Sternenspringer
"Starhopper" – wieder so ein englischer Begriff in der deutschen Sprache? Das ist in der Astronomie eigentlich nicht ungewöhnlich, aber sollte so etwas nicht vermieden werden? Also gut, dann eben "Sternhüpfer". Klingt irgendwie nach Kindergeburtstag – also keine echte Alternative. Dabei beschreibt dieses Wort eigentlich ziemlich genau, worum es geht: Beim Aufsuchen schwacher Objekte im Fernrohr "hüpft" man von Stern zu Stern zum Ziel, wie es Thomas Jäger in seinem Buch "Der Starhopper" beschreibt.
Dies ist eine Technik, die in Zeiten von "GoTo" (wieder so ein Beispiel!) – dem automatisierten Auffinden von astronomischen Beobachtungsobjekten – eigentlich längst überholt scheint. Warum soll man sich mühsam mit der Sternkarte in der Hand zum ersehnten "Deep-Sky"-Objekt (dito) am Himmel durchquälen, wenn es doch deutlich einfacher geht? Position in den Fernrohrcomputer eingeben, und das Gerät schwenkt wie von Geisterhand zum Ziel – leider muss man noch selbst ins Okular schauen. Falls das Teleskop mit Hilfe heller Referenzsterne vorher ausgerichtet wurde, kann eigentlich nicht viel schiefgehen.
Bei populären Objekten wie etwa dem Ringnebel M 57 oder dem Kugelsternhaufen M 13 ist das sicher richtig. Bei schwachen Kandidaten wie "Barnards Galaxie" NGC 6822 im Schützen stimmt das dagegen nicht unbedingt. Hier ist viel Erfahrung bei der visuellen Beobachtung gefordert. Selbst wenn die Position stimmt, muss im Okular noch lange nichts zu sehen sein (falsche Brennweite, Transparenz nicht optimal etc.). Da ist "Sternhüpfen" letztlich die bessere Variante. Wer damit aufgewachsen ist, kennt sich am Himmel aus und ist mit seinen Tücken vertraut. Eine bessere Art ihn zu erkunden, ist mir nicht bekannt.
Außerdem: "GoTo" ist unsportlich! Was ist das Erfolgserlebnis wert, wenn man in einer Stunde 100 NGC-Galaxien abgegrast hat, von denen man die Hälfte – wenn man ehrlich zu sich ist – gar nicht wahrgenommen hat? Zudem ist die digitale Suche nur so gut, wie die implementierte Datenbasis. Was ist, wenn die Position des gespeicherten Katalogobjekts falsch ist oder es vielleicht gar nicht existiert (ein Problem, das immer wieder vorkommt)? Ich erinnere mich an einen Fall, wo ein Computerteleskop-Besitzer stolz verkündete, er könne alle 300 Kugelsternhaufen einstellen. Das Problem: die Milchstraße hat nur circa 150, von denen einige eine sehr große Öffnung verlangen. Es stellte sich heraus, dass die Datenbasis auch Objekte des Andromedanebels enthält – hier führt "GoTo" ins sichere Nirvana!
Also "Starhopping": Laut Untertitel bietet das Buch "20 Himmelstouren für Hobby-Astronomen". Auf etwa 150 Seiten geht es zu Galaxien, Galaktischen Nebeln, Sternhaufen oder Doppelsternen. Aufgeteilt nach den vier Jahreszeiten werden spannende Touren beschrieben wie eine "Safari im Löwengehege" im Frühjahr. Ausgangspunkt ist immer ein heller Stern, in diesem Fall Regulus, Hauptstern des Sternbilds Löwe. Von ihm geht es – indem man gut geführt von Stern zu Stern hüpft – zum Doppelstern Leonis oder den sehenswerten Galaxien M 95 und M 65 mit ihrer Umgebung. Schnell wird klar: "Der Weg ist das Ziel" ist der entscheidende Punkt – nur so macht visuelle Beobachtung wirklich Spaß.
