Weibliche Macht im Hochmittelalter
Fünf Kaiserinnen hat Jürgen Kaiser, promovierter Kunsthistoriker und Sachbuchautor, für sein neues Buch ausgewählt. Die drei ottonischen "Herrinnen der Welt", Adelheid, Gemahlin Ottos des Großen, Theophanu, Ehefrau Ottos II., und Kunigunde, Gattin Heinrichs II., haben aus unterschiedlichen Gründen immer wieder das Interesse der Forschung erregt. Ebenso die mit dem Salier Heinrich III. verheiratete Agnes von Poitou oder die Frau seines Enkels Heinrichs V., Mathilde von England. Deren Ehe mit dem letzten, 1125 verstorbenen Salierkaiser blieb allerdings eine Episode, während ihr Name heute durch die zweite Ehe mit dem Grafen Gottfried V. von Anjou vor allem mit dem Aufstieg des Hauses Plantagenet in England und Frankreich verbunden ist.
Die fünf Biografien sind anschaulich geschrieben und stützen sich auch auf neuere Forschungen, deren Quellen allerdings kaum erwähnt werden. Die Stärken des Buchs liegen insbesondere darin, dass Hintergründe gut erklärt werden, etwa die verwickelten verwandtschaftlichen Beziehungen der jeweiligen Kaiserinnen und die territorialen Ansprüche der Ehemänner oder Brüder, die daraus erwuchsen. Überzeugend erläutert Jürgen Kaiser auch die Wahl der jeweiligen Grabstätten – so etwa St. Pantaleon in Köln als Grablege der Byzantinerin Theophanu oder Kloster Selz im Elsass als Begräbnisort ihrer Schwiegermutter Adelheid.
Problematisch wird es an den Stellen, wo der Autor versucht, den Kaiserinnen mehr Einfluss zuzuschreiben, als die Quellen bei seriöser Betrachtung erkennen lassen. Mitunter stellt er Dinge gar als Tatsachen dar, die sich so nicht eindeutig sagen lassen: Dass Adelheid 953 Otto den Großen "dahingehend bearbeitet hatte, doch ihren gemeinsamen Sohn zum Thronerben zu bestimmen", steht nicht in den Quellen und war wohl auch für den Aufstand seines Sohnes aus erster Ehe, Liudolf, als Signal gar nicht erst nötig. Allein die Möglichkeit, noch Stiefbrüder zu bekommen, genügte ihm zum Handeln.
Es geht auch nicht an, zu behaupten, Markgraf Ekkehard von Meißen, der Rivale Kaiser Heinrichs II. im Kampf um die Thronfolge des kinderlosen Otto III., sei vielleicht auf Betreiben der "beleidigten Schwestern" des toten Kaisers umgebracht worden. Sondern hier waren sicher sächsische Gegner tätig.
Dass die Kinderlosigkeit von Heinrich II. und Kunigunde eindeutig am König gelegen habe, der "schon in jungen Jahren dauerhaft impotent" gewesen sei, ist eine nicht beweisbare Hypothese. Auch die Vermutung, dass Kunigunde gezwungenermaßen als Nonne in das von ihr gegründete Kloster Kaufungen eintrat, weil Konrad II. sie aller Besitztümer beraubt habe, müsste deutlicher als Annahme deklariert werden.
So ist der Eindruck nach der Lektüre des Buchs zwiespältig: Auf der einen Seite handelt es sich um eine gefällige Darstellung, die unterschiedliche mittelalterliche Sachverhalte gut erklärt – beispielsweise in der angenehm knappen Einleitung. Zum anderen werden ausschließlich Kaiserinnen porträtiert, über die schon oft geschrieben wurde. Manches ist reichlich forsch behauptet und hätte als diskussionswürdige These gekennzeichnet einen besseren Eindruck hinterlassen.
Die fünf Biografien sind anschaulich geschrieben und stützen sich auch auf neuere Forschungen, deren Quellen allerdings kaum erwähnt werden. Die Stärken des Buchs liegen insbesondere darin, dass Hintergründe gut erklärt werden, etwa die verwickelten verwandtschaftlichen Beziehungen der jeweiligen Kaiserinnen und die territorialen Ansprüche der Ehemänner oder Brüder, die daraus erwuchsen. Überzeugend erläutert Jürgen Kaiser auch die Wahl der jeweiligen Grabstätten – so etwa St. Pantaleon in Köln als Grablege der Byzantinerin Theophanu oder Kloster Selz im Elsass als Begräbnisort ihrer Schwiegermutter Adelheid.
Problematisch wird es an den Stellen, wo der Autor versucht, den Kaiserinnen mehr Einfluss zuzuschreiben, als die Quellen bei seriöser Betrachtung erkennen lassen. Mitunter stellt er Dinge gar als Tatsachen dar, die sich so nicht eindeutig sagen lassen: Dass Adelheid 953 Otto den Großen "dahingehend bearbeitet hatte, doch ihren gemeinsamen Sohn zum Thronerben zu bestimmen", steht nicht in den Quellen und war wohl auch für den Aufstand seines Sohnes aus erster Ehe, Liudolf, als Signal gar nicht erst nötig. Allein die Möglichkeit, noch Stiefbrüder zu bekommen, genügte ihm zum Handeln.
Es geht auch nicht an, zu behaupten, Markgraf Ekkehard von Meißen, der Rivale Kaiser Heinrichs II. im Kampf um die Thronfolge des kinderlosen Otto III., sei vielleicht auf Betreiben der "beleidigten Schwestern" des toten Kaisers umgebracht worden. Sondern hier waren sicher sächsische Gegner tätig.
Dass die Kinderlosigkeit von Heinrich II. und Kunigunde eindeutig am König gelegen habe, der "schon in jungen Jahren dauerhaft impotent" gewesen sei, ist eine nicht beweisbare Hypothese. Auch die Vermutung, dass Kunigunde gezwungenermaßen als Nonne in das von ihr gegründete Kloster Kaufungen eintrat, weil Konrad II. sie aller Besitztümer beraubt habe, müsste deutlicher als Annahme deklariert werden.
So ist der Eindruck nach der Lektüre des Buchs zwiespältig: Auf der einen Seite handelt es sich um eine gefällige Darstellung, die unterschiedliche mittelalterliche Sachverhalte gut erklärt – beispielsweise in der angenehm knappen Einleitung. Zum anderen werden ausschließlich Kaiserinnen porträtiert, über die schon oft geschrieben wurde. Manches ist reichlich forsch behauptet und hätte als diskussionswürdige These gekennzeichnet einen besseren Eindruck hinterlassen.
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