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Wunderbare Mathematik

So unwahrscheinlich es auch klingen mag: Mathematikbücher können so spannend sein, dass man sie nicht eher aus der Hand legt, bis man sie von der ersten bis zur letzten Seite gelesen hat. Das hat wieder einmal Ian Stewart bewiesen. Der 1945 in Folkstone geborene Stewart ist Professor für Mathematik und Direktor des Mathematics Awareness Center an der University of Warwick in England. Er beherrscht es meisterhaft, schwierige Themen der Mathematik interessant, spannend und für den Laien gut verständlich darzustellen und ist dafür mehrfach ausgezeichnet worden.

Stewart schreibt regelmäßig für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften populäre Artikel über Mathematik. Den Lesern des Magazins "Spektrum der Wissenschaft" dürfte er gut bekannt sein, denn er hat auch zahlreiche Beiträge für dessen Kolumne "Mathematische Unterhaltungen" verfasst.

Der Autor hat viele seiner unterhaltsamen Zeitschriftenartikel über Mathematik zu Büchern zusammengefasst. In Deutsch sind davon bisher erschienen "Spiel, Satz und Sieg für die Mathematik" (1992), "Die Reise nach Pentagonien" (1995), "Das Versteck der Andromeda" (1996) und "Die gekämmte Kugel" (1997). "Die wunderbare Welt der Mathematik" ist seine neueste Zusammenstellung. Man merkt es dem Buch an, dass die zwanzig Artikel aus verschiedenen Zeitschriften stammen, denn einige sind in eine meist humorvolle und skurrile Geschichte gekleidet, während andere in nüchterner Sachbuchart sich nur mit der Mathematik befassen. Aber da alle Kapitel voneinander unabhängig sind und in beliebiger Reihenfolge gelesen werden können, stört dies nicht weiter.

Hier ist eine kleine Kostprobe: Schach und Domino sind zwei Spiele, die normalerweise nichts miteinander zu tun haben. Nicht so bei Ian Stewart. Hat ein Dominostein genau die Größe von zwei Schachbrettfeldern, lassen sich knifflige Probleme damit stellen. Angenommen, bei einem Schachbrett fehlen zwei sich diagonal gegenüberliegende Eckfelder. Lassen sich dann die 62 verbleibenden Felder des Brettes mit 31 Dominosteinen vollständig abdecken? Findet man nicht den entscheidenden Trick, kann es sehr lange dauern, bis man darauf kommt, dass das Problem unlösbar ist. Warum? Ein Schachbrett hat 32 schwarze und 32 weiße Felder. Sich gegenüberliegende Eckfelder sind gleichfarbig. Fehlen zwei davon, so bleiben noch 30 Felder der einen und 32 Felder der anderen Farbe übrig. Ein Dominostein deckt aber immer ein schwarzes und ein weißes Feld ab, 31 Steine also 31 weiße und 31 schwarze Felder. Folglich ist die Aufgabe unlösbar. Stewart untersucht auch noch viele Varianten dieses Problems und beschreibt Verfahren, mit denen man sie systematisch lösen kann.

Andere Kapitel des Buches befassen sich beispielsweise mit logischen Problemen über das geteilte Wissen, mit Verschiebepuzzles, mit einer physikalischen Untersuchung, warum ein Toast, der vom Tisch rutscht, immer auf die Butterseite fällt, mit Archimedes' Herdenproblem, mit geometrischen Zerlegungen, mit den Fibonaccizahlen, mit einer Analyse, ob Monopoly ein faires Spiel ist, mit Kalenderproblemen, mit fairem Teilen, mit der Quadratur des Quadrats und mit dem Bau der ägyptische Pyramiden.

Das Buch streift viele Gebiete der Mathematik. Um es zu verstehen, ist zwar kein Mathematikstudium notwendig, aber ganz ohne Mathematikkenntnisse geht es doch nicht. Es werden außerdem zahlreiche Spielereien, Denksportaufgaben und Kuriositäten beschrieben, so dass das Buch für Liebhaber der Unterhaltungsmathematik ein "Muss" ist. Aber auch Leser, die der Mathematik am liebsten aus dem Weg gehen, werden entdecken, wie spannend sie sein kann.

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