Am Ende wird man mit wunderbaren Objekten belohnt und ist um einige Erfahrungen reicher. Der Sommer bietet etwa "Höhlen, Kleiderbügel und Hanteln" – ein Ausflug zu Dunkelnebeln, Sternmustern und Planetarischen Nebeln. Im Herbst und Winter werden wiederum die "Perlen der Andromeda" (mit seiner berühmten Galaxie) und die Region "Rund um Sirius" besucht. Als Nachspeise gibt es noch ein "Starhopping durch Raum und Zeit", wobei auch in Punkto "Aufsuchen" größere Distanzen zurückgelegt werden müssen (hier kann "GoTo" in der Tat nützlich sein). Die Reise geht von nahen Sternen, wie Barnards Pfeilstern, bis hin zu extrem weit entfernten Objekten, wie der Quasar 3C 273 in der Jungfrau.
Da Buch bietet neben den 20 geführten Touren noch einiges mehr. Es ist letztlich ein kompletter Leitfaden für die visuelle Deep-Sky-Beobachtung und folgt dabei den Spuren des Standardwerks "Praxishandbuch Deep Sky" (Kosmos Verlag). Die ersten Kapitel behandeln ausführlich die Ausrüstung (Teleskope und Zubehör), das Aufsuchen – also die Theorie des Starhopping, wobei auch "GoTo" und Teilkreise erläutert werden –, das Beobachten (vom Sehen bis zur richtigen Bekleidung), die Objekttypen und die Aufzeichnung. Dieser wichtige Punkt behandelt die textliche oder zeichnerische Darstellung des Gesehenen. Ein Anhang enthält unter anderem die Liste der 190 vorgestellten Objekte nebst ihren Daten (eine gute Auswahl, wobei leider zu wenig über die jeweils erforderliche Teleskopgröße gesagt wird), ein Glossar und Literatur.
Das 288-seitige Buch ist gut gestaltet und reich bebildert. Neben teils farbigen Astrofotos gibt es auch – besonders wichtig für den Beobachter – Zeichnungen von Objekten . Große, bisweilen doppelseitige Karten geben einen guten Überblick über die Himmelstouren. Eingeschobene Kästen beleuchten Sonderthemen wie etwa Tipps zu Filtern oder erläutern bestimmte Fachbegriffe. Der Text ist flüssig geschrieben. Fazit: ein gelungenes Buch zu einem interessanten Thema, das immer mehr Anhänger findet – und das in Zeiten von computergesteuerten Teleskopen.
Dies ist eine Technik, die in Zeiten von "GoTo" (wieder so ein Beispiel!) – dem automatisierten Auffinden von astronomischen Beobachtungsobjekten – eigentlich längst überholt scheint. Warum soll man sich mühsam mit der Sternkarte in der Hand zum ersehnten "Deep-Sky"-Objekt (dito) am Himmel durchquälen, wenn es doch deutlich einfacher geht? Position in den Fernrohrcomputer eingeben, und das Gerät schwenkt wie von Geisterhand zum Ziel – leider muss man noch selbst ins Okular schauen. Falls das Teleskop mit Hilfe heller Referenzsterne vorher ausgerichtet wurde, kann eigentlich nicht viel schiefgehen.
Bei populären Objekten wie etwa dem Ringnebel M 57 oder dem Kugelsternhaufen M 13 ist das sicher richtig. Bei schwachen Kandidaten wie "Barnards Galaxie" NGC 6822 im Schützen stimmt das dagegen nicht unbedingt. Hier ist viel Erfahrung bei der visuellen Beobachtung gefordert. Selbst wenn die Position stimmt, muss im Okular noch lange nichts zu sehen sein (falsche Brennweite, Transparenz nicht optimal etc.). Da ist "Sternhüpfen" letztlich die bessere Variante. Wer damit aufgewachsen ist, kennt sich am Himmel aus und ist mit seinen Tücken vertraut. Eine bessere Art ihn zu erkunden, ist mir nicht bekannt.
