Ein würdiges Jubiläumsbuch
Zum vierzigsten Jahrestag der ersten bemannten Mondlandung am 20. Juli 1969 legen das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der Fackelträger Verlag ein prächtiges Buch über den Erdtrabanten und seine Erforschung vor, das dieses Jubiläums mehr als würdig ist. Das sehr hochwertig produzierte und hervorragend bebilderte Werk nimmt den Leser mit auf eine spannende und lehrreiche Reise zum Mond.
Ein Gespräch zwischen Edwin "Buzz" Aldrin und Thomas Reiter steht am Anfang und dient als erste Raketenstufe, um den Leser in Richtung Erdtrabant abheben zu lassen. Auf mehr als 40 Seiten gewährt dieses Gipfeltreffen zweier begeisterter Raumfahrer detaillierte Einblicke in die Faszination der Apollo-Flüge. Thomas Reiter, der im Jahr 2006 an der ersten europäischen Langzeitmission an Bord der Internationalen Raumstation ISS teilnahm, spricht mit dem "Helden seiner Kindheit", Buzz Aldrin, einem der beiden ersten "Moonwalker". Der Leser ist nah am Geschehen, wenn Aldrin seinen Mondausflug wortreich beschreibt.
Zwar beginnt dieses Gespräch etwas holperig, steigert sich aber nach dem ersten Beschnuppern schnell. Aldrin wird die Geschichte seiner Mondfahrt im Laufe der Jahrzehnte unzählige Male erzählt haben, doch so authentisch, spannend und vor allem ausführlich wie hier findet sich seine Version der unglaublichen Reise nur selten. Angereichert wird der Spannungsbogen durch geschickte Einwürfe und Fragen Thomas Reiters. Wir erfahren auch eine späte – altersmilde? – Rechtfertigung dafür, warum Aldrin kein einziges Porträtfoto von Neil Armstrong auf dem Mond aufnahm. Diese Lesart lässt nicht Rivalität als Grund erkennen.
Um die reichhaltigen wissenschaftlichen Ergebnisse der Apollo-Missionen geht es in den Kapiteln, die dem Astronautengespräch folgen. Den Fotografien stehen Texte mit großem Tiefgang ebenbürtig gegenüber. Mit flüssiger und informativer Feder präsentieren die Geologen Ralf Jaumann und Ulrich Köhler ein umfassendes Porträt des Mondes. Die beiden Mitarbeiter des Berliner DLR-Instituts für Planetenforschung spannen den Bogen von frühen Mondbeobachtungen da Vincis oder Galileis über die Apollo-Missionen bis hin zu aktuellen Ergebnissen der Mondforschung und den vielen offenen Fragen, die nach weiteren Mondmissionen förmlich schreien.
Gelegentlich wiederholen die Autoren Erklärungen von einem Kapitel zum nächsten, was den Leser manchmal stutzen lässt. Auch klafft hin und wieder eine Text-Bild-Schere, wenn die sehenswerten und hervorragend reproduzierten Mondfotos keinen unmittelbaren Zusammenhang mit den im Haupttext beschriebenen Aussagen erkennen lassen. Dies sind aber leicht verschmerzbare Schönheitsfehler.
Plausibel und in die Tiefe gehend begründen die Autoren, weshalb der Mond ein "geologischer Glücksfall" ist und Apollo nur den Beginn seiner Erforschung markieren kann: Von den rund 2000 auf der Erde bekannten Mineralen konnten in den Mondgesteinen nur weniger als 100 nachgewiesen werden, weil die Mineralbildung auf dem Mond durch die reduzierenden Bedingungen, das Fehlen von Wasser und jedes an eine Hydrosphäre gebundenen Verwitterungsprozesses deutlich anderen Regeln folgt als auf der Erde. Damit haben Forscher einen direkten Zugang zum Verständnis der Frühgeschichte des inneren Sonnensystems. Auch die ersten zwei Milliarden Jahre der Erdgeschichte – hier sind diese frühen Spuren durch endogene und exogene Prozesse weitgehend verschwunden – können durch weitere Erforschung der Mondoberfläche, insbesondere des Mondstaubs, ergründet werden.
Nur zwölf Menschen war bislang das Privileg beschieden, auf einem anderen Himmelskörper als der Erde zu stehen, unseren Heimatplaneten von der Mondoberfläche aus zu sehen, die geringe Schwerkraft des Mondes zu spüren. Beschreibende Worte können da nur – um mit Nietzsche zu sprechen – ein Schatten der Empfindungen sein und den Kern dieses persönlichen Erlebnisses der Mondfahrer nicht treffen. Auch "Der Mond" ist ein Buch, das diesen letzten Schritt natürlich nicht gehen kann, die Grenze in Richtung des Mysteriums aber noch einmal deutlich verschiebt. Somit bietet dieses Werk auch dem Mondbegeisterten viel Neues. Ein Buch mit Wow-Effekt, das gleichsam Fakten wie Faszination vermittelt und den Preis von knapp 50 Euro allemal wert ist.
