Nobelpreis - leicht gemacht
Jeder hat wohl schon einmal von den Nobelpreisen gehört – was genau dahinter steckt, wissen jedoch viele nur ungenau. Denn die Entscheidung, wer einen Nobelpreis erhält, ist ein ernsthafter und langwieriger Prozess, der nach wie vor von den Absichten seines schwedischen Stifters Alfred Nobels geprägt ist.
Peter Doherty, der Autor des Buchs "So gewinnt man den Nobelpreis", gehört selbst zu diesem illustren Zirkel und erzählt nun seinen Weg zum höchsten Titel der Medizin, den er 1996 verliehen bekam. Die Auszeichnung erhielt er gemeinsam mit Rolf Zinkernagel für die "Entdeckung der Spezifität der zellulären Immunabwehr". Die beiden Fachartikel sind im Anhang des Buchs auch abgedruckt, aber für alle Nicht-Mediziner eher nicht zu verstehen.
Kurz beschreibt Doherty beschreibt, was Forschungsprojekte sind, die wichtigen Probleme, die man damit zu lösen hofft, und welche Risiken und Erfolge eine wissenschaftliche Karriere bereithält. Häufig eng damit verbunden sind die spezifischen Eigenheiten eines Wissenschaftlers, die sich im Laufe der Forschungsarbeit herauskristallisieren. Was prägt diese Menschen, wie arbeiten sie, und was für ein Leben führen sie? Wie der Rest der Gesellschaft heiraten sie oft, haben Kinder, leben in einer Stadt und gehen jeden Tag zur Arbeit – dennoch erfordert ihr Leben großes Engagement und lässt sich kaum mit einem "gemütlichen" Leben vereinbaren.
Dann geht der Autor auf seine (US-)Kollegen und deren Verhältnis zum forschenden Deutschland am Anfang des 20. Jahrhunderts ein und erwähnt auch Beatrice Hahn: Sie hat ihre Ausbildung in München absolviert und Weltgeltung erlangt, als sie eindeutig nachweisen konnte, dass die menschlichen HI-Viren von Affen stammten. In Erinnerung bleiben dabei Dohertys Worte "Das Leben ist ein Abenteuer, eine Entdeckungsreise", denn nur diejenigen Gesellschaften, denen es gelingt, diese Forschungsleidenschaften zu fördern und zu nutzen, werden die blühenden, wissensbasierten Volkswirtschaften der Zukunft. "Können wir es uns leisten, nicht zu wissen, wie Wissenschaft funktioniert?" frägt der Autor provokant.
Hat man wissenschaftliche Größe bewiesen, kommt irgendwann der Tag der Preisverleihung, den der Autor in allen Details erzählt – und nichts läuft bei ihm wie geplant. Das Festbankett mit Frackzwang und die Audienz bei König und Königin werden liebevoll beschrieben. Jeder Laureat ist mit seiner Frau eingeladen – doch manche Preisträger hatten deren drei im Schlepptau: die vergangene, die gegenwärtige und die zukünftige.
Die Wissenschaftskultur wird im 2. Kapitel durchleuchtet: etwa Royal Society of London, deren Motto "Man muss Experimente machen" ist, oder die wissenschaftliche Abteilung der Académie Française, die 1666 gegründet wurde – vier Jahre nach der Londoner Vereinigung. Hier versteckt sich auch ein Plädoyer, mit Laborexperimenten und Feldforschung unseren Kindern ein Gefühl für das Wesen von Wissenschaft zu vermitteln – etwas, was Kindern selbstverständlich ist, aber leider nur zu oft aberzogen wird. Doherty verschweigt aber auch die dunklen Seiten des Forscherlebens nicht, das heute mehr denn je wettbewerbsorientiert ist und das Fälschen von Resultaten zum Alltag werden ließ.
Doch zurück zu seinen eigenen Leistungen: Der Entwicklungsgeschichte der Immunitätsforschung räumt er ebenfalls viel Platz ein; bereits 17 Nobel-Preisträger haben auf diesem Gebiet gearbeitet. Kurz erzählt er von den Fortschritten, von Bluttransfusion, Masern, Keuchhusten, Diphterie bis HIV und H5N1 und der Komplexität der Immunologie – was sich Winston Churchills Worte nachdrücklich bestätigen ließe: "Wir haben gerade erst das Ende des Anfangs erreicht."
Von besonderem Interesse ist vielleicht das letzte Kapitel, das viel Kritik an der westlichen Gesellschaft und ihren Wissens"lücken" übt. Es stellt die Vormachtstellung Amerikas in Frage, nachdem die Forschung unter George W. BUsh in die Defensive geraten war, beklagt das Fehlen einer unternehmerischen Wissenschaftskultur in Australien, die mangelnde Unterstützung der Forschung in Deutschland und Japan, weshalb viele junge Forscher ihr Glück in den USA versuchen müssen.
Doch der Ausblick bringt Hoffnung: Bill und Melinda Gates etwa haben mit ihrer Stiftung auch ein Zeichen für internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit gesetzt. Und die Komplexität der Forschung im 21. Jahrhundert birgt noch für Jahrzehnte viel Fruchtbares. Schwerpunkte könnten allein in den medizinischen Wissenschaften beispielsweise HIV/AIDS, die Krebsforschung, die Analyse der Neurotransmitter oder die Topologie molekularer Grenzflächen sein. Und wer selbst den Nobelpreis in Angriff nehmen will, dem gibt Peter Doherty auch noch ein paar gute Tipps.
