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Alltagsphysik als Denksportaufgabe

"Denksport Physik" ist ein Klassiker unter den Physikbüchern für den Alltag. Doch der Leser sei gewarnt – nicht von vorne nach hinten soll er es lesen, sondern einzelne Fragen, die ihn interessieren, in Gedanken lösen. Die Antworten dazu sind als "Multiple Choice" aufgelistet, und mehr als oft wird man von der richtigen Lösung überrascht sein.

Lewis Epstein unternimmt eine Mammutaufgabe, indem er uns durch viele Gebiete der Physik führt. Die Kapitel seines Buches lauten denn auch "Mechanik", "Fluidik", "Wärme", "Schwingungen", "Licht", "Elektrizität und Magnetismus", "Relativität" und "Quanten". Dem Autor gelingt es, den Leser schon mit den ersten Aufgaben zu verblüffen – mit eigentlich einfachen Fragen: Wie unterscheidet sich das "Gestänge" bei Dampflokomotiven, die Personen oder Güter transportieren? Oder was den Muskelprotz und das Telefonbuch?

Schon hier werden unsere Lösungsmethoden und -erklärungen schon auf den Prüfstand gestellt. Jedes Kapitel schließt aber noch zusätzlich mit einer Liste von Fragen ohne (!) Antworten, und somit sind dem Leser auch noch einige "quälende" Stunden sicher. Hervorzuheben ist dabei das fast völlige Fehlen von mathematischen Formeln, was zumindest für den Physik-Novizen eine Freude sein dürfte. So nebenbei werden dennoch viele klassische Theorien rasch und einfach erklärt – Maxwell, Galilei oder Newton werden ihrer Stellung in der klassischen Physik deshalb durchaus gerecht und oft zitiert.

Bestechend ist die Vielfalt der Aufgaben sowie die gute, klare und durch Darstellungen vereinfachte Erklärung der Lösung. Und da es auch lustige Zeichnungen gibt, sollte der Leser selbst bei den kompliziertesten Fragestellungen nie verzweifeln. In einer der letzten Aufgaben des Buches wird zudem das Zeno-Paradoxon vorgestellt und aufgelöst. Dessen Antwort geht dann sogar weit über die Fragestellung hinaus und erklärt auch den Sinn einer Zentralbank bei der "Vervielfachung des Geldes" in unserem Banksystem. Es wird im Eiltempo auf die Reservenpolitik der Zentralbanken verwiesen, ohne diese aber beim Namen zu nennen – praktisch-fiskalische Anmerkungen kommen also durchaus ebenso vor.

Verbesserungsvorschlägen gibt es aber ebenfalls: Die Graphiken sind lustig, doch schwarz/weiß und die Lösungen sind oft verkehrt gedruckt (Seiten 16-21, 26, 29-30, 99-103, 229-231, 234, 354-356: Wenn es Absicht war, warum dann nicht immer – oder wird das eine Neuauflage beheben?). Die Frage zum Regenbogen ist völlig richtig beantwortet, lässt jedoch den möglichen "zweiten Regenbogen" (durch Doppelbrechung in den Wassertropfen) völlig unerwähnt – gerade in diesem Buch wäre zu erwarten, dass man in der Theorie weitergeführt wird.

Alles in allem legt der Leser das Buch nicht gerne aus der Hand. Die Fragen und ihre verblüffenden Lösungen machen süchtig. Knobelei und Denksport in der Physik – eine gute Mischung.

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