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Kniefall mit Folgen

Der Name der oberitalienischen Burg Canossa ist zum Synonym für den Machtkampf zwischen Reich und Kirche geworden. Bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts arbeiteten beide noch zusammen, wobei der weltliche Herrscher überlegen war: Er behielt sich bei der Ernennung von Bischöfen und Päpsten die Entscheidung vor. Doch die Macht der Kirche wuchs und im Streit um dieses "Investiturrecht" belegte Papst Gregor VII. den Kaiser mit dem Kirchenbann. Heinrich IV. blieb nur ein Ausweg: Er musste sich ihm in Canossa unterwerfen. Den diplomatischen Schachzug konnte der Papst nicht kontern und sein Gegenspieler hatte wieder Handlungsspielraum. Doch mit dieser Umkehrung der Machtverhältnisse ging eine "Erschütterung der Welt" einher, wie der Chronist Bonizo von Sutri (gestorben 1090) damals schrieb.

Die Stadt Paderborn hat in Erinnerung an das tausendste Todesjahr Heinrichs IV. im Sommer 2006 eine Ausstellung organisiert, die nun in zwei reich ausgestatteten Bänden dokumentiert wird. Der Katalog zur Ausstellung präsentiert mehr als 600 Exponate vor dem Hintergrund des Investiturstreits: Handschriften und Urkunden, Reliquienbehälter und Elfenbeintafeln, Gebrauchsgegenstände und Waffen. In fünfzig Essays beleuchten Experten der internationalen Mittelalterforschung im zweiten Band Aspekte der Gesellschaft und der Politik jener Zeit. Zudem spüren sie dem Nachhall Canossas vor allem im 19. Jahrhundert nach.

Die Lektüre macht deutlich: Das 11. Jahrhundert war in der Tat eine Zeit des Umbruchs und die "Erschütterung der Welt" wirkte noch lange nach. Nicht zuletzt mag die Beschäftigung mit Canossa helfen, auch manche Diskussion um Religion und Politik in unserer Zeit besser zu verstehen.
  • Quellen
Abenteuer Archäologie 01/2007

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