Entzauberung eines Mythos
Thomas Edward Lawrence (1888 – 1935), berühmt geworden als "Lawrence von Arabien", kennt man vor allem durch den 1962 entstandenen und mit insgesamt sieben Oscars ausgezeichneten Film mit Peter O’Toole in der Titelrolle. Doch dieser cineastische Welterfolg zeichnet ein verzerrtes Bild der historischen Verhältnisse während des Ersten Weltkriegs, als sich die Araber daranmachten, die Oberhoheit des Osmanischen Reichs abzuschütteln. Jetzt nimmt sich eine Sonderausstellung in Oldenburg des abenteuerlichen Lebens von T. E. Lawrence an und beleuchtet anhand von rund 500 Exponaten den historischen Hintergrund seiner Biografie. Dabei ist die Begleitpublikation alles andere als ein klassischer Katalog; vielmehr enthält sie eine umfassende Sammlung von Beiträgen, die das Werk zu einem Muss für jeden am Orient Interessierten macht.
Lawrence gelangte erstmals 1909, mit nur 21 Jahren, in den Nahen Osten, um für seine Examensarbeit die dortigen Kreuzfahrerburgen zu erforschen. Zwischen 1911 und 1914 nahm er als Archäologe an Ausgrabungen in Karkemisch an der heutigen syrisch-türkischen Grenze teil. Rasch lernte er die arabische Sprache und diverse beduinische Dialekte. Diese Kenntnisse prädestinierten ihn dafür, als Verbindungsmann zwischen den aufständischen Arabern unter Emir Feisal und der britischen Regierung aufzutreten. Obwohl er nie eine militärische Ausbildung genossen hatte, gelang es Lawrence, aus den schlecht organisierten arabischen Beduinen eine schlagkräftige Guerillatruppe zu formen, die mit Anschlägen auf strategisch wichtige Ziele, wie die im Bau befindliche Hedjasbahn, die osmanischen Oberherren zermürbte.
Doch nicht militärische Glanzpunkte wie die Eroberung von Aqaba von der ungesicherten Wüstenseite her im Juli 1917 oder die Einnahme von Damaskus im Oktober 1918 begründeten seinen Ruhm in der westlichen Welt. Dafür sorgte der erste embedded journalist im Nahen Osten, der US-Amerikaner Lowell Thomas, der gemeinsam mit dem Kameramann Chase als offizieller Kriegsberichterstatter tätig war und mit seinen als orientalisches Unterhaltungsprogramm gestalteten Vorträgen in England, den USA und Australien den Mythos "Lawrence von Arabien" schuf. Der historische Lawrence hingegen zerbrach an seiner Rolle "zwischen den Stühlen", da er den Arabern bezüglich ihrer politischen Zukunft leere Versprechungen machen musste; denn Großbritannien und Frankreich hatten im Sykes-Picot-Abkommen von 1916 den Nahen Osten bereits in ihre Interessensphären aufgeteilt.
Bis heute geben die Umstände, die zu Lawrences Tod führten, Rätsel auf. Nach seinem Austritt aus dem Militärdienst und Rückzug ins Privatleben kam er am 13. Mai 1935 bei einer Motorradfahrt am Stadtrand von London vom Weg ab, stürzte schwer und verstarb wenige Tage später, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, im Alter von nur 46 Jahren.
Nach der Lektüre des Bands bekommt man Lust, die beiden biografischen Werke von Lawrence selbst – "Die sieben Säulen der Weisheit" und die erst 20 Jahre nach seinem Tod erschienene militärkritische Abrechnung "Unter dem Prägestock" – zur Hand zu nehmen.
Lawrence gelangte erstmals 1909, mit nur 21 Jahren, in den Nahen Osten, um für seine Examensarbeit die dortigen Kreuzfahrerburgen zu erforschen. Zwischen 1911 und 1914 nahm er als Archäologe an Ausgrabungen in Karkemisch an der heutigen syrisch-türkischen Grenze teil. Rasch lernte er die arabische Sprache und diverse beduinische Dialekte. Diese Kenntnisse prädestinierten ihn dafür, als Verbindungsmann zwischen den aufständischen Arabern unter Emir Feisal und der britischen Regierung aufzutreten. Obwohl er nie eine militärische Ausbildung genossen hatte, gelang es Lawrence, aus den schlecht organisierten arabischen Beduinen eine schlagkräftige Guerillatruppe zu formen, die mit Anschlägen auf strategisch wichtige Ziele, wie die im Bau befindliche Hedjasbahn, die osmanischen Oberherren zermürbte.
Doch nicht militärische Glanzpunkte wie die Eroberung von Aqaba von der ungesicherten Wüstenseite her im Juli 1917 oder die Einnahme von Damaskus im Oktober 1918 begründeten seinen Ruhm in der westlichen Welt. Dafür sorgte der erste embedded journalist im Nahen Osten, der US-Amerikaner Lowell Thomas, der gemeinsam mit dem Kameramann Chase als offizieller Kriegsberichterstatter tätig war und mit seinen als orientalisches Unterhaltungsprogramm gestalteten Vorträgen in England, den USA und Australien den Mythos "Lawrence von Arabien" schuf. Der historische Lawrence hingegen zerbrach an seiner Rolle "zwischen den Stühlen", da er den Arabern bezüglich ihrer politischen Zukunft leere Versprechungen machen musste; denn Großbritannien und Frankreich hatten im Sykes-Picot-Abkommen von 1916 den Nahen Osten bereits in ihre Interessensphären aufgeteilt.
Bis heute geben die Umstände, die zu Lawrences Tod führten, Rätsel auf. Nach seinem Austritt aus dem Militärdienst und Rückzug ins Privatleben kam er am 13. Mai 1935 bei einer Motorradfahrt am Stadtrand von London vom Weg ab, stürzte schwer und verstarb wenige Tage später, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, im Alter von nur 46 Jahren.
Nach der Lektüre des Bands bekommt man Lust, die beiden biografischen Werke von Lawrence selbst – "Die sieben Säulen der Weisheit" und die erst 20 Jahre nach seinem Tod erschienene militärkritische Abrechnung "Unter dem Prägestock" – zur Hand zu nehmen.
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