Einseitige Schlussfolgerungen
Im Informationsdschungel, dem uns Medien und Wissenschaftler jeden Tag aussetzen, bleibt es schwierig, sich zurechtzufinden. Im Bezug auf das Klima prognostizierte man uns in den 1970ern eine drohende Eiszeit, heute erklären uns die Forscher mit ausgefeilten Grafiken eine bevorstehende Erwärmung und übermorgen stellt sich vielleicht heraus, dass zumindest manche Zahlen übertrieben wurden. Doch nun steht auf einmal Gerd Ganteför laut trillernd im Urwald und will den Orientierungslosen den Weg weisen: "Klima – Der Weltuntergang findet nicht statt" titelt seine Klimafibel, und wir wollen innerlich schon aufatmen.
Doch Wachsamkeit ist auch bei Ganteförs lockerer Lektüre gefordert. Der Physiker aus Konstanz möchte, laut Buchdeckel, den "Apokalyptikern der Klimakatastrophe entgegentreten – auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse". Und tatsächlich lässt die 16 Seiten umfassende Literaturliste von Forschern und Berichterstattern auf eine geballte Kraft der Naturwissenschaften hoffen. Ließe man von den fünf Teilen des Buches die Abhandlung über "Weltbevölkerung und Energiebedarf", das "Klima"-Kapitel und insbesondere den letzten Teil "Thesen" weg und gäbe man sich nur dem dritten Kapitel "Energie" hin, wäre man wohl auch bestens bedient. Hier gibt Ganteför auf 130 Seiten einen soliden Rundumblick über alle Möglichkeiten der Energiegewinnung heute und in der Zukunft. Dabei evaluiert er fundiert die Möglichkeiten, die etwa Kernenergie, Geothermie und Solarkraft international und in Deutschland haben und scheut auch keine Zukunftsprognose beim Thema Energieversorgung.
Doch das unterscheidet sein Buch nicht von Vorgängern seiner Art. Das scheint auch dem Professor nur allzu gut bewusst zu sein, und so widmet er der Abgrenzung und Anpreisung seines Werkes von der bisher erschienenen Literatur das eigene Unterkapitel "Ein Blick über den Tellerrand". Dabei wagt er, wie so oft in seinem Buch, einen gepfefferten Schuss Provokation. Zum Beispiel indem er Kollegen mit Sätzen wie "Für den Autor eines solchen Buches wäre es hinderlich, ein naturwissenschaftliches Studium absolviert zu haben" diskreditiert. Beim Vergleich seines Buches mit anderen Werken über die drei Themen "Klima, Energie und Bevölkerung" meint Ganteför, dass er im Gegensatz zu anderen Schriftsteller inhaltlich alles aufbereite und dabei dem Leser die eigene Meinung ließe.
Dabei transportiert er selbst Meinungen – geschickt verpackt in eingeschobenen Kurzgeschichten wie "Eine kleine Geschichte: Besuch in einem Kernkraftwerk". Dort wandelt eine imaginäre Person in einem Schweizer Atomkraftwerk und resümiert: Derlei saubere, sicher geführten Anlagen sollten doch nur hier betrieben werden. Im Gegensatz dazu steht "Eine kleine Geschichte: Ein Entwicklungshelfer unterwegs mit Solartechnik", in der die Hauptperson eklatant daran scheitert, nachts Solarzellen zum Kochen an eine Schwarzafrikanerin zu verkaufen.
Im zweiten Kapitel von "Klima – Der Weltuntergang findet nicht statt" geht es um die Kernaussage Ganteförs: "Das Bevölkerungswachstum ist das Problem der Erde, was es primär zu lösen gilt". Dabei lobt er China, welches "auf jeden Fall ein überzeugendes Beispiel für die Verknüpfung von Energiebedarf, Wirtschaftswachstum und einer wirksamen Familienpolitik ist". Derlei isoliert betrachtete Aussagen sind in der Lektüre keine Seltenheit. Eine Frage drängt sich beim Studieren des Buches deshalb auf: Kann ein Physikprofessor der sich hauptberuflich mit Nanotechnologie beschäftigt, ein umfassendes, kritisches Buch über Zusammenhänge von Klima, Energie und Bevölkerung verfassen?
Für das von ihm als Hauptproblem ausgemachte Bevölkerungswachstum entwickelt er durchaus radikale Ideen, die dem Klima-Mainstream völlig entgegenstehen: Mit billigen Rohstoffen wie Kohle ließe sich preiswerte Energie erzeugen, die armen Ländern das Wirtschaftswachstum ermöglicht werde. Durch den resultierenden erhöhten Lebensstandard würden die Geburtenzahlen in Entwicklungsländern dann zurückgehen und somit auch das Klimaproblem eindämmen. Da stellt sich nicht nur die Frage, ob bis dahin das Klima nicht schon ruiniert ist. Denn seine ganze Argumentation steht und fällt mit der Annahme, dass Kohle noch für viele Jahrhunderte als günstige Reserve vorhanden ist – Ganteför nimmt eine weltweite Reichweite von über 1500 Jahren an. Doch diese These ist auch unter Geologen durchaus umstritten, und einige Forscher gehen davon aus, dass die preiswerte Förderung von Kohle nur noch 20 Jahre möglich ist.
