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Biologie des Geistes

Die Physikerin und Journalistin Jeanne Rubner stellt in diesem Werk die häufigsten Fehlfunktionen des Zentralnervensystems vor. Sie beschreibt biologische Mechanismen, die zu Autismus, Alzheimer und anderen Beeinträchtigungen führen. Zudem erklärt sie, welche Behandlungsmöglichkeiten es jeweils gibt und wie diese auf zellulärer Ebene wirken.

Rubner hat mit Betroffenen und Angehörigen gesprochen und bindet deren Fallgeschichten ein. So gelingt es ihr, die wissenschaftliche Darstellung um persönliche Perspektiven zu erweitern: Wie ergeht es jemandem, der unter Alzheimer leidet oder nach einem Schlaganfall wieder mühsam grundlegende Fähigkeiten erlernen muss? Vor welchen Problemen stehen depressive oder schizophrene Menschen, deren Erkrankungen weithin stigmatisiert und kaum verstanden sind?

Ungeschickter Buchtitel

Von Anfang an betont die Autorin, dass sie Vorurteile abbauen möchte. Sie schreibt: "Die Ausfälle des Gehirns zu erforschen, soll auch dabei helfen, psychische Krankheiten endlich als das einzuordnen, was sie sind: körperliche Leiden." Angesichts dessen ist der Buchtitel sehr unglücklich gewählt. Auch der Klappentext führt in die falsche Richtung, indem er "neueste Erkenntnisse" der Hirnforschung ankündigt – tatsächlich steht Basiswissen im Mittelpunkt des Werks.

Rubner vermittelt durchaus solide fachliche Grundlagen. Da sie aber einen eher plaudernden Stil pflegt, um möglichst anschaulich und verständlich zu sein, behandelt sie komplexe Zusammenhänge oft nur flüchtig. An vielen Stellen schweift sie ab und verliert den roten Faden aus dem Blick, auch wenn sie dabei durchaus Spannendes zu erzählen weiß. Ihre Fallgeschichten hätte sie gern noch etwas ausführlicher darstellen können, um es dem Publikum zu erleichtern, sich in die Betroffenen hineinzuversetzen.

Von dem Buch können vor allem Leser profitieren, die sich bisher sehr wenig mit Hirnforschung beschäftigt haben. Sie lernen, wie eine Synapse funktioniert, was ein Axon oder ein Interneuron ist und wie psychische beziehungsweise neurologische Krankheiten entstehen. Neurobiologisch Versierte dagegen erfahren nichts Neues.

Kennen Sie schon …

Spektrum Kompakt – Das Unbewusste

Viele unserer Denkprozesse laufen auf Autopilot ab. Untersucht wurden sie schon von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler. Heute arbeitet man daran, das Zusammenspiel von Unbewusstem und Bewusstem neuronal sichtbar zu machen oder psychische Abwehrmechanismen durch bestimmte Tests zu ergründen.

Gehirn&Geist – Neurodiversität: Eine neue Sicht auf die Vielfalt unseres Denkens

Mit dem Begriff Neurodiversität beschreibt die Wissenschaft die natürliche Vielfalt unseres Denkens – und eröffnet neue Perspektiven auf Autismus, ADHS & Co. Aber warum ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Diagnosen so deutlich gestiegen? Unsere Titelgeschichten gehen dieser Frage nach und beleuchten medizinische Ursachen ebenso wie gesellschaftliche Einflüsse und geschlechterspezifische Unterschiede. Erfahren Sie zudem im Interview mit Molekularbiologe Prof. Thomas Bourgeron, welche Rolle genetische Faktoren bei der Ausprägung und Diagnostik neurodiverser Eigenschaften spielen. Auch soziale Ungleichheit steht im Fokus dieser Ausgabe, denn neue Studien zeigen, wie sie politische Einstellungen beeinflusst und was Menschen dazu bringt, autoritäre Persönlichkeiten zu wählen. Daneben erklärt Maren Urner im Interview, was die ständige digitale Reizflut mit unserem Gehirn macht – und weshalb Langeweile gut für die mentale Gesundheit ist. Zudem berichten wir, warum Antidepressiva oft nicht wirken und welcher Weg zu einer maßgeschneiderten Therapie führen kann.

Spektrum Gesundheit – Gehirn im Wandel – Was passiert in den Wechseljahren?

In dieser Ausgabe erfahren Sie, wie stark das Gehirn auf hormonelle Veränderungen reagiert – und was es bedeutet, wenn die Menopause viel zu früh beginnt. Außerdem: Zuckerersatz, Herpesviren bei Alzheimer und Datenschutz bei der elektronischen Patientenakte.

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