Ein Gespräch zwischen Edwin "Buzz" Aldrin und Thomas Reiter steht am Anfang und dient als erste Raketenstufe, um den Leser in Richtung Erdtrabant abheben zu lassen. Auf mehr als 40 Seiten gewährt dieses Gipfeltreffen zweier begeisterter Raumfahrer detaillierte Einblicke in die Faszination der Apollo-Flüge. Thomas Reiter, der im Jahr 2006 an der ersten europäischen Langzeitmission an Bord der Internationalen Raumstation ISS teilnahm, spricht mit dem "Helden seiner Kindheit", Buzz Aldrin, einem der beiden ersten "Moonwalker". Der Leser ist nah am Geschehen, wenn Aldrin seinen Mondausflug wortreich beschreibt.
Zwar beginnt dieses Gespräch etwas holperig, steigert sich aber nach dem ersten Beschnuppern schnell. Aldrin wird die Geschichte seiner Mondfahrt im Laufe der Jahrzehnte unzählige Male erzählt haben, doch so authentisch, spannend und vor allem ausführlich wie hier findet sich seine Version der unglaublichen Reise nur selten. Angereichert wird der Spannungsbogen durch geschickte Einwürfe und Fragen Thomas Reiters. Wir erfahren auch eine späte – altersmilde? – Rechtfertigung dafür, warum Aldrin kein einziges Porträtfoto von Neil Armstrong auf dem Mond aufnahm. Diese Lesart lässt nicht Rivalität als Grund erkennen.
Um die reichhaltigen wissenschaftlichen Ergebnisse der Apollo-Missionen geht es in den Kapiteln, die dem Astronautengespräch folgen. Den Fotografien stehen Texte mit großem Tiefgang ebenbürtig gegenüber. Mit flüssiger und informativer Feder präsentieren die Geologen Ralf Jaumann und Ulrich Köhler ein umfassendes Porträt des Mondes. Die beiden Mitarbeiter des Berliner DLR-Instituts für Planetenforschung spannen den Bogen von frühen Mondbeobachtungen da Vincis oder Galileis über die Apollo-Missionen bis hin zu aktuellen Ergebnissen der Mondforschung und den vielen offenen Fragen, die nach weiteren Mondmissionen förmlich schreien.
Gelegentlich wiederholen die Autoren Erklärungen von einem Kapitel zum nächsten, was den Leser manchmal stutzen lässt. Auch klafft hin und wieder eine Text-Bild-Schere, wenn die sehenswerten und hervorragend reproduzierten Mondfotos keinen unmittelbaren Zusammenhang mit den im Haupttext beschriebenen Aussagen erkennen lassen. Dies sind aber leicht verschmerzbare Schönheitsfehler.
Plausibel und in die Tiefe gehend begründen die Autoren, weshalb der Mond ein "geologischer Glücksfall" ist und Apollo nur den Beginn seiner Erforschung markieren kann: Von den rund 2000 auf der Erde bekannten Mineralen konnten in den Mondgesteinen nur weniger als 100 nachgewiesen werden, weil die Mineralbildung auf dem Mond durch die reduzierenden Bedingungen, das Fehlen von Wasser und jedes an eine Hydrosphäre gebundenen Verwitterungsprozesses deutlich anderen Regeln folgt als auf der Erde. Damit haben Forscher einen direkten Zugang zum Verständnis der Frühgeschichte des inneren Sonnensystems. Auch die ersten zwei Milliarden Jahre der Erdgeschichte – hier sind diese frühen Spuren durch endogene und exogene Prozesse weitgehend verschwunden – können durch weitere Erforschung der Mondoberfläche, insbesondere des Mondstaubs, ergründet werden.
Nur zwölf Menschen war bislang das Privileg beschieden, auf einem anderen Himmelskörper als der Erde zu stehen, unseren Heimatplaneten von der Mondoberfläche aus zu sehen, die geringe Schwerkraft des Mondes zu spüren. Beschreibende Worte können da nur – um mit Nietzsche zu sprechen – ein Schatten der Empfindungen sein und den Kern dieses persönlichen Erlebnisses der Mondfahrer nicht treffen. Auch "Der Mond" ist ein Buch, das diesen letzten Schritt natürlich nicht gehen kann, die Grenze in Richtung des Mysteriums aber noch einmal deutlich verschiebt. Somit bietet dieses Werk auch dem Mondbegeisterten viel Neues. Ein Buch mit Wow-Effekt, das gleichsam Fakten wie Faszination vermittelt und den Preis von knapp 50 Euro allemal wert ist.
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