Die Qual der Wahl
Die Idee ist nicht neu: die Geschichte der Welt einzudampfen auf ein handliches Buchformat. Am Ende von Loel Zweckers Versuch stehen 384 Seiten – und ein etwas ratloser Leser. Wohin hat ihn der Ritt durch fünf Jahrtausende Menschheitsgeschichte geführt?
Quer durch Reiche und Religionen jagt der Autor von der Antike zum Mittelalter. Über die ägyptische Pharaonenherrschaft berichtet er, über Cäsars Ärger mit den Galliern und den Aufstieg des Christentums zur Weltreligion. Zwecker wagt sich aber nicht weit vom sicheren Anker der Politikgeschichte und macht es sich manchmal zu leicht. Das Mittelalter bleibt Klischee: die "düstere" Epoche einer mächtigen Kirche, der Hexen, Ketzer und – der "unbequemen Kleidung". "Man glaubt an den Teufel, stirbt an der Pest und zahlt hohe Steuern an Fürsten und Päpste."
Spürbar wohler fühlt sich der Kunsthistoriker Zwecker in der Renaissance. Hier gönnt er dem Leser eine Verschnaufpause im faszinierenden Wechselspiel von Macht, Erotik und Kunst. Auch in der Neuzeit gelingt ihm die Verknüpfung von Literatur, Persönlichkeiten und Politik noch, doch wenig später verliert sich die Darstellung im Quellendschungel der Zeitgeschichte. Dürfen dem jamaikanischen Rastafari-Kult 16 Zeilen des Buchs gehören, wenn der Kubakrise gerade halb so viel Platz zugestanden wird?
Zwecker erlaubt sich sprachliche Freiheiten. Das 19. Jahrhundert mit einer "globalen Pubertät" zu vergleichen, mag sogar treffend sein – die häufigen Kommunismus-Analogien sind es nicht. Ihnen fallen die Inkas als "Frühsozialisten" ebenso zum Opfer wie die Bauernkriege, die er zum "reformatorisch inspirierten Kommunismus" umdeutet.
Willkommene Eindrücke statt Überblicke vermittelt die "Weltgeschichte", wo Zwecker Quellen sprechen lässt: Da berichtet der "abenteuerliche Simplicissimus" über das brutale Morden im Dreißigjährigen Krieg, während sich im England des 17. Jahrhunderts der königliche Beamte Samuel Pepys mit einem Pickel herumschlägt. Hier liegt das nicht immer ausgeschöpfte Potenzial des Buchs: in der Verknüpfung des großen Ganzen mit den Erlebnissen und Gedanken einzelner Zeitgenossen.
Quer durch Reiche und Religionen jagt der Autor von der Antike zum Mittelalter. Über die ägyptische Pharaonenherrschaft berichtet er, über Cäsars Ärger mit den Galliern und den Aufstieg des Christentums zur Weltreligion. Zwecker wagt sich aber nicht weit vom sicheren Anker der Politikgeschichte und macht es sich manchmal zu leicht. Das Mittelalter bleibt Klischee: die "düstere" Epoche einer mächtigen Kirche, der Hexen, Ketzer und – der "unbequemen Kleidung". "Man glaubt an den Teufel, stirbt an der Pest und zahlt hohe Steuern an Fürsten und Päpste."
Spürbar wohler fühlt sich der Kunsthistoriker Zwecker in der Renaissance. Hier gönnt er dem Leser eine Verschnaufpause im faszinierenden Wechselspiel von Macht, Erotik und Kunst. Auch in der Neuzeit gelingt ihm die Verknüpfung von Literatur, Persönlichkeiten und Politik noch, doch wenig später verliert sich die Darstellung im Quellendschungel der Zeitgeschichte. Dürfen dem jamaikanischen Rastafari-Kult 16 Zeilen des Buchs gehören, wenn der Kubakrise gerade halb so viel Platz zugestanden wird?
Zwecker erlaubt sich sprachliche Freiheiten. Das 19. Jahrhundert mit einer "globalen Pubertät" zu vergleichen, mag sogar treffend sein – die häufigen Kommunismus-Analogien sind es nicht. Ihnen fallen die Inkas als "Frühsozialisten" ebenso zum Opfer wie die Bauernkriege, die er zum "reformatorisch inspirierten Kommunismus" umdeutet.
Willkommene Eindrücke statt Überblicke vermittelt die "Weltgeschichte", wo Zwecker Quellen sprechen lässt: Da berichtet der "abenteuerliche Simplicissimus" über das brutale Morden im Dreißigjährigen Krieg, während sich im England des 17. Jahrhunderts der königliche Beamte Samuel Pepys mit einem Pickel herumschlägt. Hier liegt das nicht immer ausgeschöpfte Potenzial des Buchs: in der Verknüpfung des großen Ganzen mit den Erlebnissen und Gedanken einzelner Zeitgenossen.
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