Evolution: Big Bang Big Boom
Da ist einer hergegangen und hat die ganze Evolutionsgeschichte des Lebens an die Wand gemalt. In groß. Quer durch die Stadt. Und daraus einen Animationsfilm gemacht, indem er die Figuren malte, sie fotografierte, sie wieder übermalte, und die jeweils nächste Bewegung auf Häuser, Hinterhöfe und Brücken bannte. Für gerade einmal 10 Minuten Film. "puffffff ... very long work", äußerte sich der Streetart-Künstler Blu über sein Werk. Und fügte noch ganz bescheiden dazu: "Ein unwissenschaftlicher Blick auf den Anfang und die Evolution des Lebens … und wie es möglicherweise enden könnte." Das trifft es ziemlich gut. Bis auf den Teil mit dem "unwissenschaftlich". Denn auch wenn das Ganze sehr wenig mit den konventionellen Darstellungen von Evolution zu tun hat und sich durchaus seine Freiheiten nimmt – in dem Film steckt mehr wissenschaftlich korrekte Information als es auf den ersten Blick scheint.
Er spiegelt zum Beispiel auf eine sehr schöne Art, wie sich Organismen im Laufe der Evolution geschickt die Rahmenbedingungen der Umwelt zunutze machen, wie jede Nische, jede Mauer, jeder Stein einbezogen, umsponnen, erobert wird. Er zeigt auch, wie Vorhandenes immer wieder umgebaut, zweckentfremdet, recyclet wird – alles Prozesse, die in der Evolution der Lebewesen immer wieder ablaufen und die essenziell waren und sind, um die große Vielfalt des Lebens hervorzubringen. Eins der bekanntesten Beispiele sind unsere Gehörknöchelchen im Mittelohr – Hammer, Amboss, Steigbügel –, die bei unseren Vorfahren (und bei Fischen bis heute) Kiemenbögen oder Teile des Kiefergelenks waren und nun bei den Säugetieren die Schallübertragung übernehmen und uns hören lassen.
"Hören" ist ein weiteres gutes Stichwort, denn auch akustisch ist Big Bang Big Boom sehr fein und sorgfältig ausgearbeitet: Ohne die von Sounddesigner Andrea Martignoni beigesteuerte Geräuschkulisse wäre das animierte Evolutionsschauspiel nur der halbe Spaß.
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