News: Völkerwanderung bei Schmetterlingen
Zusammen mit einem Dutzend Kollegen aus Europa arbeitete sich Parmesan durch ungefähr 250 Schmetterlingssammlungen von Museen und Liebhabern sowohl aus nord- als auch südeuropäischen Ländern. Anhand der Daten und Fundorte von 35 unterschiedlichen Spezies fertigte sie Karten an, aus denen die Verbreitungsgebiete in aufeinanderfolgenden Jahrzehnten hervorgehen. Sie entdeckte, daß im Laufe des zwanzigsten Jahrhunderts elf Arten an Ort und Stelle blieben, zwei nach Süden, die große Mehrzahl von 22 Spezies jedoch nach Norden gewandert waren. Der Trend "zeigte sich ganz eindeutig", sagt Huntley. Die Verbreitungsgrenzen verschoben sich dabei um 35 bis zu 240 Kilometer. Bei einigen Arten sind die neuen Nordgrenzen fast deckungsgleich mit den aufgrund der Klimaerwärmung gut hundert Kilometer nach Norden verlagerten Isothermen.
Die Daten deuten an, daß die bescheidene Erwärmung in Europa im letzten Jahrhundert – weniger als ein Grad Celsius – einen erheblichen ökologischen Einfluß hatte. Huntley weist darauf hin, daß Schmetterlinge sozusagen vor Klimaveränderungen davonlaufen können, weil sie als Reaktion auf regionale Wetterveränderungen rasch neue Kolonien gründen können. Schnecken und Käfer sind jedoch nicht so mobil, und daher ist die Gefahr größer, daß sie Opfer dieser Veränderungen werden, sagt er.
Die Ergebnisse zeigen auch die wichtige Rolle von Museen und Hobby-Wissenschaftlern, denn ohne die Daten der Schmetterlingssammler hätte die Studie niemals durchgeführt werden können. Zwar sehen viele molekularbiologisch orientierte Wissenschaftler deren Arbeit als veraltet an, für solche Fragestellungen sind ihre Kenntnisse jedoch ungeheuer wichtig.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 10.12.1998
"Schnell verschoben"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 15.9.1998
"Tropische Cyanobakterien auf Nordkurs"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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