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Bierdosen statt Tonscherben

Janis Joplin spazierte in ihrer Hippie-Villa in San Francisco ein und aus. Was die Popikone und ihre Freunde zurückließen? Eine Lederjacke mit aufgemaltem Regenbogen, eine Schachtel Aspirin und eine Menge Bierdosen. Breck Parkman weiß das, weil er den alten Müll der Künstlerin durchwühlt hat. Ungewöhnlich? Nein. Alltag eines Archäologen!

Gleich zu Beginn ihres Buchs verknüpft die Autorin Angelika Franz zwei Felder, die auf den ersten Blick nichts gemeinsam haben: Archäologie und Popkultur. Doch Franz zeigt, dass dem keineswegs so ist. Sie distanziert sich von der "Lehre vom Alten" und zeigt sich von der Definition "Archäologie ist, was die Archäologen machen" begeistert. Denn "alt" ist ein relativer Begriff: Das schmutzige Geschirr von gestern könnte schon morgen wissenschaftlich wertvolles Material sein.

Archäologen haben nicht nur Tonscherben aus dem Neolithikum, antike Steine und menschliche Überreste auf der Schippe, sondern auch 30 Jahre alte Bierdosen. Der zweideutige Buchtitel macht gleich zu Beginn klar, was den Leser erwartet: eine große Portion schwarzer Humor. Zu Recht kam "Der Tod auf der Schippe oder was Archäologen sonst so finden" in die engere Auswahl für den Preis "Kuriosester Buchtitel" des Jahres 2010.

Die wissenschaftlich fundierten Kurzgeschichten sind witzig, ungewöhnlich und mitunter auch ausgesprochen morbid. Mit viel Humor und Ironie überzeugt die Autorin – ihres Zeichens selbst Archäologin und Spiegel-Online-Redakteurin – sowohl inhaltlich als auch sprachlich. Ohne erkennbaren roten Faden erzählt sie von Forschern, die mittelalterliche Ritterturniere nachstellen, den Hausmüll von Paul Gauguin untersuchen oder die Gesänge der Neandertaler zu imitieren versuchen.

Für die Darstellung der Hintergründe der Geschichten reicht der Platz freilich nicht aus. Im Mittelpunkt der Erzählungen steht eine ungeöhnliche Pointe – nicht der historische Kontext, in dem sie sich ereigneten. Wer mehr wissen will, muss selbst recherchieren. Franz will unterhalten, nicht tiefbohren. Sie schuf keine Ode an die hundertste Altersanalyse einer ägyptischen Mumie, sondern eine gelungene Hommage an das weitläufige Forschungsfeld der modernen Archäologie.
  • Quellen
epoc 1/2011

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