Lexikon der Biologie: Asseln
Asseln [über ital. asello = Wasserassel, von latein. asellus = Esel], Isopoda, Ordnung der Peracarida (Überordnung der Malacostraca) mit zahlreichen Familien ( vgl. Tab. ). Asseln sind mit über 8000 Arten eine ökologisch sehr vielgestaltige Krebsgruppe (Krebstiere). Sie besiedeln das Meer von den Küsten bis zur Tiefsee, sind in mehreren Linien ins Süßwasser eingedrungen, und die Vertreter der Unterordnung Oniscoidea (Landasseln) sind zu echten Landtieren geworden, die sogar Halbwüsten bewohnen. Neben Pflanzenfressern, Räubern, Aas- und Detritusfressern sind mehrfach Parasiten entstanden, so die Fischasseln und die Bopyridae, die zum Teil kaum noch wie Krebstiere aussehen. Auch in ihrer Gestalt sind die Asseln mannigfaltig. Die meisten Arten sind dorsiventral abgeflacht; der Körper erscheint durchgehend segmentiert, d. h., es fehlt ein Carapax, und der Cephalothorax enthält außer dem Kopf mit sitzenden, ungestielten Augen nur 1, maximal 2 Thorakomeren. Das vorderste Thorakopodenpaar ist als Maxillipeden ausgebildet, die folgenden 7 Paare sind untereinander gleiche Schreitbeine ohne Exopoditen. Der Körper ist oft seitlich verbreitert durch pleurotergitähnliche Epimeren oder häufiger "Pseudepimeren", die aus mit dem Rumpf verwachsenen, verbreiterten Coxen der Beine hervorgegangen sind. Pleon und Uropoden sind verschieden gestaltet. Häufig sind ein oder mehrere, im Extremfall alle Pleonsegmente mit dem Telson zu einem großen Pleotelson verschmolzen. Die Pleopoden sind breite, blattartige Spaltbeine, die als Kiemen, bei vielen marinen Arten auch als Schwimmbeine dienen. Sie liegen dachziegelartig übereinander, wobei die kräftigeren Exopodite die weichhäutigen Endopodite schützen. Die Uropoden bilden ursprünglich und noch bei den Sphaeromatida und Cymothoida (die früheren Flabellifera) einen Schwanzfächer. Bei den Valvifera (Klappenasseln) sind die Uropoden deckel- oder schranktürartig und bilden einen in der Ruhe abgeschlossenen Kiemenraum, bei anderen (Asellota, Landasseln) sind sie griffelförmig. Bei vielen Landasseln(Oniscoidea) besitzen die Pleopoden Luftatmungsorgane. – Die meisten Asseln ( vgl. Abb. ) sind klein, wenige mm bis cm, nur Bathynomus giganteus (Cirolanidae) aus der Tiefsee erreicht 35 cm. Asseln besitzen primär 2 Paar Antennen. In vielen Gruppen zeigen die 1. Antennen die Tendenz zur Reduktion, oft bis auf winzige Reste. Bei solchen Arten verschwinden auch die Antennalglomeruli, charakteristische Schaltstellen im Deutocerebrum, die die von den Antennen gelieferten Sinneseindrücke verarbeiten. Statt ihrer entwickeln sie Glomeruli im Tritocerebrum. Der Darm der Asseln ist fast vollständig ektodermal; während der Embryonalentwicklung verlängert sich das Proctodaeum, bis es fast an den Kaumagen stößt, und vom Entoderm bleiben nur die Mitteldarmdrüsen. Exkretionsorgane sind Maxillendrüsen. Das Herz mit 2, bei terrestrischen Arten 1 Ostienpaar, liegt, entsprechend der Lage der Atmungsorgane, größtenteils im Pleon. Viele Asseln sind getrenntgeschlechtlich. Die Geschlechtsbestimmung ist meist genotypisch, oft ohne Ausbildung spezialisierter Geschlechtschromosomen. Andere Asseln sind proterandrische, seltener protogyne Zwitter, und die parasitischen Bopyridae (Epicaridea) haben eine phänotypische Geschlechtsbestimmung. Bei der Paarung wird das Sperma mit den modifizierten vorderen Pleopoden in die weibliche Geschlechtsöffnung eingeführt. Immer ist der Endopodit des 2. Pleopoden als Kopulationsorgan ausgebildet; bei vielen Arten dienen die beiden ersten Pleopoden als Gonopoden. Die meist dotterreichen Eier entwickeln sich in dem für alle Peracarida charakteristischen Marsupium ( vgl. Abb. ), das erst nach der Paarung in einer Parturialhäutung entsteht. Den Jungtieren fehlt zunächst noch das 7. Pereiopodenpaar (Mancastadium). Es erscheint z. B. bei Porcellio (Landasseln) nach der 3. postembryonalen Häutung. Bei vielen parasitischen Asseln, die im adulten Zustand zum Teil kaum noch an Krebstiere erinnern, sind die Jungtiere zunächst asselartig und können mehrere Larvenstadien durchlaufen (z. B. Epicaridium-Stadium, Cryptoniscium-Stadium). Einige Bohrasseln und Kugelasseln sind als Holzschädlinge von wirtschaftlicher Bedeutung. Asseln .
P.W.
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