Erdbeben, Vulkanausbrüche, Brände
Immer wieder hören wir in den Nachrichten von Naturkatastrophen. Erdbeben, Tsunamis, Stürme und Waldbrände scheinen häufiger zu werden, und ihre Auswirkungen bedrohlicher. Was steckt dahinter? Kann man diese Ereignisse vorhersagen? Kann man sich gegen sie schützen? Solchen Fragen gehen die Autoren des vorliegenden Bands nach.
"Naturkatastrophen" ist das fünfte Werk der naturwissenschaftlichen Reihe "Im Fokus", die im Springer-Verlag erscheint. Insgesamt 15 Kapitel beschreiben verschiedene Katastrophenszenarien und die hinter ihnen stehenden Prozesse. Ihr Aufbau ist gut nachvollziehbar. Jedes Kapitel wird von der Schilderung eines bekannten Unglücksereignisses eingeleitet. Das kann ein Geschehnis aus der fernen Vergangenheit sein, etwa der Untergang von Pompeji, oder eine kurz zurückliegende Katastrophe, beispielsweise Beben und Tsunami in Fukushima.
Unter der Eifel brodelt es
Es folgen Abschnitte, in denen die Autoren Ursachen und Abläufe des katastrophalen Geschehens beschreiben. Hierbei gelingt ihnen eine übersichtliche, in einen größeren Zusammenhang eingebettete Darstellung. Erdbeben beispielsweise hängen mit der Bewegung der Erdplatten zusammen, was die meisten Leser wissen dürften. Dass jedoch Winterstürme in Mitteleuropa mit fehlenden großen Hochdrucksystemen über Russland in Verbindung stehen, zählt vermutlich nicht zum Allgemeinwissen. Die Autoren befassen sich auch mit Erdregionen, die im Hinblick auf Naturkatastrophen bestimmte Besonderheiten aufweisen. So widmen sie der Situation Islands ein eigenes Kapitel, ebenso wie dem (lediglich vorübergehend ruhenden) Vulkanismus der Eifel.
Am Ende jedes Kapitels findet sich eine Übersicht über eventuelle Vorhersagemöglichkeiten oder Schutzmaßnahmen. Hier zeigen Podbregar und Lohmann, dass man sich gegen die meisten Naturkatastrophen nicht schützen kann. Oft aber kann man, teils mit recht einfachen Maßnahmen, deren Auswirkungen verringern.
Die Autoren bemühen sich um wissenschaftliche Ausgewogenheit. So thematisieren sie das Aussterben der Saurier am Ende der Kreidezeit und legen dar, wie sich die öffentliche Wahrnehmung weit gehend auf einen Meteoriteneinschlag als wahrscheinliche Ursache verengt. Als Alternative dazu erläutern Podbregar und Lohmann die mögliche Herkunft indischer Dekkan-Trapp-Basalte und beschreiben, inwiefern diese mit dem Aussterbeereignis in Zusammenhang stehen könnten.
Leben auf dem Pulverfass
Fatale Vorgänge in der Natur, so eine weitere Botschaft des Buchs, können auch durch menschliches Handeln verursacht werden. Beispielhaft hierfür schildern die Autoren die Rutschungen des Braunkohletagebaus bei Nachterstedt und den Bergrutsch am Staudamm von Vajont im Jahr 1963. Überhaupt zwinge das Bevölkerungswachstum immer mehr Menschen dazu, in gefährdeten Regionen zu siedeln, was das zerstörerische Potenzial von Naturkatastrophen erhöhe. Daraus würden in Zukunft zahlreiche Probleme resultieren. Beispielsweise könnten Versicherungen nicht mehr für Überschwemmungen haften, wenn die Opfer etwa bewusst in Auenlandschaften gebaut haben.
"Im Fokus: Naturkatastrophen" bietet interessierten Laien viele Informationen und lässt sich dabei flüssig lesen. Leser sollten sich nicht vom reißerischen Untertitel "Zerstörerische Gewalten und tickende Zeitbomben" abschrecken lassen: Er wirkt niveauloser, als das Werk tatsächlich ist. Ein Schwachpunkt des Buchs liegt in seiner hohen Dichte an Tipp- und Schreibfehlern. In Zeiten automatischer und kontextorientierter Korrekturprogramme sind sie in dieser Menge inakzeptabel.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben