Lexikon der Biologie: Störe
Störe, Störartige, Acipenseriformes, Ordnung der Knochenfische aus der Infraklasse Chondrostei; umfaßt 2 Familien: Eigentliche Störe, Rüsselstöre (Acipenseridae) und Löffelstöre oder Paddelfische (Polyodontidae) mit insgesamt 26 Arten. Primitive, zum Teil riesige Fische der Nordhemisphäre vor allem im mittleren Eurasien. Mehrere Arten leben nur im Süßwasser, andere vorwiegend im Meer, die aber zum Laichen in die Flüsse aufsteigen. Störe haben einen spindelförmigen Körper meist mit 5 Längsreihen stark entwickelter, oft gekielter Knochenplatten, spitz zulaufendem Knorpelvorsprung des Schädels (Rostrum), unterständigem Maul mit fleischigen Lippen und Bartfäden, asymmetrischer, heterozerker Schwanzflosse (Flossen), vorwiegend knorpeligem Skelett mit voll erhaltener Chorda dorsalis. – Zur Familie Eigentliche Störe gehören 24 Arten. In der Adria, im Schwarzen und Kaspischen Meer kommt der bis 5 m lange, großmäulige Hausen oder Beluga (Huso huso) vor, der zum Laichen im Winter oder Frühjahr in die Flüsse aufsteigt; er war früher auch im Donaugebiet häufig; wegen Überfischung vor allem der laichreifen Weibchen als Lieferanten des hochbezahlten Beluga-Kaviars und wegen der Gewässerverschmutzungen ist er heute selten. Ein reiner Süßwasserfisch ist im Gebiet des Amur der verwandte, bis 4 m lange Sibirische Hausen oder Kaluga (Huso dauricus). Die Gattung Echte Störe (Acipenser) umfaßt 18 Arten. Dazu zählen: Der bis 3,5 m lange, früher an europäischen Küsten weit verbreitete, heute seltene Atlantische, Baltische oder Gemeine Stör (Acipenser sturio;Fische II ), der seinen Laich in Flüssen ablegt; er war früher ein wirtschaftlich wichtiger Speisefisch. Der bis 125 cm lange Sterlet (Acipenser ruthenus) mit spitzer, leicht nach oben gebogener Schnauze lebt überwiegend in Strömen, die zum Schwarzen und Kaspischen Meer ziehen; in der Donau ist er heute sehr selten. Der bis 2 m lange Sternhausen (Acipenser stellatus) kommt vorwiegend im Schwarzen und Kaspischen Meer, aber auch in der östlichen Adria vor; er ist ein bedeutender Kaviarlieferant. Der breitschnauzige, bis 2,4 m lange Russische Stör oder Waxdick (Acipenser gueldenstaedti) aus den großen südrussischen Binnenmeeren und den einmündenden Strömen ist wirtschaftlich ebenfalls sehr bedeutsam; er wird in großem Umfang in Fischzuchtanstalten gehalten und vermehrt, wie auch andere Störe, z.B. Sterlet, Sternhausen, Waxdick, in Aquakulturen gehalten werden. Der bis 2 m lange Glattdick (Acipenser nudiventris) mit gefiederten Barteln kommt u.a. besonders häufig im Aralsee und Kaspischen Meer vor; er steigt ebenfalls zum Laichen in die Flüsse auf, während die Donaupopulation ständig im Süßwasser bleibt. Der bis 2,7 m lange nordamerikanische Felsenstör (Acipenser fulvescens) bewohnt ausschließlich Süßgewässer, vor allem große Seen im östlichen Nordamerika. Eine breite, abgeplattete Schnauze mit langen Barteln haben die in Flüssen lebenden Schaufelstöre. Hierzu gehören 3 Arten der Nordamerikanischen Schaufelstöre (Scaphirhynchus), z.B. der bis 85 cm lange Schaufelnasenstör (Scaphirhynchus platorhynchus) aus dem oberen Mississippi-Gebiet, und 3 Arten der Asiatischen Schaufelstöre (Pseudoscaphirhynchus) mit dem bis 75 cm langen, unvollständig beschuppten Amu-Darya-Schaufelstör (Pseudoscaphirhynchus kaufmanni) aus dem Einzugsgebiet des Aralsees. – Die beiden Arten der Familie Löffelstöre haben eine vorgezogene, löffelartige Schnauze ( ö vgl. Abb. ) mit kleinen Barteln, ein großes, mit vielen kleinen Zähnen bewehrtes Maul, kleine Augen und eine nahezu nackte Haut. Der bis 2,2 m lange Amerikanische Löffelstör (Polyodon spathula;Fische XII ) lebt im Einzugsgebiet des Mississippi; mit weit geöffnetem Maul und riesigem Kiemenkorb seiht er schwimmend Plankton aus, während der riesige, bis 7 m lange, als Speisefisch geschätzte Chinesische Schwertstör (Psephurus gladius) mit schwertförmiger Schnauze vorwiegend Fische jagt; er lebt im Jangtsekiang.
T.J.
Störe
Löffelstör
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