Es braucht ein Buch, das mit Falschinformationen aufräumt und nicht auf den Zug der bisweilen vertexteten Klimakatastrophenszenarios aufspringt. Ganteförs Buch eignet sich für diesen Zweck jedoch allenfalls in Maßen.
Doch Wachsamkeit ist auch bei Ganteförs lockerer Lektüre gefordert. Der Physiker aus Konstanz möchte, laut Buchdeckel, den "Apokalyptikern der Klimakatastrophe entgegentreten – auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse". Und tatsächlich lässt die 16 Seiten umfassende Literaturliste von Forschern und Berichterstattern auf eine geballte Kraft der Naturwissenschaften hoffen. Ließe man von den fünf Teilen des Buches die Abhandlung über "Weltbevölkerung und Energiebedarf", das "Klima"-Kapitel und insbesondere den letzten Teil "Thesen" weg und gäbe man sich nur dem dritten Kapitel "Energie" hin, wäre man wohl auch bestens bedient. Hier gibt Ganteför auf 130 Seiten einen soliden Rundumblick über alle Möglichkeiten der Energiegewinnung heute und in der Zukunft. Dabei evaluiert er fundiert die Möglichkeiten, die etwa Kernenergie, Geothermie und Solarkraft international und in Deutschland haben und scheut auch keine Zukunftsprognose beim Thema Energieversorgung.
Doch das unterscheidet sein Buch nicht von Vorgängern seiner Art. Das scheint auch dem Professor nur allzu gut bewusst zu sein, und so widmet er der Abgrenzung und Anpreisung seines Werkes von der bisher erschienenen Literatur das eigene Unterkapitel "Ein Blick über den Tellerrand". Dabei wagt er, wie so oft in seinem Buch, einen gepfefferten Schuss Provokation. Zum Beispiel indem er Kollegen mit Sätzen wie "Für den Autor eines solchen Buches wäre es hinderlich, ein naturwissenschaftliches Studium absolviert zu haben" diskreditiert. Beim Vergleich seines Buches mit anderen Werken über die drei Themen "Klima, Energie und Bevölkerung" meint Ganteför, dass er im Gegensatz zu anderen Schriftsteller inhaltlich alles aufbereite und dabei dem Leser die eigene Meinung ließe.
Dabei transportiert er selbst Meinungen – geschickt verpackt in eingeschobenen Kurzgeschichten wie "Eine kleine Geschichte: Besuch in einem Kernkraftwerk". Dort wandelt eine imaginäre Person in einem Schweizer Atomkraftwerk und resümiert: Derlei saubere, sicher geführten Anlagen sollten doch nur hier betrieben werden. Im Gegensatz dazu steht "Eine kleine Geschichte: Ein Entwicklungshelfer unterwegs mit Solartechnik", in der die Hauptperson eklatant daran scheitert, nachts Solarzellen zum Kochen an eine Schwarzafrikanerin zu verkaufen.
Im zweiten Kapitel von "Klima – Der Weltuntergang findet nicht statt" geht es um die Kernaussage Ganteförs: "Das Bevölkerungswachstum ist das Problem der Erde, was es primär zu lösen gilt". Dabei lobt er China, welches "auf jeden Fall ein überzeugendes Beispiel für die Verknüpfung von Energiebedarf, Wirtschaftswachstum und einer wirksamen Familienpolitik ist". Derlei isoliert betrachtete Aussagen sind in der Lektüre keine Seltenheit. Eine Frage drängt sich beim Studieren des Buches deshalb auf: Kann ein Physikprofessor der sich hauptberuflich mit Nanotechnologie beschäftigt, ein umfassendes, kritisches Buch über Zusammenhänge von Klima, Energie und Bevölkerung verfassen?
Für das von ihm als Hauptproblem ausgemachte Bevölkerungswachstum entwickelt er durchaus radikale Ideen, die dem Klima-Mainstream völlig entgegenstehen: Mit billigen Rohstoffen wie Kohle ließe sich preiswerte Energie erzeugen, die armen Ländern das Wirtschaftswachstum ermöglicht werde. Durch den resultierenden erhöhten Lebensstandard würden die Geburtenzahlen in Entwicklungsländern dann zurückgehen und somit auch das Klimaproblem eindämmen. Da stellt sich nicht nur die Frage, ob bis dahin das Klima nicht schon ruiniert ist. Denn seine ganze Argumentation steht und fällt mit der Annahme, dass Kohle noch für viele Jahrhunderte als günstige Reserve vorhanden ist – Ganteför nimmt eine weltweite Reichweite von über 1500 Jahren an. Doch diese These ist auch unter Geologen durchaus umstritten, und einige Forscher gehen davon aus, dass die preiswerte Förderung von Kohle nur noch 20 Jahre möglich ist.
Es braucht ein Buch, das mit Falschinformationen aufräumt und nicht auf den Zug der bisweilen vertexteten Klimakatastrophenszenarios aufspringt. Ganteförs Buch eignet sich für diesen Zweck jedoch allenfalls in Maßen.
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