Vernetztes Gehirn
Wenn Psychologen dem Menschen im Labor einen Spiegel vorhalten, entsteht ein ernüchterndes Bild unseres Bewusstseins: Es erweist sich als sehr eingeschränkte Begleiterscheinung unbewusster Hirnprozesse. Der Kanadier Merlin Donald, Experimentalpsychologe und Kognitionswissenschaftler, widerspricht dieser Ansicht auf originelle Weise: Erst im Kontakt zu den Mitmenschen entwickle der menschliche Geist seine wahre Stärke. Die Einzigartigkeit des Bewusstseins – so seine Kernthese – basiert nämlich nicht allein auf der Biologie des Menschen, sondern auch auf dessen Fähigkeit, ein Netzwerk aus Symbolen, nämlich die Kultur, zu erschaffen. Bewusstsein stellt für den Autor ein Mischprodukt aus Natur und Kultur dar.
Strukturell unterscheidet sich das Gehirn des Menschen nicht besonders von dem des Menschenaffen. Nicht einmal das Sprachvermögen braucht ein eigenes Hirnareal. Daher reicht laut Donald eine rein biologische Erklärung nicht aus, um den kognitiven Vorsprung unserer Spezies zu erklären. Ohne Kontakt zu Mitmenschen entwickeln wir weder Sprache noch andere Formen symbolischen Denkens. Die Evolution des menschlichen Gehirns wurde dem Autor zufolge nicht von den mentalen Erfordernissen der Werkzeugherstellung vorangetrieben, sondern von der Notwendigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und auf diese Weise komplexe soziale Situationen zu meistern. Und ein größerer Neokortex half dabei.
Den wichtigsten Beleg für die Bedeutung der Kultur sieht Donald in den Fähigkeiten, die Schimpansen entwickeln, wenn sie unter Menschen leben. Plötzlich können sie Symbole gebrauchen und zu einem gewissen Grad gesprochene Sprache verstehen.
Das komplexe Thema stellt Merlin Donald verständlich dar und lockert es mit anschaulichen Beispielen und Analogien auf. Mit seinem Blick über den naturwissenschaftlichen Tellerrand liegt er im aktuellen Trend der Kognitionswissenschaften, den Einfluss der Kultur auf Gehirn und Geist ernst zu nehmen. Leider fehlt manchmal der rote Faden; der Leser muss sich selbst ein Gesamtbild erarbeiten. Dennoch: sehr lesenswert.
Strukturell unterscheidet sich das Gehirn des Menschen nicht besonders von dem des Menschenaffen. Nicht einmal das Sprachvermögen braucht ein eigenes Hirnareal. Daher reicht laut Donald eine rein biologische Erklärung nicht aus, um den kognitiven Vorsprung unserer Spezies zu erklären. Ohne Kontakt zu Mitmenschen entwickeln wir weder Sprache noch andere Formen symbolischen Denkens. Die Evolution des menschlichen Gehirns wurde dem Autor zufolge nicht von den mentalen Erfordernissen der Werkzeugherstellung vorangetrieben, sondern von der Notwendigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und auf diese Weise komplexe soziale Situationen zu meistern. Und ein größerer Neokortex half dabei.
Den wichtigsten Beleg für die Bedeutung der Kultur sieht Donald in den Fähigkeiten, die Schimpansen entwickeln, wenn sie unter Menschen leben. Plötzlich können sie Symbole gebrauchen und zu einem gewissen Grad gesprochene Sprache verstehen.
Das komplexe Thema stellt Merlin Donald verständlich dar und lockert es mit anschaulichen Beispielen und Analogien auf. Mit seinem Blick über den naturwissenschaftlichen Tellerrand liegt er im aktuellen Trend der Kognitionswissenschaften, den Einfluss der Kultur auf Gehirn und Geist ernst zu nehmen. Leider fehlt manchmal der rote Faden; der Leser muss sich selbst ein Gesamtbild erarbeiten. Dennoch: sehr lesenswert.
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