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Tusch auf den Tanz

Mit ansteckender Begeisterung erzählen zwei Neurowissenschaftler von den positiven Effekten, wenn wir uns zur Musik bewegen.
Frau mit Kopfhörer tanzt zur Musik aus ihrem Smartphone

Neun Kapitel, um eine ganze Nation zum Tanzen zu bringen. Das ist das Ziel von Julia Christensen und Dong-Seon Chang, beide Neurowissenschaftler und begeisterte Tänzer. Die Idee zu diesem Buch kam ihnen auf einer Konferenz in Griechenland. Acht Tage lang tauschten sie sich dort mit anderen Forschern über ihre gemeinsame Leidenschaft, das Tanzen, und die wissenschaftliche Sicht darauf aus. Diese Tagung zieht sich wie ein roter Faden durch das Werk.

Die Autoren betrachten das Phänomen Tanz aus verschiedenen Blickwinkeln: aus der Sicht aktueller (teils eigener) neurowissenschaftlicher und medizinischer Forschung, aber auch aus ihren Erfahrungen und ihrem Wissen als aktive Tänzer. Immer wieder lockern persönliche Anekdoten die Forschungserkenntnisse auf. Neben den Fragen, warum wir überhaupt tanzen und welche Prozesse dabei in unserem Körper und Gehirn ablaufen, widmen sie sich seiner sozialen und emotionalen Bedeutung. Insbesondere geht es ihnen darum, ob und wie Tanzen die physische und psychische Fitness steigert und inwiefern es verschiedene Krankheiten wie Depressionen, Rückenschmerzen, Demenz und Parkinson vorbeugen oder lindern kann. Eine umfangreiche, nach Kapiteln unterteilte Literaturliste belegt die Argumentation, die zahlreichen Beispiele und Metaphern machen sie anschaulich. So vergleichen die Autoren das Gehirn eines Neugeborenen etwa mit einem noch nicht zusammengebauten Ikea-Regal: »Es liegt schon alles ganz nah beiein­ander, muss aber noch an seinen richtigen Platz und in seine spätere Funktion gerückt werden.«

Überleben dank »Highway to Hell«

Darüber hinaus erfahren wir viel Wissenswertes und Erstaunliches, etwa dass es in Korea spezielle Diskotheken für Senioren gibt oder welcher Song sich am besten als Taktgeber für eine Herzdruckmassage eignet (an sich ist es »Highway to Hell«, aber angesichts der Umstände empfiehlt sich eher »Stayin' Alive«). Auch Flirt-Tipps gibt es: Frauen sollten beim Tanzen für einen großen Hüftschwung sorgen, Männer auf ihr rechtes (!) Knie achten. Den Abschluss des Buchs bildet ein »Tanztest«, um den richtigen Tanzstil für sich zu finden.

Die Begeisterung der beiden Wissenschaftler fürs Tanzen ist stets spürbar, kann ansteckend wirken und zum Ausprobieren anregen. Was das Buch auf der einen Seite bereichert, ist gleichzeitig seine größte Schwäche. Hin und wieder wäre ein kritischerer Blick wünschenswert gewesen. Nur zweimal lassen die Autoren anklingen, dass Tanzen allein kein Wundermittel gegen Krankheiten ist und die Erforschung seiner Effekte auf unseren Körper noch in den Kinderschuhen steckt. Und Aussagen wie »Schaden kann Tanzen auf gar keinen Fall« unterschlagen, dass es ebenso wenig schaden kann, nicht zu tanzen, wenn man sich dafür nicht begeistert. Es gibt viele andere Möglichkeiten, sich zu bewegen, mit anderen in Kontakt zu kommen und Freude am Leben zu haben, die unserem Wohlbefinden und unserer Gesundheit genauso gut tun.

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