Spekulationen einer Feministin
Eine Eizelle wird befruchtet und neues Leben entsteht. Das gehört zum Faszinierendsten, was die Biologie zu bieten hat. Wer ein Buch zu diesem Thema in der Hand hält, freut sich zu Recht auf eine spannende Lektüre – zumal die Autorin Marianne Krüll verspricht, sich auch mit ethischen Fragen kritisch auseinanderzusetzen.
Zunächst erfüllt die Soziologin diese Erwartungen: Ausführlich und in einem angenehm schnörkellosen Schreibstil schildert sie die ersten acht Wochen nach der Befruchtung, illustriert mit vielen anschaulichen Skizzen. Ob dabei die vertrauliche Wir-Form so passend ist, bleibt Geschmackssache; Krüll will so die "übliche Distanziertheit wissenschaftlicher Texte" vermeiden.
Doch bereits am Ende des ersten Kapitels dürfte die Lektüre bei vorgebildeten Lesern ein Stirnrunzeln hervorrufen. In einem fiktiven Dialog wettert die Autorin gegen Reproduktionsmedizin und Gentechnik – Krüll in der Rolle der Expertin,ihr erfundenes Gegenüber als naives Ding. Manche ihrer Behauptungen sind dabei schlicht falsch oder zumindest so stark vereinfacht, dass sie inhaltlich nicht tragbar sind. So bekundet sie etwa, dank der vollständigen Entschlüsselung der menschlichen DNA sei nun klar, "dass die Gentechnologie überhaupt kein wissenschaftliches Fundament hat". Die Autorin hätte besser daran getan, statt ihrer Fantasiegespräche echte Interviews mit kritischen Fachleuten zu führen.
Leider ist dieser erste Dialog nur ein Vorgeschmack dessen, was dem Leser in den übrigen Kapiteln blüht: ein Durcheinander aus Tatsachen, Privatmeinung und Spekulationen darüber, wie "wir" uns wohl als Eizelle, Neugeborenes oder Kleinkind gefühlt haben. Dazu bemüht Krüll unzählige Negativbeispiele, etwa wenn sie darlegt, welche Rolle eine ausgewogene Interaktion mit der Umwelt für die Hirnentwicklung spielt. Sicher, die Folgen von Vernachlässigung und Misshandlung sind dramatisch und dürfen nicht verschwiegen werden. Aber warum erwähnt sie nicht auch Befunde vergangener Jahre, die zeigen, wie viel ein Säuglingsgehirn bereits zu leisten vermag?
Anstatt den Leser mit handfesten Fakten zu versorgen, verbreitet die Autorin eigene Ansichten. Natürlich darf sie ihre Meinung äußern – doch Krülls Rundumschlag gegen die Gesellschaft geht zu Lasten des eigentlichen Themas. Was haben Gedanken über "Müttermythen und Männermacht" in einem Buch zu suchen, das verspricht, die ersten Kapitel des Lebens neu zu erzählen? Da möchte man laut rufen: "Thema verfehlt – setzen!"
Auch wenn der Band einige interessante Informationen enthält, ist er werdenden Eltern nicht zu empfehlen. Diese würden gewiss lieber erfahren, wie sie ihren Sprössling schon im Mutterbauch fördern und unterstützen können. Stattdessen lernen sie vor allem, was den kleinen Menschen so alles schadet. Nach Ansicht der Autorin zählt dazu zum Beispiel auch, das Kind in einer Klinik zur Welt zu bringen.
Zunächst erfüllt die Soziologin diese Erwartungen: Ausführlich und in einem angenehm schnörkellosen Schreibstil schildert sie die ersten acht Wochen nach der Befruchtung, illustriert mit vielen anschaulichen Skizzen. Ob dabei die vertrauliche Wir-Form so passend ist, bleibt Geschmackssache; Krüll will so die "übliche Distanziertheit wissenschaftlicher Texte" vermeiden.
Doch bereits am Ende des ersten Kapitels dürfte die Lektüre bei vorgebildeten Lesern ein Stirnrunzeln hervorrufen. In einem fiktiven Dialog wettert die Autorin gegen Reproduktionsmedizin und Gentechnik – Krüll in der Rolle der Expertin,ihr erfundenes Gegenüber als naives Ding. Manche ihrer Behauptungen sind dabei schlicht falsch oder zumindest so stark vereinfacht, dass sie inhaltlich nicht tragbar sind. So bekundet sie etwa, dank der vollständigen Entschlüsselung der menschlichen DNA sei nun klar, "dass die Gentechnologie überhaupt kein wissenschaftliches Fundament hat". Die Autorin hätte besser daran getan, statt ihrer Fantasiegespräche echte Interviews mit kritischen Fachleuten zu führen.
Leider ist dieser erste Dialog nur ein Vorgeschmack dessen, was dem Leser in den übrigen Kapiteln blüht: ein Durcheinander aus Tatsachen, Privatmeinung und Spekulationen darüber, wie "wir" uns wohl als Eizelle, Neugeborenes oder Kleinkind gefühlt haben. Dazu bemüht Krüll unzählige Negativbeispiele, etwa wenn sie darlegt, welche Rolle eine ausgewogene Interaktion mit der Umwelt für die Hirnentwicklung spielt. Sicher, die Folgen von Vernachlässigung und Misshandlung sind dramatisch und dürfen nicht verschwiegen werden. Aber warum erwähnt sie nicht auch Befunde vergangener Jahre, die zeigen, wie viel ein Säuglingsgehirn bereits zu leisten vermag?
Anstatt den Leser mit handfesten Fakten zu versorgen, verbreitet die Autorin eigene Ansichten. Natürlich darf sie ihre Meinung äußern – doch Krülls Rundumschlag gegen die Gesellschaft geht zu Lasten des eigentlichen Themas. Was haben Gedanken über "Müttermythen und Männermacht" in einem Buch zu suchen, das verspricht, die ersten Kapitel des Lebens neu zu erzählen? Da möchte man laut rufen: "Thema verfehlt – setzen!"
Auch wenn der Band einige interessante Informationen enthält, ist er werdenden Eltern nicht zu empfehlen. Diese würden gewiss lieber erfahren, wie sie ihren Sprössling schon im Mutterbauch fördern und unterstützen können. Stattdessen lernen sie vor allem, was den kleinen Menschen so alles schadet. Nach Ansicht der Autorin zählt dazu zum Beispiel auch, das Kind in einer Klinik zur Welt zu bringen.
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