Direkt zum Inhalt

Newton aus ungewohnter Perspektive

Den Naturforscher Isaac Newton (1643-1727) kennt jeder. Schließlich hat er mit seiner Gravitationstheorie entscheidende Beiträge zur klassischen Physik geleistet. Er lieferte neben den Grundlagen der Differential- und Integralrechnung auch die Gleichungen zur Beschreibung der Planetenbewegung um die Sonne. Doch Wissenschaftsautor Florian Freistetter wirft in seinem neuen Werk ein ungewohntes Licht auf den Naturforscher, indem er dessen Persönlichkeit wenig schmeichelhaft hinterfragt.

Freistetter, der unter anderem für Spektrum der Wissenschaft schreibt, gehört dem Wissenschaftskabarett "Science Busters" an und belegt ganz in dessen Sinne seinen provokanten Buchtitel auf humorvolle Weise. Eines sei vorab klargestellt: Der Autor holt nicht zur verbalen Abrechnung mit Newton aus, wie der irritierende Titel befürchten lassen könnte. Stattdessen hat er zahlreiche amüsante Anekdoten aus dem Leben des Wissenschaftlers erfrischend aufbereitet.

Charakterstudie

Nach entsprechenden Warnhinweisen besichtigt Freistetter verschiedene Abschnitte im Leben Newtons. Doch statt einer bestimmten Zeitspanne nimmt er sich in jedem Kapitel einen konkreten Charakterzug des Genies vor. In sieben Kapiteln konkretisiert er, warum er den Titel seines Werks so heftig formuliert hat. Newton, der Egoist; Newton, der Streitbare; Newton, der Intrigant: Das sind nur drei Aspekte, die der Autor im Kontext zwischenmenschlicher Beziehungen zu Zeitgenossen und Widersachern beleuchtet. Dabei gibt er den größten Gegnern des Universalgelehrten ihren würdigen Auftritt. So ist der legendäre Prioritätsstreit um die Erfindung der Infinitesimalrechnung mit Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) ebenso ein Thema wie die Auseinandersetzung mit Robert Hooke (1635-1703) über die wahre Natur des Lichts. Beim Entwirren dieser Konflikte untermauert Freistetter die jeweilige Kapitelüberschrift mit historisch belegbaren Argumenten und biografischen Fakten.

Am Ende jedes Kapitels stellt der Autor einen Bezug zur aktuellen Forschung her. Könnten heutige Wissenschaftler sich noch so verhalten wie Newton zu seiner Zeit? Vor welchen Problemen stand das Genie damals, vor welchen wir heute? Gerade in diesen Abschnitten wird deutlich, dass Newton ein Kind seiner Zeit war – geprägt durch die aufkommende Naturwissenschaft genauso wie durch kirchliche Konventionen, die zu seinen Lebzeiten den Alltag und die universitäre Forschung noch stark prägten. Diese Exkurse runden zum einen die Kapitel ab und stellen Newton trotz möglicherweise unliebsamer Eigenschaften sehr menschlich dar. Zum anderen helfen sie, das Verhalten des Naturforschers, wenn auch mitunter durch egoistische Motive vorangetrieben, besser nachvollziehen zu können.

War Isaac Newton nun ein egozentrischer, wenig liebenswerter Zeitgenosse? Das Buch beantwortet das mit einem ganz klaren Vielleicht. So oder so bietet es eine unterhaltsame Biografie. Freistetter vertritt zwar eine subjektive Sicht auf die historischen Fakten, stellt diese aber nachvollziehbar dar. Er lässt Newton als Menschen mit vielen Marotten auftreten und macht deutlich, dass ohne dessen weit reichende, universelle Denkweise und ohne dessen geniale Ideen die Naturwissenschaft nicht dort wäre, wo sie jetzt ist.

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft - 4/2025 - Neue Gesetze für den Kosmos?

Spektrum der Wissenschaft – Neue Gesetze für den Kosmos?: Eine alternative Theorie stellt die Gravitation in Frage

Seit Jahrzehnten jagen Physiker der unsichtbaren Dunklen Materie nach – bisher erfolglos. Als alternative Theorie wird die »Modified Newtonian Dynamics«, kurz MOND, diskutiert. Sie stellt die Gesetze der Gravitation in Frage und sorgt für Zündstoff in der Kosmologie. Im Rahmen unserer Serie »Quantengravitation« erläutert der Physiker Manuel Hohmann die Theorie der teleparallelen Gravitation. Ihr zufolge können Raum und Zeit nicht nur gekrümmt, sondern auch anders verformt sein. Weitere Themen: Warum Spiegelorganismen große Risiken bergen und was Landwirte tun können, um Agrarböden zu schützen und zu erhalten.

Sterne und Weltraum - 4/2025 - Die Sonne – Expedition in eine heiße Hölle

Sterne und Weltraum – Die Sonne – Expedition in eine heiße Hölle

Unsere seit rund fünf Milliarden Jahren aktive Sonne gibt immer noch Rätsel auf. Mit Hilfe von Raumsonden, die sich ihr mehr als jemals zuvor nähern, sollen sie gelüftet werden – wir informieren Sie über diese Expedition und berichten darüber hinaus über die ESA-Mission Hera zur Erforschung der Doppelasteroiden Didymos und Dimorphos. Im Jahr 2022 gelang es der NASA-Mission DART, die Umlaufbahn des kleineren Dimorphos durch den Aufschlag der Sonde zu verändern. Weiter berichten wir über Funde des Instrumentes DESI, die darauf hindeuten, dass sich die Dunkle Energie wieder abschwächen könnte, und stellen Ihnen die Teleskope auf der Kanareninsel La Palma vor, die auf ihren Vulkanbergen optimale Voraussetzungen und Beobachtungsorte, auch für Amateurastronomen, bietet.

Spektrum der Wissenschaft - 3/2025 - Quantengravitation

Spektrum der Wissenschaft – Quantengravitation

Seit einem Jahrhundert versuchen Fachleute, die Quantenphysik mit der Schwerkraft zu vereinen. Wie könnte eine solche Weltformel aussehen? Zum Auftakt der Serie »Quantengravitation« geben wir einen Überblick über die Entwicklungen der wichtigsten Ansätze. Weiterhin berichten wir über das Verfahren, der Luft Kohlendioxid zu entziehen. Kann diese Entziehungskur die Klimakatastrophe abwenden? In der RNA-Forschung zeigt sich immer deutlicher, dass die im Erbgut enthalten Bauanweisungen für RNA-Moleküle, die nicht für Proteine codieren, offenbar maßgeblich an der Genregulation beteiligt sind. Erfahren Sie weiterhin, welche neuen Erkenntnisse die Wissenschaft aus den Untersuchungen der Brandruine von Notre-Dame de Paris gewann.

Spektrum der Wissenschaft – Neue Gesetze für den Kosmos?: Eine alternative Theorie stellt die Gravitation in Frage

Seit Jahrzehnten jagen Physiker der unsichtbaren Dunklen Materie nach – bisher erfolglos. Als alternative Theorie wird die »Modified Newtonian Dynamics«, kurz MOND, diskutiert. Sie stellt die Gesetze der Gravitation in Frage und sorgt für Zündstoff in der Kosmologie. Im Rahmen unserer Serie »Quantengravitation« erläutert der Physiker Manuel Hohmann die Theorie der teleparallelen Gravitation. Ihr zufolge können Raum und Zeit nicht nur gekrümmt, sondern auch anders verformt sein. Weitere Themen: Warum Spiegelorganismen große Risiken bergen und was Landwirte tun können, um Agrarböden zu schützen und zu erhalten.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.