Wir Werden Alle Sterben: Mikroben im Weltall
Heute verlassen wir die Erde und Widmen uns Killermikroben in Space. Die kommen aber nicht von Mars oder Venus – zumindest bisher – sondern hier von der Erde. Seit Menschen den Weltraum bereisen, tragen sie dabei nämlich auch ihr Mikrobiom mit sich. Deswegen sind Raumstationen auch keineswegs so klinisch reine Orte wie man meinen sollte. Im Gegenteil.
Das hat sich schon recht früh in der Geschichte der Raumfahrt herausgestellt, bei der russischen Raumstation Mir. Die hatte immer wieder Probleme mit Stromausfällen, und bei denen sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit in der Station deutlich gestiegen. Dadurch konnten Bakterien und Pilze gut gedeihen. Zum Beispiel auf den Fensterdichtungen, auf Bedienungspaneelen oder auch an Raumanzügen.
Die bemerkenswerteste Entdeckung machte man allerdings 1998, als hinter mehreren Verkleidungsplatten schwebende Kugeln aus Kondenswasser zum Vorschein kamen. Und das muss man sich jetzt nicht als glitzernde, transparente Tropfen aus reinem Wasser vorstellen, sondern eher als trübe, bräunliche und etwas übelriechende Brühe, die da vor sich hin waberte. Die entsprechenden Analysen haben denn auch ein reichhaltiges Ökosystem da drin gefunden. Einerseits natürlich Bakterien und Pilze, aber auch Amöben und sogar Milben.
Und das war nicht nur ein Problem bei den Russen. Auch auf der ISS gibt es natürlich Mikroorganismen. Zwar hat man dort noch keine in der Schwerelosigkeit schwebenden Tümpel gefunden, aber in feuchten Bereichen wächst durchaus auch mal Schimmel an den Wänden. Und Anfang 2019 hat sich eine Arbeitsgruppe mal angeguckt, was so alles auf der internationalen Raumstation wächst. Bei diesen DNA-Analysen hat sich gezeigt, dass man da alle Arten von Mikroben findet, die Menschen so begleiten, inklusive bekannte Krankheitserreger und Fäkalbakterien.
Gezeigt hat sich dabei aber auch, dass der Unterschied zwischen so einer Raumstation und dem Mikrobiom eines irdischen Funktionsgebäudes wie einem Bürohaus oder einem Fitnessstudio im Grunde gar nicht so groß ist. Außerdem ist, zumindest soweit ich weiß, noch kein Astronaut durch diese Mikroorganismen krank geworden.
Sie können auch anders
Also alles kein Problem? Nicht ganz. Denn die Bedingungen in der bemannten Raumfahrt sind natürlich ein bisschen anders als hier auf der Erde. Zum Beispiel kann man nicht einfach mal zwei, drei Tage frei nehmen, wenn man sich was einfängt, und das nächste Krankenhaus ist auch ein bisschen weiter weg. Außerdem ist ein Astronaut mit Brechdurchfall ungefähr die ärmste Sau im Universum.
Aber auch die Mikroorganismen verändern sich unter den Bedingungen einer Raumstation in Schwerelosigkeit. Das hat man schon in den 80er und 90er Jahren festgestellt. Russische Mikrobiologen merkten damals nämlich, dass bestimmte Bakterien resistenter gegen verschiedene Antibiotika wurden. 2008 hat sich dann auch gezeigt, dass ein relativ bekannter Durchfallerreger, nämlich die Salmonellen, durch Schwerelosigkeit wesentlich aggressiver wird und zum Beispiel viel schneller Mäuse tötet.
Dazu kommt eben auch, dass das menschliche Immunsystem während der Raumfahrt unter Schwerelosigkeitsbedingungen im Laufe der Zeit schlechter wird. Das ist natürlich eine ungünstige Kombination. Und nicht nur die Menschen müssen sich vor Mikroorganismen in Acht nehmen, sondern auch Raumstationen und Raumfahrzeuge sind durchaus gefährdet. Nämlich zum Beispiel durch Korrosion durch säurebildende bakterielle Biofilme, wie wir sie zum Beispiel von Zahnbelag kennen, durch Pilze, die Gummidichtungen spröde machen, oder auch durch Mikroorganismen, die Filter und andere Bestandteile des Lebenserhaltungssystems besiedeln und möglicherweise unbrauchbar machen.
Fest steht jedenfalls, dass Mikroorganismen im Weltraum unberechenbar werden, und »unberechenbar« ist ein Wort, das man in der Raumfahrt nur sehr ungerne hört. Gerade auch im Zusammenhang mit den geplanten Marsmissionen, die ja auf mehrere Jahre ausgelegt sind
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.