Direkt zum Inhalt

Archäologie: Barbarische Reiterkrieger?

Eine Dokumentation über Ausgrabungen im mongolischen Noin-Ula räumt mit dem Indiana-Jones-Image der Archäologen auf – und mit fragwürdigen Berichten über die Reiternomaden Xiongnu
http://vimeo.com/160997536
Die Schätze der Xiongnu EPISODE 1 | Kurgan 22

Veröffentlicht am: 08.01.2014

Laufzeit: 0:06:44

Sprache: deutsch

Die 1976 gegründete Gerda Henkel Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung in Düsseldorf, die sich der Förderung von Arbeiten auf den Gebieten der Historischen Geisteswissenschaften, der Archäologie und der Kunstgeschichte widmet.

Es scheint, als hätten sie die Kritik geahnt: Stand ihre erste zehnteilige Filmsequenz über die Ausgrabungen der Nekropole von Noin Ula noch ganz im Zeichen der Darstellung archäologischer Forschung als "Abenteuer", räumen Gisela Graichen ("Schliemanns Erben") und Peter Prestel ("Terra X") in ihrer 2014, also vier Jahre später, entstandenen zweiten Videoserie über die mongolischen Reiternomaden Xiongnu ordentlich mit dem Indiana-Jones-Image auf, wie es der Archäologie zuweilen verpasst wird.

In sechs Kurzfilmen zeigen sie, wie spannend moderne Archäologie ist. Ausgrabungen, Restaurierungen und naturwissenschaftliche Analysen verbinden sie zu einem 45-minütigen Krimi: Man folgt der russischen Projektleiterin Nataliya Polosmak in die Labore der Akademie der Wissenschaften von Novosibirsk und wird zum Augenzeugen, wie kostbare chinesische Seide vom Dreck der Jahrtausende befreit wird, wie rätselhafte abgeschnittene Zöpfe aus einer der Grabstätten mit Elektronen beschossen werden oder wie aus einem Klumpen korrodierten Silbers mythische Einhörner auftauchen. Die Elite der Xiongnu wollte dem chinesischen Kaiser in nichts nachstehen! Zwei Drittel der Schätze aus den Kurganen stammten denn auch aus China, verrät Polosmak. Importe aus dem römischen Reich, aber auch kunstvolle Teppiche mit rotem Farbstoff aus Südostasien gefärbt, gehörten ebenfalls zur prächtigen Ausstattung.

Dass der Rückblick auf die Ausgrabungen teils im Zeitraffer abgespult wird, tut der Serie gut. Auch wenn das Generalinterview manche Länge aufweist, bekommt man in dieser Folge die wichtigsten Informationen: Schon vor über 2000 Jahren agierten die Xiongnu global. Der Film über ihre Schätze, die nun unter der Erde liegen, macht Lust, mehr über das Leben der angeblich so "barbarischen Reiterkrieger" zu erfahren. Und nicht zuletzt entlarvt er historische Berichte aus der Feder ihrer Feinde als fragwürdig.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.