Peter Doherty, der Autor des Buchs "So gewinnt man den Nobelpreis", gehört selbst zu diesem illustren Zirkel und erzählt nun seinen Weg zum höchsten Titel der Medizin, den er 1996 verliehen bekam. Die Auszeichnung erhielt er gemeinsam mit Rolf Zinkernagel für die "Entdeckung der Spezifität der zellulären Immunabwehr". Die beiden Fachartikel sind im Anhang des Buchs auch abgedruckt, aber für alle Nicht-Mediziner eher nicht zu verstehen.
Kurz beschreibt Doherty beschreibt, was Forschungsprojekte sind, die wichtigen Probleme, die man damit zu lösen hofft, und welche Risiken und Erfolge eine wissenschaftliche Karriere bereithält. Häufig eng damit verbunden sind die spezifischen Eigenheiten eines Wissenschaftlers, die sich im Laufe der Forschungsarbeit herauskristallisieren. Was prägt diese Menschen, wie arbeiten sie, und was für ein Leben führen sie? Wie der Rest der Gesellschaft heiraten sie oft, haben Kinder, leben in einer Stadt und gehen jeden Tag zur Arbeit – dennoch erfordert ihr Leben großes Engagement und lässt sich kaum mit einem "gemütlichen" Leben vereinbaren.
Dann geht der Autor auf seine (US-)Kollegen und deren Verhältnis zum forschenden Deutschland am Anfang des 20. Jahrhunderts ein und erwähnt auch Beatrice Hahn: Sie hat ihre Ausbildung in München absolviert und Weltgeltung erlangt, als sie eindeutig nachweisen konnte, dass die menschlichen HI-Viren von Affen stammten. In Erinnerung bleiben dabei Dohertys Worte "Das Leben ist ein Abenteuer, eine Entdeckungsreise", denn nur diejenigen Gesellschaften, denen es gelingt, diese Forschungsleidenschaften zu fördern und zu nutzen, werden die blühenden, wissensbasierten Volkswirtschaften der Zukunft. "Können wir es uns leisten, nicht zu wissen, wie Wissenschaft funktioniert?" frägt der Autor provokant.
Hat man wissenschaftliche Größe bewiesen, kommt irgendwann der Tag der Preisverleihung, den der Autor in allen Details erzählt – und nichts läuft bei ihm wie geplant. Das Festbankett mit Frackzwang und die Audienz bei König und Königin werden liebevoll beschrieben. Jeder Laureat ist mit seiner Frau eingeladen – doch manche Preisträger hatten deren drei im Schlepptau: die vergangene, die gegenwärtige und die zukünftige.
Die Wissenschaftskultur wird im 2. Kapitel durchleuchtet: etwa Royal Society of London, deren Motto "Man muss Experimente machen" ist, oder die wissenschaftliche Abteilung der Académie Française, die 1666 gegründet wurde – vier Jahre nach der Londoner Vereinigung. Hier versteckt sich auch ein Plädoyer, mit Laborexperimenten und Feldforschung unseren Kindern ein Gefühl für das Wesen von Wissenschaft zu vermitteln – etwas, was Kindern selbstverständlich ist, aber leider nur zu oft aberzogen wird. Doherty verschweigt aber auch die dunklen Seiten des Forscherlebens nicht, das heute mehr denn je wettbewerbsorientiert ist und das Fälschen von Resultaten zum Alltag werden ließ.
Doch zurück zu seinen eigenen Leistungen: Der Entwicklungsgeschichte der Immunitätsforschung räumt er ebenfalls viel Platz ein; bereits 17 Nobel-Preisträger haben auf diesem Gebiet gearbeitet. Kurz erzählt er von den Fortschritten, von Bluttransfusion, Masern, Keuchhusten, Diphterie bis HIV und H5N1 und der Komplexität der Immunologie – was sich Winston Churchills Worte nachdrücklich bestätigen ließe: "Wir haben gerade erst das Ende des Anfangs erreicht."
Von besonderem Interesse ist vielleicht das letzte Kapitel, das viel Kritik an der westlichen Gesellschaft und ihren Wissens"lücken" übt. Es stellt die Vormachtstellung Amerikas in Frage, nachdem die Forschung unter George W. BUsh in die Defensive geraten war, beklagt das Fehlen einer unternehmerischen Wissenschaftskultur in Australien, die mangelnde Unterstützung der Forschung in Deutschland und Japan, weshalb viele junge Forscher ihr Glück in den USA versuchen müssen.
Doch der Ausblick bringt Hoffnung: Bill und Melinda Gates etwa haben mit ihrer Stiftung auch ein Zeichen für internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit gesetzt. Und die Komplexität der Forschung im 21. Jahrhundert birgt noch für Jahrzehnte viel Fruchtbares. Schwerpunkte könnten allein in den medizinischen Wissenschaften beispielsweise HIV/AIDS, die Krebsforschung, die Analyse der Neurotransmitter oder die Topologie molekularer Grenzflächen sein. Und wer selbst den Nobelpreis in Angriff nehmen will, dem gibt Peter Doherty auch noch ein paar gute Tipps.
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