Evolution: Tier mit Wir-Gefühl
Der Mensch ist keineswegs das einzige intelligente Lebewesen auf dem Planeten Erde. Tiere verfügen oftmals über beeindruckende kognitive Fähigkeiten, Menschenaffen etwa über ein gutes Verständnis von kausalen Zusammenhängen. Doch in einer wesentlichen Hinsicht unterscheidet sich der Mensch kognitiv vom Tier. Er kann sich in andere hineinversetzen, sich mit ihnen in einzigartiger Weise austauschen und mit ihnen kooperieren.
Das betonen die englische Anthropologin Alice Roberts von der University of Birmingham und der vielfach ausgezeichnete Anthropologe und Verhaltenspsychologe Michael Tomasello, Co-Direktor am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Die beiden Forscher kommen in einem Clip des YouTube-Kanals Inspiration Journey zu Wort, der in kurzen, visuell ansprechenden Videos die Leistungen bekannter Forscher würdigt.
Da der Film inhaltlich aber nicht gerade in die Breite und Tiefe geht, hier einige zusätzliche Infos. Im Zentrum von Michael Tomasellos Idee der besonderen menschlichen Kooperationsfertigkeit steht die Fähigkeit zur geteilten Intentionalität (siehe hierzu etwa eine Übersichtsarbeit von Tomasello aus dem Jahr 2016). Menschen können ihr Handeln nur deshalb gemeinsam mit anderen auf bestimmte Ziele richten, weil sie einander genau wie sich selbst als Akteure mit Absichten begreifen.
Der Psychologe greift für seine Theorien auf Dutzende von psychologischen Experimenten mit Affen und Menschen zurück, etwa zu Blickbewegungen. So folgen Schimpansen zwar den Kopfbewegungen anderer. Doch schon Kleinkinder schauen überdies zurück auf die Person, deren Blick sie folgen. Und Kinder deuten auf interessante Gegenstände nicht nur, um sie zu fordern, sondern um etwas mitzuteilen; Affen hingegen zeigen anderen Affen nichts.
Ob wirklich nur der Mensch zur geteilten Intentionalität in der Lage ist, ist bis heute allerdings umstritten.
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