Außerdem: "GoTo" ist unsportlich! Was ist das Erfolgserlebnis wert, wenn man in einer Stunde 100 NGC-Galaxien abgegrast hat, von denen man die Hälfte – wenn man ehrlich zu sich ist – gar nicht wahrgenommen hat? Zudem ist die digitale Suche nur so gut, wie die implementierte Datenbasis. Was ist, wenn die Position des gespeicherten Katalogobjekts falsch ist oder es vielleicht gar nicht existiert (ein Problem, das immer wieder vorkommt)? Ich erinnere mich an einen Fall, wo ein Computerteleskop-Besitzer stolz verkündete, er könne alle 300 Kugelsternhaufen einstellen. Das Problem: die Milchstraße hat nur circa 150, von denen einige eine sehr große Öffnung verlangen. Es stellte sich heraus, dass die Datenbasis auch Objekte des Andromedanebels enthält – hier führt "GoTo" ins sichere Nirvana!
Also "Starhopping": Laut Untertitel bietet das Buch "20 Himmelstouren für Hobby-Astronomen". Auf etwa 150 Seiten geht es zu Galaxien, Galaktischen Nebeln, Sternhaufen oder Doppelsternen. Aufgeteilt nach den vier Jahreszeiten werden spannende Touren beschrieben wie eine "Safari im Löwengehege" im Frühjahr. Ausgangspunkt ist immer ein heller Stern, in diesem Fall Regulus, Hauptstern des Sternbilds Löwe. Von ihm geht es – indem man gut geführt von Stern zu Stern hüpft – zum Doppelstern Leonis oder den sehenswerten Galaxien M 95 und M 65 mit ihrer Umgebung. Schnell wird klar: "Der Weg ist das Ziel" ist der entscheidende Punkt – nur so macht visuelle Beobachtung wirklich Spaß.
Am Ende wird man mit wunderbaren Objekten belohnt und ist um einige Erfahrungen reicher. Der Sommer bietet etwa "Höhlen, Kleiderbügel und Hanteln" – ein Ausflug zu Dunkelnebeln, Sternmustern und Planetarischen Nebeln. Im Herbst und Winter werden wiederum die "Perlen der Andromeda" (mit seiner berühmten Galaxie) und die Region "Rund um Sirius" besucht. Als Nachspeise gibt es noch ein "Starhopping durch Raum und Zeit", wobei auch in Punkto "Aufsuchen" größere Distanzen zurückgelegt werden müssen (hier kann "GoTo" in der Tat nützlich sein). Die Reise geht von nahen Sternen, wie Barnards Pfeilstern, bis hin zu extrem weit entfernten Objekten, wie der Quasar 3C 273 in der Jungfrau.
Da Buch bietet neben den 20 geführten Touren noch einiges mehr. Es ist letztlich ein kompletter Leitfaden für die visuelle Deep-Sky-Beobachtung und folgt dabei den Spuren des Standardwerks "Praxishandbuch Deep Sky" (Kosmos Verlag). Die ersten Kapitel behandeln ausführlich die Ausrüstung (Teleskope und Zubehör), das Aufsuchen – also die Theorie des Starhopping, wobei auch "GoTo" und Teilkreise erläutert werden –, das Beobachten (vom Sehen bis zur richtigen Bekleidung), die Objekttypen und die Aufzeichnung. Dieser wichtige Punkt behandelt die textliche oder zeichnerische Darstellung des Gesehenen. Ein Anhang enthält unter anderem die Liste der 190 vorgestellten Objekte nebst ihren Daten (eine gute Auswahl, wobei leider zu wenig über die jeweils erforderliche Teleskopgröße gesagt wird), ein Glossar und Literatur.
Das 288-seitige Buch ist gut gestaltet und reich bebildert. Neben teils farbigen Astrofotos gibt es auch – besonders wichtig für den Beobachter – Zeichnungen von Objekten . Große, bisweilen doppelseitige Karten geben einen guten Überblick über die Himmelstouren. Eingeschobene Kästen beleuchten Sonderthemen wie etwa Tipps zu Filtern oder erläutern bestimmte Fachbegriffe. Der Text ist flüssig geschrieben. Fazit: ein gelungenes Buch zu einem interessanten Thema, das immer mehr Anhänger findet – und das in Zeiten von computergesteuerten Teleskopen.
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