließt mit einem Überblick über die vielfältigen Versuche, Farben nach unterschiedlichsten Kriterien zu ordnen.
Kapitel 2 ist der Chemie der Farbstoffe und der Technologie des Färbens gewidmet. Die chemischen Grundlagen der Absorption sichtbaren Lichts werden ebenso behandelt wie Herkunft und bevorzugte Verwendungsbereiche zahlreicher natürlicher Farbstoffe. So erfährt man nicht nur etwas über den Blutfarbstoff Hämoglobin, das Chlorophyll oder Carotin, sondern auch über heute eher historisch interessante Farbstoffe wie Krapp, Purpur oder Lapislazuli. Ein Überblick über synthetische Farbstoffe schließt das Kapitel ab. Ergänzt wird es durch so interessante Dinge wie Geheimtinte und Haarfärbemittel.
Kapitel 3 "Farbwahrnehmung" erläutert ausführlich die Anatomie und Physiologie des menschlichen Auges und des Sehvorganges einschließlich der Signalverarbeitungsprozesse in der menschlichen Retina. Auch neuere Erkenntnisse über zentralnervöse Prozesse des Farbensehens werden angesprochen und in ihrer Bedeutung für das Erkennen von Farbe erläutert. Dazu gibt es einen kurzen Exkurs über die Evolution des Farbensehens und die Farbsehleistungen anderer Organismen sowie statistische Angaben über Farbenblindheit beim Menschen.
Die Physik farbigen Lichts und die Anwendungen von Farbe in der Informationstechnologie bilden das vierte und letzte Kapitel des Buches. Der Welle-Teilchen-Dualismus wird ebenso behandelt wie der Zusammenhang zwischen Atombau und Wellenlänge und die von den "Leuchtfarben" bekannte Lumineszenz, bei der ein Stoff mehr Energie abzustrahlen scheint, als er aufnimmt. Auch die Entstehung des Regenbogens und des Himmelsblaus fehlen nicht. Der zweite Teil dieses Kapitels bringt technische Anwendungen, von der Farbfotografie über unterschiedliche Druckverfahren hin zu Bildröhren und LCD-Monitoren der Informationstechnik, ergänzt um LEDs und Laserlichtquellen. Dabei erläutern die Autoren auch die technischen Probleme, die dadurch entstehen, dass verschiedene Ausgabegeräte wie Drucker und Monitore der Darstellbarkeit von Farben unterschiedliche Grenzen setzen.
Ein Anhang enthält eine Zeittafel wichtiger Persönlichkeiten und Ereignisse im Bereich der Farbforschung, eine Tafel kulturgeschichtlicher Epochen, einige Beschreibungen chemischer Schulversuche zu Farbstoffen und zum Färben und ein 40-seitiges Glossar. Die Literaturliste ist gemessen an der inhaltlichen Breite des Buches verhältnismäßig kurz. Die Autoren begründen dies damit, dass viele ihrer Quellen aus dem Internet stammen.
Ist damit der Beweis erbracht, dass es tatsächlich möglich ist, ein Buch zu schreiben, in dem alles über Farbe steht? Welsch und Liebmann haben gewagt, was kein Fachwissenschaftler der im Buch angesprochenen Gebiete riskieren würde. Die Angst, auf fremdem Terrain naive Fehler zu machen, wäre zu groß. Den Autoren ist daher Respekt zu zollen für ihren Mut und ihre Leistung. Die Fülle an sachlicher Information, die das Buch vermittelt, ist beeindruckend und hervorragend aufbereitet. Die Gesamtkonzeption halte ich für sehr gelungen, und die Darstellung gibt weitgehend den aktuellen Stand der Wissenschaft wieder, zumindest soweit er mir bekannt ist.
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